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Wirtschaft: Lufthansa stürzt in die roten Zahlen

Sars, Konjunktur und Krieg belasten die Fluggesellschaft überraschend stark – jetzt soll verschärft gespart werden

Frankfurt (Main) (fw/ro). Die Lufthansa steckt tiefer in der Krise als erwartet. Vor allem die Folgen der Lungenkrankheit Sars, aber auch die schwache Konjunktur und der IrakKrieg haben wegen der starken Buchungsrückgänge zu einem hohen Quartalsverlust geführt. Mit 415 Millionen Euro fiel der Betriebsverlust in den ersten drei Monaten deutlich höher aus als selbst Pessimisten erwartet hatten. Im gleichen Zeitraum vor einem Jahr war noch ein Gewinn von zwölf Millionen Euro verbucht worden. Auch für das Gesamtjahr erwartet die Lufthansa rote Zahlen.

Nach Ansicht von Vorstandschef Jürgen Weber befindet sich die Lufthansa in ihrer bisher größten wirtschaftlichen Krise. „Die Lage war noch nie so ernst“, sagte Weber bei der Vorlage der Zahlen am Mittwoch. Finanzchef Karl Ludwig Kley schloss gegenüber dem Tagesspiegel Gehaltskürzungen und auch Entlassungen bei der Lufthansa nicht aus, sollten nicht neue innovative Wege zur Eindämmung der Kosten gefunden werden.

Die Lufthansa hat in den vergangenen Monaten bereits auf die Krise reagiert und 70 ihrer 400 Maschinen still gelegt. Zudem hat sie Sparmaßnahmen beim Personal eingeführt: Bei den Mitarbeitern in der Kabine führte das Unternehmen Kurzarbeit ein, beim Bodenpersonal wurde die Arbeitszeit ohne Lohnausgleich auf 36 Stunden gekürzt. Auch die Piloten haben eine Krisenbeteiligung zugesagt. „Die bislang beschlossenen Maßnahmen werden nicht ausreichen“, sagte Finanzchef Kley am Mittwoch. Allein beim Personal müssten mindestens weitere 200 Millionen Euro eingespart werden.

Allerdings kann der Konzernvorstand nicht wie geplant am Donnerstag die Arbeitszeit für das Bodenpersonal weiter auf 35 Stunden mit Lohnabzug verkürzen – es sei denn, er wird vertragsbrüchig. Denn der Gesamtbetriebsrat hat am Mittwoch den zweiten Krisenfall – das heißt, dass die Erlöse um mehr als 15 Prozent eingebrochen sind – nicht feststellen können, wie der Tagesspiegel aus unternehmensnahen Kreisen erfuhr. Es müssten jetzt Wirtschaftsprüfer damit beauftragt werden, hieß es. Kürzt die Lufthansa die Arbeitszeit am Donnerstag dennoch, breche sie den Tarifvertrag und müsse sich auf einen Konflikt mit den Tarifparteien einstellen.

Die Entwicklung in der für Lufthansa sehr wichtigen Region Asien bezeichnete Kley als dramatisch. Hier erzielt sie in normalen Zeiten 20 Prozent des Umsatzes, der Anteil am Gewinn liegt noch höher. Seit Ende März sei die Situation katastrophal. „Sars trifft das einzige vorher noch voll funktionierende Verkehrsgebiet.“ Spielraum zu weiteren Einsparungen sieht Kley nicht mehr, weil das Flugangebot bereits nachhaltig ausgedünnt ist.

Krisenmanagement sei derzeit die Hauptbeschäftigung des Lufthansa-Managements. Weitere Flugzeuge, besonders im Europaverkehr, könnten still gelegt werden. Bei den Flügen nach Nordamerika habe sich die Lage immerhin stabilisiert. Mit der bereits eingeleiteten Arbeitszeitverkürzung und -Flexibilisierung stößt die Lufthansa mittlerweile an Grenzen. „Die Krisenklauseln in den Tarifverträgen schaffen uns nicht den Boden unter den Füßen“, so Kley. Fest steht, dass die Lufthansa in diesem Jahr rund 2000 Arbeitsplätze über natürliche Fluktuation abbauen wird. Investitionen werden niedrig gehalten, stoppen will sie Vorstandschef Weber aber nicht. „Sparen allein ist nicht die Zukunft."

Kley fordert auch einen Beitrag von den Flughäfen und der Flugsicherung zur Krisenbewältigung. Nach wie vor seien die Gebühren in Deutschland zu hoch. „Wenn wir in Frankfurt die Kosten von Amsterdam hätten, könnten wir die Kosten pro Jahr um über 160 Millionen Euro drücken.“ Subventionen lehnen Kley und Weber jedoch ausdrücklich ab. Auch weil die Lufthansa nach wie vor „finanziell gesund“ sei und über eine hohe Liquidität verfüge. Die Netto-Kredit-Schulden konnten von Ende Dezember bis Ende März um elf Prozent gedrückt werden.

Insgesamt erzielte die Lufthansa einen Quartalsumsatz von 3,7 Milliarden Euro, 4,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Die dicksten Verluste gab es mit 367 Millionen Euro im Passagierverkehr und mit 83 Millionen Euro beim Touristik-Ableger Thomas Cook.

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