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Wirtschaft: Lebensversicherungen als Vorsorge für Risikoscheue

Wer heute zu Geld kommt, hat die Qual der Wahl.Im Finanzsektor konkurrieren Banken und Versicherungen um den gut betuchten Anleger.

Wer heute zu Geld kommt, hat die Qual der Wahl.Im Finanzsektor konkurrieren Banken und Versicherungen um den gut betuchten Anleger.Längst ist die Rentenversicherung am Bankschalter zu haben, und die großen Assekuranzen legen ihre eigenen Fonds auf.Über Unterschiede und Möglichkeiten zur Zusammenarbeit sprach Antje Kullrich mit Jörg Schulz, Lebensversicherungsexperte und zuständig für Marktanalysen beim Gerling-Konzern, Köln. TAGESSPIEGEL: Welche Produkte in Sachen Geldanlage bieten Sie Ihren Kunden an? SCHULZ: Grundsätzlich hat der Kunde mehrere Möglichkeiten.Wir möchten jedoch unsere Lebensversicherungen nicht primär als Geldanlage präsentieren, sondern wollen vor allem den Vorsorgeaspekt in den Vordergrund stellen.Neben der normalen Kapital-Lebensversicherung bieten wir unter anderem die fondsgebundene Version an.Meist verkaufen wir diese Anlageform aber nur als Zusatzversorgung.Sie ist nicht für denjenigen geeignet, der sich mit 25 um seine Zukunft sorgt und die wichtigsten Risiken erst einmal absichern möchte.Darüber hinaus gehört zu Gerling eine Investmentgesellschaft, über die wir eigene Fonds anbieten.Hier sprechen wir auch Kunden an, die ihr Geld aus einer abgelaufenen Lebensversicherung neu anlegen wollen. TAGESSPIEGEL: Welche Vorteile bieten Versicherungsprodukte im Vergleich zu Bankprodukten? Oder anders gefragt: Warum soll ich mein Geld Gerling und nicht der Deutschen Bank oder der Sparkasse anvertrauen? SCHULZ: Der entscheidende Vorteil bei Versicherungen ist, daß es sonst kein Produkt auf dem Markt gibt, das für einen Zeitraum von 30, 40 Jahren eine garantierte Mindestrendite von vier Prozent bietet.Das ist für denjenigen interessant, der langfristig plant und zu einem bestimmten Zeitpunkt in ferner Zukunft sein Geld benötigt.Bei Aktien, die im Durchschnitt vielleicht höhere Renditen versprechen, haben Sie immer das Risiko, daß die Kurse gerade im Keller sind, wenn Sie Ihr Geld brauchen. TAGESSPIEGEL: Wie sieht Ihre Zusammenarbeit mit den Banken aus? Kann der Kunde Gerling-Produkte auch bei einem Kreditinstitut erhalten? SCHULZ: Die Deutsche Bank ist zwar mit 30 Prozent an Gerling beteiligt, trotzdem kann man dort keine Versicherungen von uns kaufen.Bisher bietet lediglich die Stadtsparkasse Köln unsere Investmentfonds an.Uns ist aber bewußt, daß der Vertrieb über Banken immer wichtiger wird.Gerling wird sich wohl mittelfristig dahin orientieren.Andere Versicherer machen uns das vor. TAGESSPIEGEL: Welche Vorteile gibt es für einen Versicherer, mit Banken zu kooperieren? SCHULZ: Man kann umfangreichere Lösungen anbieten.So ist es beispielsweise möglich, daß der Versicherer bei einem Existenzgründer nicht als einziger Finanzierer auftritt.Die Zusammenarbeit erlaubt eine Kombination aus Bank- und Versicherungsprodukten und erleichtert auch den Vertrieb.Am Bankschalter lassen sich die Kunden häufiger sehen als in einem Versicherungsgebäude.Zudem bieten Kreditinstitute schon aufgrund ihrer normalen Geschäfte einen umfassenden Service, den wir nutzen sollten. TAGESSPIEGEL: Wie verteilt sich das Geld Ihrer anlegenden Kunden? Ist die Lebensversicherung nach wie vor die beliebteste Sparform, oder gibt es vermehrte Tendenzen hin zu anderen Anlageformen, etwa zu Investmentfonds? SCHULZ: Es besteht schon der Trend, daß abgelaufene Lebensversicherungen verstärkt in angelegt werden.Durch die Börsennachrichten und Berichte in den Wirtschaftszeitungen sind die Kunden deutlich renditebewußter geworden.Trotzdem spielt zum Beispiel die Fondspolice bei unserem Absatzvolumen noch kaum eine Rolle.Das hängt jedoch stark vom Vertriebsweg ab.Bei Versicherungen, die viel mit Strukturvertrieben zusammenarbeiten, beträgt der Anteil fondsgebundener Versicherungen am Neugeschäft oft 40 bis 50 Prozent. TAGESSPIEGEL: Ein Tip für den anlageinteressierten Leser: Wie legt der Gerling-Konzern sein Kapital an? Sind Aktien auch bei Ihnen im Moment besonders beliebt? SCHULZ: Die Lebensversicherer können bezüglich ihrer Kapitalanlagen nicht schalten und walten, wie sie wollen.Der Aktienanteil darf maximal 30 Prozent betragen.Zur Zeit hat Gerling dieses Limit noch nicht erreicht, und wir kaufen Aktien hinzu.Denn auf die Rendite wird immer mehr geachtet, weil der Kunde das wünscht und die Konkurrenz durch die anderen Versicherer das erfordert.

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