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Wirtschaft: Lederpflege für indische Flugzeugsitze

Die Berliner Schuhcreme-Firma Collonil sucht sich neue Nischen

Berlin - „Bubbles“ – das klingt nach Kaugummi und es riecht auch genauso. Wer aber das durchsichtige Gel von Collonil probiert, spuckt es ganz schnell wieder aus: Bitterstoffe sorgen dafür, dass es keiner isst. Der Pfefferminzgeruch soll auch nicht zum Essen verleiten, sondern genau wie das Etikett mit einem Frauenkopf des Pop-Art-Künstlers Roy Lichtenstein junge Kunden ansprechen. Bubbles ist Teil einer Sonderauflage, die der Lederpflegemittelhersteller Collonil zur Ausstellung des New Yorker Museum of Modern Art (MoMA) im vergangenen Jahr in Berlin gestartet hat.

Die bald hundert Jahre alte Berliner Traditionsfirma ist dabei, sich zu verändern – und versucht auch, in ganz neue Geschäftsbereiche vorzustoßen. Denn Schuhcreme allein reicht nicht mehr aus, um genügend Geld zu verdienen. 2004 begann die Testphase für die Sparte Aviation: Lederpflege für Flugzeuge. Collonil drang damit in einen Nischenmarkt vor, der bisher vor allem von scharfen Reinigungsmitteln dominiert wurde. Putzkolonnen bekämpften Flecken mit Alkoholreinigern, die das Leder angriffen. Collonil machte sich dieses Problem zu Nutze und entwickelte einen speziellen Lederschutz. Der kam bei den Fluglinien an: Nach Swiss Air und Air India hat sich vor kurzem Emirates mit seiner Flotte von über 50 Flugzeugen für Collonil entschieden. Die Sparte Aviation bringt beim Umsatz bisher erst acht Prozent, doch Collonil hofft auf weitere positive Entwicklungen, vor allem von Seiten der Flugzeughersteller.

Das hat Collonil auch nötig. Schon im Jahr 2000 bekam das Unternehmen die Branchenflaute deutlich zu spüren. Dem Abwärtstrend begegnete die Firma zunächst mit einer Verringerung der Belegschaft von 200 Mitarbeitern im Jahr 2003 auf aktuell rund 160. Das hat mitgeholfen, den Umsatz 2004 immerhin auf 35 Millionen Euro zu steigern. Das Unternehmen setzte aber auch auf andere Ansätze: Durch eine Portfoliobereinigung schrumpfte das Sortiment von über 1000 auf 800 Produkte. Neben Produktentwicklungen setzt Collonil, das seit 1956 in Wittenau ansässig ist, auf Kooperation.

Die „Car-Care“-Linie zum Beispiel für die Pflege von Ledersitzen in Autos, die bereits seit 2002 existiert, lief zunächst nicht den Erwartungen gemäß. Seit Collonil jedoch im Januar 2005 eine Vertriebskooperation mit dem Hersteller von Autopflegemitteln Sonax gestartet hat, kann das Unternehmen das gute Vertriebsnetz der Partnerfirma nutzen.

Auch bei der Arbeitsorganisation setzt Collonil auf Veränderung. In diesem Jahr hat das Unternehmen die Job-Rotation eingeführt. In der Produktion wechseln die 40 Mitarbeiter nun durch die verschiedenen Abfüllabteilungen. Das soll eine bessere Auslastung der Anlagen ermöglichen. Das Unternehmen mit Niederlassungen in Österreich, Frankreich und Dänemark setzt für die Zukunft vor allem auf den Export, der schon über die Hälfte des Umsatzes ausmacht. Collonil führt mit verschiedenen Produktschwerpunkten in über 80 Länder aus. Für 2005 strebt die Firma eine Umsatzsteigerung um zehn Prozent an.

Susanne Herrmann

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