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Wirtschaft: Life-Style fürs Gefängnis

New York/Berlin - Wenn das amerikanische Hausfrauenidol Martha Stewart demnächst ihr prachtvolles Anwesen in Westport im US-Staat Connecticut mit einer Zelle im Knast tauscht, könnte ihr bereits angeschlagener Medienkonzern Martha Stewart Living Omnimedia Inc (MSA) weiter in Bedrängnis kommen. Ein New Yorker Gericht hat Stewart am Freitag zu fünf Monaten Haft, fünf Monaten Hausarrest und 30000 Dollar Geldstrafe verurteilt.

New York/Berlin - Wenn das amerikanische Hausfrauenidol Martha Stewart demnächst ihr prachtvolles Anwesen in Westport im US-Staat Connecticut mit einer Zelle im Knast tauscht, könnte ihr bereits angeschlagener Medienkonzern Martha Stewart Living Omnimedia Inc (MSA) weiter in Bedrängnis kommen. Ein New Yorker Gericht hat Stewart am Freitag zu fünf Monaten Haft, fünf Monaten Hausarrest und 30000 Dollar Geldstrafe verurteilt. „Ich bin harte Arbeit gewöhnt, ich habe keine Angst“, sagte Stewart tapfer, als das New Yorker Gericht sie verurteilte: wegen Falschaussage, Wertpapierbetrugs und Behinderung des Gerichts. Nach dem Urteil stiegen die Aktien des Martha-Stewart-Imperiums um gut 25 Prozent auf 10,90 Dollar. Die Anleger hatten Schlimmeres erwartet.

Stewart hatte sich an dem Biotech-Unternehmen Imclone beteiligt. Vorübergehend. Am 27. Dezember 2001 verkaufte sie das Aktienpaket – offenbar, nachdem sie erfahren hatte, dass auch der Imclone-Gründer und Stewart-Freund Sam Waksal seine Anteile verkaufen werde, weil es eine erwartete Zulassung für ein Krebsmedikament nicht geben werde. Einen Tag später wurde die Zulassung verweigert, der Imclone-Kurs stürzte ab.

Die Unternehmerin beteuert, sie habe immer verkaufen wollen, wenn der Aktienkurs ein bestimmtes Niveau unterschreite. Das sei Ende 2001 der Fall gewesen. Doch das Gericht glaubte ihr nicht. Schlimmer: Durch ihre Unschuldsbeteuerungen habe sie weitere Anleger getäuscht – unter anderem ihre eigenen, die in das 300-Millionen-Dollar-Umsatz-Unternehmen (2002) investierten. Denn die Ware, mit der sie gehandelt hat, war Vertrauen: Vertrauen in ihren guten Geschmack, in ihren Stil, in ihren Begriff von Würde und Anstand. Martha Stewart hat wie kaum eine andere den amerikanischen Way-of-life geprägt.

Das Geschäft litt schwer, als Stewart vor Gericht sitzen musste. Der Umsatz der Martha Stewart Living Omnimedia brach ein, die Chefin musste sich von der Spitze zurückziehen.

Und jetzt? In ein paar Monaten werde sie wieder da sein, hat Martha Stewart ihren Fans versprochen. Und in der Zwischenzeit fragen sich die Amerikaner, wie man wohl ein Gefängnis angemessen einrichtet. Sie werden es bald erfahren.

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