zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Leas dir was

Leasing kann eine attraktive Finanzierung sein, macht aber nicht bei allem und für jeden Sinn

In Zeiten knapper Kassen wird Leasing schnell zum Zauberwort. Begehrte Güter scheinen plötzlich greifbar nahe. Man muss schließlich nur den Vertrag unterschreiben, eine Anzahlung leisten und die Raten zahlen. Dabei lässt sich heute nahezu alles leasen: Autos, Immobilien, Haushaltsgeräte, Büroeinrichtungen, Küchen, Maschinen und Computer.

Doch nicht bei allem und für alle macht das Leasen Sinn. Im Allgemeinen haben Unternehmen und Selbstständige die größeren Vorteile von der „zeitweiligen Überlassung gegen Entgelt“: Die Leasingraten können steuerlich voll abgesetzt werden, das Unternehmen bleibt finanziell beweglicher, weil weniger Kapital gebunden ist, das geleaste Gerät taucht nicht in der Firmenbilanz auf, da es im Besitz des Leasinggebers bleibt, und man kann jeweils die modernsten Maschinen und Geräte nutzen, die oft eine höhere Produktivität und mehr „Features“ bieten als ältere Modelle. Nachteil: Leasing ist in den meisten Fällen teurer als die Anschaffung.

„Das muss aber nicht unbedingt sein“, sagt Kerstin Backofen, Redakteurin der Zeitschrift Finanztest der Stiftung Warentest, die bei einer ganzen Reihe von Waren die Gesamtkosten von Finanzierung und Leasing miteinander verglichen hat. Ausgerechnet beim privaten Autokauf gibt es Beispiele, bei denen Leasing sogar günstiger sein kann als die Finanzierung.

Bei elf Automodellen von Audi bis VW verglich Finanztest mehrere Finanzierungsangebote mit den Offerten verschiedener Leasingfirmen. In zwei Fällen blieben die hochgerechneten Leasingkosten beim preiswertesten Leasinggeber VR-Leasing unter dem Finanzierungsangebot der günstigsten Allbank: ein 320er-BMW kostete dort am Ende 120 Euro und ein Audi A4 Avant sogar rund 380 Euro weniger als beim Kauf. Für die Finanztest-Redakteure ist es weitgehend eine „Typfrage“, ob man das Auto kauft oder least: denn „wer least, wird nicht Besitzer des Autos.“ Er zahlt mit der Leasingrate nur die „Monatsmiete“ und den Wertverlust während der Vertragslaufzeit. Allerdings, geben die Tester zu bedenken, müsste, wer vernünftig kalkuliert, daneben auch noch sparen, damit er sich nach der Leasingzeit die Anzahlung für das neue Auto leisten kann, denn die wird bei einem neuen Leasingvertrag wieder verlangt. Darüber hinaus gibt es auch die Möglichkeit, den Wagen nach Ablauf der Leasingzeit zu behalten und die Restsumme entweder auf einmal oder als Anschlussfinanzierung zu begleichen, auch das kann sich immer noch rechnen.

Abgesehen vom Auto ist Leasing in Privathaushalten meist ein teurer Spaß, urteilen die Tester. Bei einem geleasten Computer legt man deutlich drauf: Ein für zwei Jahre „gemieteter“ PC kostet etwa 100 Euro pro Monat – im Laden dagegen „nur“ etwa 2000 Euro. Während der Nutzungszeit ist man nicht Eigentümer des Geräts, hat aber viele Pflichten. Gibt der Rechner nach kurzer Zeit schon den Geist auf, sind die Raten dennoch bis zum Ende der Vertragslaufzeit zu zahlen. Und auch bei Garantiefällen muss man selbst mit dem Hersteller verhandeln, ob er den PC durch einen neuen ersetzt oder repariert.

Wer seine finanziellen Verhältnisse allzu optimistisch eingeschätzt hat und die Leasingraten nicht mehr bezahlen kann, hat ein Problem: Ein Ausstieg innerhalb der Vertragslaufzeit ist kaum möglich und wenn man die Raten schuldig bleibt, kann der Leasinggeber fristlos kündigen und die restlichen Raten alle auf einmal verlangen. Vorsicht geboten ist auch beim „Andienungsrecht“. Vor allem Verträge mit niedrigen Raten haben diesen „Haken“. Der Vertrag sieht vor, dass der Leasingnehmer das Gerät nach Ende der vereinbarten Laufzeit zu einem vorher festgelegten Restwert übernimmt.

Vor allem beim PC kann das ins Auge gehen: Vereinbart man hier nach einer zweijährigen Laufzeit einen Restwert von 1000 Euro, stellt sich Trauer ein, wenn man feststellt, dass der Rechner am Markt aber nur noch 300 Euro wert ist. Noch teurer sind Haushaltsgeräte wie zum Beispiel Wäschetrockner, hier können die Leasingkosten bis zu 100 Prozent über dem Kaufpreis liegen.

Harald Olkus

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false