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© dpa

Kursrutsch: Tui fliegt aus dem Dax

Ende einer Ära: Das Reiseunternehmen Tui ist seinen Platz im Deutschen Aktienindex los. Die Gründe dafür sind vielfältig. Offiziell werden der Kursverfall der Aktie und das starke Engagement von Großaktionären verantwortlich gemacht – Kritiker sprechen hingegen von Managementfehlern.

Über einen zu geringen Bekanntheitsgrad dürfte der Reise- und Schifffahrtskonzern TUI sich nicht beklagen können. Dafür sorgen seit Jahren immer neue Schlagzeilen: Kursrutsch der Aktie, rebellische Eigentümer, eine spektakuläre Hauptversammlung und bis zuletzt die Querelen um die Ablösung der Reedereitochter Hapag- Lloyd. Dazu kommt jetzt noch der Rauswurf aus der Börsen-Bundesliga Dax mit Prestigeverlust und weiterem Druck auf die Aktie. Doch einige Beobachter sehen auch Chancen für die Tui - ein Abstieg in den M-Dax ebne Wege für einen Neuanfang, sagen sie. Denn die 30 Dax-Unternehmen stehen in der öffentlichen Aufmerksamkeit ganz vorne in der Schusslinie - bei der Tui könnte zumindest etwas mehr Ruhe einkehren.

Seit Wochen wurde schon darüber spekuliert, jetzt ist es amtlich. Der Tui-Konzern wird künftig nicht mehr im Index der 30 wichtigsten Unternehmen an der Frankfurter Börse notiert sein. Ausschlaggebend ist der geringe Aktienwert sowie die beiden Großaktionäre, die zuletzt immer mehr Anteile gekauft haben - der norwegische Reeder John Fredriksen, der vor allem an Hapag Lloyd interessiert ist, und der russische Stahlmilliardär Alexej Mordaschow, der mit Tui-Chef Michael Frenzel den russischen Reisemarkt erobern will. Beide halten jeweils gut 15 Prozent. Hinzu kommen weitere Eigentümer mit größeren Paketen. Der Anteil frei handelbarer Aktien liegt nur noch bei gut 50 Prozent. Und so sieht das Unternehmen selbst die Angelegenheit vor allem als technischen Vorgang.

Expansion auf den internationalen Reisemarkt angestrebt

Mit dem Abstieg aus dem Dax endet für die Tui eine Ära. Schon der Vorläufer Preussag war in dem Index gelistet. Frenzel wollte aus dem industriellen Mischkonzern ein florierendes Touristikunternehmen machen. Doch die Terroranschläge des 11. September 2001 in den USA verdarben den Gästen das Fernweh und machten Frenzel einen Strich durch die Rechnung. Kritiker warfen ihm aber auch gravierende Managementfehler vor: Er habe zu spät auf die wachsende Zahl der Internetanbieter reagiert, er sei zum falschen Zeitpunkt auf Einkaufstour gegangen und habe zudem zu teuer gekauft. Angesichts der Kursentwicklung stehe der Besitz der Tui-Aktie für "Tränen unter Investoren" höhnten Anleger auf der Hauptversammlung.

Schon 2004 drohte der Abstieg aus dem Dax. Doch unter anderem Spekulationen um eine drohende Übernahme beflügelten den Kurs und verhinderten den Rauswurf. Jetzt aber wird Frenzel die Tui im M-Dax wiederfinden, wo auch Hauptkonkurrent Arcandor anzutreffen ist, die Muttergesellschaft von Thomas Cook, der Nummer zwei auf dem Reisemarkt. Und hier kann Frenzel nun sein neues, altes Projekt vorantreiben: Die Expansion auf dem internationalen Reisemarkt. Denn die Hapag-Lloyd soll verkauft werden und Frenzel will im Tourismus wachsen. Wie es nach dem Verkauf von Hapag-Lloyd mit dem Dax weitergegangen wäre, ist sowieso ungewiss. Möglicherweise wäre es dann ohnehin eng geworden mit der Mitgliedschaft im Club der Dreißig.

Nord/LB-Expertin Martina Noß weist zudem darauf hin, dass die Tui schon immer eines der kleinen Dax-Unternehmen gewesen sei. Und der Abstieg sei nun schon seit Monaten ziemlich sicher. Deshalb erwarte sie keine gravierenden Konsequenzen. Dass sich die Indexfonds von Tui-Papieren verabschieden müssten, werde kurzfristig vielleicht den Kurs nochmal drücken, das werde sich aber schnell wieder ausgleichen. Die große Frage bei Tui sei die Zukunft von Hapag-Lloyd. "Das wird auch im M-Dax die Frage sein und es wird das Unternehmen mehr bewegen als die Zugehörigkeit zu irgendeinem Index", ist Noß überzeugt.

Eva Tasche[dpa]

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