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Wirtschaft: Kurvenstars

Allroundmodelle oder Rennbretter: Nie war Ski-Ausrüstung so preiswert

Skifahrer kennen das Problem: Wenn der Berg ruft, leert sich der Geldbeutel. Für eine Neuausstattung mit Skiern, Schuhen und warmer Bekleidung sind mindestens 500 Euro zu kalkulieren. Dazu kommen bei einem Skiurlaub Anfahrt, Unterbringung und der häufig schmerzhaft teure Skipass. Allerdings gibt es einen Trost. Zumindest die Ausrüstung mit Skiern und Bekleidung ist in diesem Winter so billig wie seit Jahren nicht mehr. Sportgeschäfte wie Intersport oder Sportscheck haben schon mitten in der Saison die Preise für Ski-Sets (Ski und Bindung) herabgesetzt. Bei Intersport liegt der Einstiegspreis für ein Ski-Set der Hausmarke Tecno bei 99 Euro. Und der Discounter Plus bot bereits Anfang Dezember in seinem Online-Shop Markenskier zu Tiefpreisen von 159 und 229 Euro an.

„Die Geschäfte müssen mit Sonderangeboten auf die Kaufzurückhaltung reagieren“, sagt Karl Oerder, Wintersportexperte der Handelsberatung BBE in Köln. Wegen der unsicheren wirtschaftlichen Lage hielten viele Skifahrer ihr Geld zusammen und nutzten ihre vorhandene Ausrüstung noch eine Saison länger. Zudem sei der Markt für die vor rund sechs Jahren eingeführten Carving- Skier inzwischen weit gehend gesättigt. „Die meisten Skifahrer haben ihre alten Bretter inzwischen ersetzt“, sagt Oerder.

Der Deutsche Ski-Verband schätzt, dass nur noch ein Fünftel der rund drei Millionen aktiven Skifahrer in Deutschland die alten „Zaunlatten“ benutzen. Die meisten Skihersteller haben ihre Produktion inzwischen komplett auf Carver umgestellt. Ihren Erfolg verdanken Carving-Skier ihren überlegenen Fahreigenschaften. Carver haben in der Mitte eine schmale Taille und sind wesentlich kürzer als die alten Bretter. Das erleichtert es, den Schwung anzusetzen und besser um die Kurven zu kommen.

Ende der 90-er Jahre hatte der Carving- Trend Skiherstellern und Sportgeschäften einen enormen Boom gebracht. Ihren Höhepunkt erreichte die Welle nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) in der Wintersaison 2000/2001, als 684000 Alpin-Skier im Wert von 150 Millionen Euro verkauft wurden. Seitdem schrumpft der Markt. In der vergangenen Saison gingen nur noch Skier im Gesamtwert von 128 Millionen Euro über die Ladentheke.

Das Können richtig einschätzen

Die Ski-Hersteller versuchen deshalb, den Markt mit neuen Trends und technischen Raffinessen anzukurbeln. „Neue Impulse versprechen sich die Hersteller von den Cross- Skiern, einer Mischung aus Allround- und Rennmodellen“, erläutert Stefan Brunner von der GfK. Cross-Skier sind etwas breiter als herkömmliche Modelle und erleichtern es, abseits der Pisten im Tiefschnee zu fahren. Auch spezielle Damen-Skier gewinnen laut Brunner an Bedeutung. Allerdings scheiden sich die Geister, ob Frau tatsächlich einen eigens für sie konstruierten Ski braucht. „Dem Ski ist es eigentlich egal, ob ihn eine Frau oder ein Mann fährt“, sagt Stefan Schwarzbach, Materialexperte beim Deutschen Skiverband. „Die meisten ,Frauen- Skier’ unterscheiden sich nur im Design von anderen Modellen und wurden von den Herstellern einfach etwas komfortabler ausgelegt, weil Frauen meist weniger aggressiv fahren als Männer.“ Trotzdem forschen viele Hersteller an speziellen Modellen für Frauen. Sie meinen, dass ein Damen-Ski anders konstruiert sein müsse, weil Frauen wegen des etwas breiteren Hüftbereichs einen anderen Körperschwerpunkt haben.

Beim Kauf neuer Ski sollten die Kunden vor allem ihr Können richtig einschätzen, rät Schwarzbach: „Mit einem weniger sportlichen Ski ist der Fahrer zwar langsamer unterwegs, dafür braucht er aber weniger Kraft.“ Und das erhöhe die Sicherheit, weil der Skifahrer besser die Kontrolle behalte.

Die unüberschaubare Vielfalt der Modelle lässt sich in drei große Gruppen unterteilen: Komfort, Allround und Slalom. „Komfort- Skier eignen sich vor allem für Einsteiger und bequeme Skifahrer, die keine sportlichen Ambitionen haben“, sagt Schwarzbach. Die Skier sind zwischen 1,60 und 1,70 Meter lang und relativ breit, was den Fahrkomfort erhöht. Die größte Gruppe der Modelle bilden die Allrounder, die für die Mehrzahl der Skifahrer die richtige Wahl sind. Egal, ob Piste oder Tiefschnee, schnell oder langsam, der „Ski für alle Fälle“ eignet sich für jeden Einsatz. Im Vergleich zu den Komfort-Skiern sind sie etwas länger und schmaler. Sehr sportliche Fahrer greifen zu Slalom-Ski, die ganz auf den Kurzschwung ausgerichtet sind. Die kurzen und sehr leichten Bretter sind besonders drehfreudig. Foto: dpa

Maurice Shahd

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