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Wirtschaft: Lufthansa streicht Flüge nach Hongkong

Deutsche Unternehmen müssen sich wegen der Sars-Folgen auf Ertragseinbußen einstellen

Düsseldorf (cal/sws/HB). In den deutschen Unternehmen, die einen Großteil ihrer Umsätze in Asien erwirtschaften, wächst die Sorge vor einer Ausbreitung der Lungenkrankheit Sars. Sollte sich die Seuche über den gesamten asiatischen Kontinent oder sogar weltweit ausbreiten, muss sich eine Reihe deutscher Konzerne auf Ertragseinbußen einstellen – das glaubt auch die Investmentbank Equinet. „Unternehmen der Transport und Tourismusbranche könnten überproportional betroffen sein“, betont die Bank. Wegen ihrer starken Ausrichtung nach Fernost wird die Lufthansa wahrscheinlich am stärksten in Mitleidenschaft gezogen.

Durch die Sars-Krise ist mit Asien nun auch die letzte Wachstumsregion der Luftfahrt vom Negativ-Szenario erfasst worden. Der designierte Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber spricht von einer „unheiligen Allianz aus Konjunkturschwäche, Irak-Krieg und der Lungenkrankheit Sars“. Wegen ihrer hohen Auslastung galten Verbindungen nach Peking, Shanghai oder Hongkong bis zum Ausbruch der Sars-Epidemie als Goldgruben. Als Reaktion auf die neue Krise hat die Lufthansa jetzt einige Direktflüge gestrichen – etwa von München nach Schanghai und Hongkong.

Auch Europas größter Urlaubsmacher Tui leidet unter den Sars-Schlagzeilen, die den Aktienkurs wieder einmal gedrückt haben. Dabei sind direkte Auswirkungen auf das Tui-Geschäft kaum spürbar. Der Umsatzanteil des Asien-Geschäfts ist mit 1,7 Prozent verschwindend gering. Zwar hatte der Konzern wegen blühender Wachstumsfantasien in Asien auch dort mit dem Aufbau von Tochterfirmen begonnen. Ein Tui-Sprecher weist jedoch darauf hin, dass die Konzerntochter in China den Geschäftsbetrieb noch nicht aufgenommen habe – es also auch keine gravierenden Sars-Auswirkungen geben könne.

Stark in Asien sind die deutschen Chemie-Hersteller engagiert - etwa der Ludwigshafener BASF-Konzern. BASF registriert nach Aussage eines Sprechers bisher keine unmittelbaren Auswirkungen auf das Geschäft in Asien. Allerdings könne man nicht wissen, wie sich die Epidemie im zweiten und dritten Quartal entwickeln werde - dann könnte auch BASF direkt betroffen sein. Investitionsvorhaben in China liefen planmäßig weiter.

Der VW-Konzern, der in China mittlerweile mehr Autos verkauft als in Deutschland, blieb bisher von direkten Folgen der Lungenkrankheit verschont. „Bislang gibt es keinen Fall in der Belegschaft", sagte ein Unternehmenssprecher. Andere Firmen reagieren mit verstärkten Vorsichtsmaßnahmen: Der Chip-Hersteller Infineon hat an die Beschäftigten seines Werkes in Singapur Gesichtsmasken aus Deutschland geschickt, da sie vor Ort ausverkauft sind. Die Baumarktkette Obi hat zwar Dienstreisen nach China gestrichen, hält aber an ihren Expansionsplänen in China fest. Die Metro AG, die in China zwei Cash-and-Carry-Märkte betreibt, will erst die Entwicklung abwarten. Aus Sicht der Investmentbank Equinet könnte der hohe Asien-Anteil vieler Unternehmen beim Einkauf zu einem Problem werden: Besonders die beiden Sportartikel-Hersteller Puma und Adidas werden aus Asien beliefert.

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