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Wirtschaft: Lufthansa fühlt sich fit für neue Übernahmen

Finanzvorstand Kley: „Unsere Angriffslust ist wieder da“/Fluggesellschaft will sich auf das Passagiergeschäft konzentrieren

Paris - Die Deutsche Lufthansa bleibt auch nach dem Kauf des Schweizer Konkurrenten Swiss in der Offensive. „Wir sind finanzierungsstark und haben uns eine gute Ausgangsposition geschaffen: Unsere Angriffslust ist wieder da“, sagte Lufthansa-Finanzvorstand Karl-Ludwig Kley im Gespräch mit dem Handelsblatt.

Spekulationen, wonach der Star-Alliance-Partner Austrian Airlines als Nächstes auf der Kaufliste stehe, dementierte Kley zwar. Nach Abschluss zahlreicher Sanierungsarbeiten sei Lufthansa jedoch in der Lage, die Konsolidierung in der Luftfahrtindustrie aktiv zu begleiten. „Aktuell steht nichts an. Aber wir sind bereit, falls sich Möglichkeiten ergeben“, sagte er und verwies auf die gestärkte Bilanz des Konzerns: Lufthansa hat 2004 einen Konzerngewinn von 404 Millionen Euro erwirtschaftet, eine Milliarde Euro Schulden abgebaut und ein Liquiditätspolster von 3,8 Milliarden Euro angesammelt.

In Bereichen jenseits des Fluggeschäfts sieht sich Lufthansa auf der Verkäuferseite: Dass der Fokus stark auf das Kerngeschäft Passagierverkehr ausgerichtet ist, hat Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber bereits mit den Verkäufen von Tank & Rast, dem Anteil am Reservierungssystem Start Amadeus und dem Lufthansa-Gebäudemanagement verdeutlicht. Auch von den größeren Konzernbereichen Touristik (Thomas Cook) und Catering (LSG Sky Chefs), die unter Vorgänger Jürgen Weber aufgebaut wurden, rückt das Management zusehends ab. „2006 werde ich nicht mehr über Sanierungsfälle reden“, sagte Kley, „weil die Sanierung in diesem Jahr abgeschlossen wird“.

Dabei schränkte er die künftige Bedeutung der Catering-Tochter LSG Sky Chefs für den Lufthansa-Konzern deutlich ein. Zur erfolgreichen Führung des Kerngeschäfts sei „eine Präsenz der LSG außerhalb von Frankfurt und München nicht erforderlich“. Branchenbeobachter werten die Aussagen als Hinweis auf weitere Teilverkäufe innerhalb des weltweit tätigen Catering-Unternehmens. Lufthansa hatte 2004 bereits Chef Solutions verkauft, einen Anbieter von Fertigmahlzeiten für Supermärkte und Restaurants in Nordamerika. Er galt als Hauptverlustquelle der LSG-Holding.

Doch auch ohne Chef Solutions bleibt die US-Sparte ein Klotz am Bein der Lufthansa. Viele große US-Airlines fliegen am Rande der Pleite und servieren auf Kontinentalstrecken kaum mehr Essen. Lufthansa hat bereits 1,2 Milliarden Euro auf Goodwill und andere Vermögenswerte der Gruppe Sky Chefs abgeschrieben. Auf die anhaltend hohen Verluste seit 2001 hatte die Konzernmutter mit einer Verschärfung des Sanierungskurses reagiert, der auch in diesem Jahr wieder Geld kosten wird.

Operativ, betonte Finanzvorstand Kley, solle die LSG-Gruppe 2005 erstmals wieder die Gewinnschwelle erreichen – „allerdings vor Restrukturierungskosten“.

In Strategiepapieren des Lufthansa-Vorstands wird weder die Catering- noch die Touristik-Sparte als Kerngeschäftsfeld aufgeführt. Zwar soll der Reisekonzern Thomas Cook, an dem Lufthansa zu 50 Prozent beteiligt ist, in diesem Jahr aus der Verlustzone kommen. Ein stärkeres Engagement bei Europas zweitgrößter Touristikgruppe kommt für Lufthansa aber nicht in Frage. Sollte der 50-Prozent-Anteil des angeschlagenen Mitgesellschafters Karstadt-Quelle angeboten werden, „würde Lufthansa nicht kaufen“, betonte er.

Das Kapital will sich Lufthansa lieber für die überfällige Auslese unter den europäischen Fluggesellschaften aufsparen, unter denen sie vielleicht neue Übernahmekandidaten finden könnte. Luftfahrtexperten erwarten, dass einige Fluggesellschaften wegen der exorbitant hohen Kerosinpreise bald aufgeben werden. Langfristig sei dann davon auszugehen, dass nur noch drei bis vier große Fluggesellschaften in Europa übrig bleiben. Mit Blick auf chronische Kapitalvernichter wie Alitalia oder die griechische Olympic erwartet Kley jedoch noch keine schnelle Marktbereinigung: „In unserer Industrie ist es ausgeschlossen, zu prognostizieren, wer als Nächster aufgeben könnte.“

Matthias Eberle, HB

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