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Wirtschaft: Lufthansa kocht nicht mehr in Tegel

Catering-Betrieb endgültig geschlossen

Berlin - Die Lufthansa hat den Catering-Betrieb ihrer Tochtergesellschaft LSG Sky Chefs am Flughafen Berlin-Tegel jetzt endgültig zu Freitag geschlossen. Zuvor waren die Verhandlungen über einen Interessenausgleich gescheitert. Betroffen sind 141 Mitarbeiter. Dabei konnte LSG Sky Chefs weltweit in den ersten neun Monaten des Jahres den Gewinn vor Steuern um 36,5 Prozent auf 157 Millionen Euro steigern. Die Tegeler Küche für Bordmahlzeiten machte dagegen trotz wiederholter Zugeständnisse der Arbeitnehmer Verluste. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte zuletzt laut Betriebsrat weitere Einsparungen in Höhe von 1,6 Millionen Euro angeboten, die LSG bestand aber auf 2,78 Millionen Euro.

Bei der jüngsten Betriebsversammlung in einem Hotel am Flughafen ließ sich LSG-Arbeitsdirektor Andreas Hess nach Angaben des Betriebsrates von Bodyguards bewachen. „Wir werden behandelt wie Verbrecher“, so ein Teilnehmer. In der Frankfurter Zentrale war im September der Lufthansa-Werkschutz in die Räume des Betriebsrates eingedrungen und hatte in den Fenstern angebrachte Protestplakate entfernt. Die Personalvertreter erstatteten Anzeige, die LSG spricht von einem „Missverständnis“.

Das Berliner Personal wurde freigestellt, soll sich aber für Aufräum- und Abschlussarbeiten bereithalten. „Das Unternehmen beabsichtigt, grundsätzlich allen Mitarbeitern freie Arbeitsplätze an einem anderen Standort anzubieten“, teilte die Geschäftsleitung mit. Für einen Großteil der Betroffenen kommt der dazu nötige Umzug aber schon aus familiären Gründen nicht in Betracht. Derweil werden Fluggesellschaften in Tegel weiter von der LSG beliefert. Seit gestern gilt ein „Alternativkonzept“, so das Unternehmen. Das Essen wird jetzt im Evangelischen Johannesstift in Spandau zubereitet. Dort sichert der Auftrag die Auslastung der für den Eigenbedarf überdimensionierten Großküche, so Stiftssprecher Wolfgang Kern. „Acht bis zehn“ Zusatzkräfte wurden für das Catering eingestellt. Eine Auflage zur Übernahme von LSG-Kräften gab es nicht. Lagerbetrieb und Auslieferung erfolgen durch die Firma Newslog.

„Die haben sich einfach nur der eigenen Mitarbeiter entledigt“, so ein Betroffener. Damit niemand wegen eines vermeintlichen Betriebsüberganges auf Weiterbeschäftigung klagen kann, wurden laut Betriebsrat sogar die Spezialfahrzeuge ausgetauscht. Die bisher in Berlin genutzten Lieferwagen gehen nach Frankfurt, Newslog erhielt dagegen Lkws eines zuvor in Paris abgewickelten LSG-Betriebes.

Außerdem wollen sich Lufthansa und die Flughafengesellschaft auch von der gemeinsamen Abfertigungsgesellschaft Globe Ground Berlin trennen. Der Verkauf wurde inzwischen europaweit ausgeschrieben. Neueinstellungen gibt es laut Gewerkschaftssekretär Michael Walter nur noch mit Zeitverträgen über oft lediglich 30 oder 65 Monatsstunden.Vor wenigen Tagen hat Verdi einen Sanierungstarifvertrag für die 1500 Beschäftigten abgeschlossen. Er läuft bis Ende 2008 bei jährlichen Einsparungen von fünf Millionen Euro. Rainer W. During

Rainer W. During

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