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Wirtschaft: Landesbanken im Visier

Auf die BayernLB kommen weitere Belastungen zu, erwarten Experten. Das gefährdet die geplante Fusion mit der LBBW

Berlin - Nach der spektakulären Rettungsaktion für die Hypo Real Estate ist die deutsche Finanzbranche auf der Suche nach weiteren potenziellen Krisenherden. Neben Immobilienfinanzierern wie der Commerzbank-Tochter Eurohypo und der Wiesbadener Aareal-Bank fallen dabei immer wieder die Namen von Landesbanken. Schon jetzt addieren sich die bekannt gewordenen Belastungen bei den sieben Instituten auf rund 15 Milliarden Euro. Experten befürchten, dass dieser Betrag noch deutlich größer wird. Weitere acht Milliarden Euro seien möglich, meldet das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Analysten.

Im Blickpunkt steht neben der HSH Nordbank und der WestLB in Düsseldorf vor allem die BayernLB. Sie hat bisher Belastungen in Höhe von rund fünf Milliarden Euro eingeräumt, die über eine Bürgschaft des Landes und der Sparkassen abgedeckt werden sollen. Weil sich die EU-Kommission in Brüssel bisher weigert, diesen Rettungsschirm zu genehmigen, drohen weitere Abschreibungen.

Hinzu kommen Ausfälle aus der Insolvenz der US-Investmentbank Lehman Brothers. Offiziell ist die BayernLB von der Lehmann-Pleite mit 300 Millionen Euro betroffen. Doch Kenner der Bank bezweifeln diese Zahl. „Die Risiken bei der Bayerischen Landesbank sind wesentlich höher als bisher eingeräumt“, sagt Sepp Dürr, Fraktionschef der Grünen in Bayern. Die 300 Millionen beruhten auf Angaben einer Landesbank-Tochter in New York. Doch die habe nicht alle Geschäfte mit Lehmann Brothers und anderen Investmentbanken abgeschlossen. Viele riskante Finanzierungsstrategien seien auch direkt von München aus eingefädelt worden. Da dabei außerdem Tochtergesellschaften des Kredithauses, die nicht in der Bilanz stünden, im Spiel gewesen seien, sei die Bestandsaufnahme des Schadens aufwendig und brauche noch Zeit. „Deshalb gelangen die Verluste häppchenweise an die Öffentlichkeit“, sagt Dürr.

Auch wegen der Probleme der Bank dringen die bayerischen Sparkassen, denen das Institut zur Hälfte gehört, seit langem auf einen Zusammenschluss mit der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Die Gespräche laufen bereits seit Monaten, kommen jedoch nicht voran. Eigentlich sollte es nach der Landtagswahl in Bayern so richtig losgehen. Doch nun erschwert die verschärfte Krise die Fusionsgespräche. Denn auch die LBBW ist vorsichtiger geworden. Erstens ist sie selbst mit mindestens 200 Millionen Euro von der Lehmann-Pleite betroffen. Zweitens befüchtet Bankchef Siegfried Jaschinski negative Konsequenzen einer Fusion für die eigene Refinanzierung, die gerade in der derzeitigen Krisenphase, in der sich Banken gegenseitig kaum mehr Geld leihen, extrem wichtig geworden ist. So heißt es in Stuttgart, die bestehenden Kreditlinien der beiden Banken könnten wohl nicht ohne weiteres addiert werden. Teilweise würden Kredite gekappt werden müssen. Zudem fürchtet die LBBW, dass ihr Rating unter einer Fusion leiden könnte. Die Bewertung der Kreditwürdigkeit durch die Ratingagenturen ist maßgeblich für die Refinanzierung. Sie bestimmt den Zinssatz, den Banken für Kredite bei anderen Banken zahlen müssen. Das Rating der BayernLB ist zumindest bei ungesicherten Verbindlichkeiten etwas schlechter als das der LBBW. Drittens will man in Stuttgart offenbar keine zu großen Risiken eingehen, ehe der Rettungsschirm für die Bayern durch die EU genehmigt ist. LBBW-Sprecher Michael Pfister wollte sich auf Anfrage nicht zu den konkreten Problemen äußern. Er betonte jedoch: „Die derzeitige Situation ist sicher nicht das beste Umfeld, um Fusionsgespräche zu führen.“

Auch politisch ist die Lage für die Fusion im Süden durch die bayerische Landtagswahl nicht leichter geworden. Die CSU würde die Bank ohnehin am liebsten komplett in München behalten. Und der mögliche Koalitionspartner FDP hat sich bereits für eine Privatisierung der BayernLB ausgesprochen. stek/ball

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