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Wirtschaft: Lufthansa: Tarifgespräche wurden wieder aufgenommen

Nach dem letzten Piloten-Streik am vergangenen Donnerstag sind die Verhandlungsführer der Interessenvertretung der Piloten, der Vereinigung Cockpit, und der Deutschen Lufthansa am Sonntag wieder zusammengetroffen. Nach Angaben der Vereinigung Cockpit wurden die Gespräche wieder aufgenommen, ohne dass Lufthansa ein verbessertes Angebot vorgelegt hätte.

Nach dem letzten Piloten-Streik am vergangenen Donnerstag sind die Verhandlungsführer der Interessenvertretung der Piloten, der Vereinigung Cockpit, und der Deutschen Lufthansa am Sonntag wieder zusammengetroffen. Nach Angaben der Vereinigung Cockpit wurden die Gespräche wieder aufgenommen, ohne dass Lufthansa ein verbessertes Angebot vorgelegt hätte. "Die Mehrheit der Geschäftsführung ist noch nicht so weit," sagte Georg Fongern, Sprecher der Vereinigung Cockpit gegenüber dem Tagesspiegel. Lufthansa-Sprecher Michael Lamberti wollte dies weder bestätigen noch dementieren. Beobachter rechnen nach wie vor nicht mit einer raschen Einigung. Dafür seien die Positionen nach wie vor zu weit auseinander.

Falls es bis Mittwoch keinen Durchbruch zwischen den Tarifparteien gibt, wollen die Piloten am Donnerstag erneut 24 Stunden lang streiken. Die Vorbereitungen für den nächsten ganztägigen Arbeitskampf liefen unvermindert weiter, hatte der Verhandlungsführer der Vereinigung Cockpit Michael Tarp am vergangenen Freitag erklärt. Man sei jedoch unverändert dialogbereit. Die von der Lufthansa angebotene Erhöhung der Festvergütung um 10,64 Prozent kann nach Ansicht der Pilotenvertretung nur eine Offerte für zwölf Monate sein. Lufthansa hat dagegen eine Laufzeit von vier Jahren vorgeschlagen und bietet in den übrigen drei Jahren eine Erhöhung der festen Vergütung jeweils in Höhe der Inflationsrate sowie eine Ergebnisbeteiligung von bis zu zwei Monatsgehältern an. Die Piloten fordern hingegen eine Erhöhung der Gehälter um 35 Prozent über vier Jahre plus Ergebnisbeteiligung. "Das ist die Forderung, aber nicht zugleich das Ergebnis der Verhandlungen", erklärte Tarp.

Bereits am vergangenen Donnerstag hatten die Piloten mit dem ersten ganztägigen Streik in der Konzerngeschichte die Airline weitgehend lahm gelegt. Nach Firmenangaben mussten rund 900 von 1130 planmäßigen Lufthansa-Flügen gestrichen werden. Unterdessen bestätigte Lufthansa, dass man der Aufforderung der Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW) nachkomme und die Möglichkeit von Schadenersatzansprüchen für die Kosten der jüngsten Piloten-Streiks juristisch prüfen lässt. Die DSW hatte Lufthansa im Interesse der Anleger zu Schadenersatzklagen gegen die Pilotenvertretung schriftlich aufgefordert. Der bisherige Arbeitskampf habe dem Unternehmen einen Schaden in "hoher zweistelliger Millionenhöhe zugefügt". Angesichts dieser Belastung und der Gefahr, dass sich der Lufthansa-Vorstand in den weiteren Verhandlungen zu übermäßigen Zugeständnissen drängen lassen könnte, mahne man daher die Wahrung der Aktionärsinteressen an. Auch in der Öffentlichkeit mehrt sich der Unmut gegenüber den Piloten, die schon heute zu den Spitzenverdienern im Lande gehören. Auch im Vergleich zu einem ICE-Lokführer kann sich das heutige Piloten-Gehalt sehen lassen. Ein Co-Pilot im ersten Berufsjahr kommt bislang bei der Lufthansa auf ein Jahres-Grundgehalt von 98 833,10 Mark. Dazu darf er sich über eine feste Ergebnisbeteiligung freuen. Ein Jumbo-Pilot verdient ab dem 17. Berufsjahr 311 512,20 Mark plus Ergebnisbeteiligung.

Die Piloten sind wichtig, ohne sie geht keine Maschine in die Luft. Aber ohne die Techniker am Boden läuft auch nichts. Sie allerdings müssen sich mit deutlich weniger zufrieden geben. Wer hier anfängt hat am Jahresende knapp 51 500 Mark auf dem Konto. In der Spitze kann er auf rund 103 000 Mark im Jahr kommen. Die deutlich höher qualifizierten Flugzeugingenieure beginnen laut Tarif mit einem Jahresgehalt von gut 66 000 Mark und erreichen in der Spitze ein Jahresgehalt von etwa 120 000 Mark.

Ähnlich sieht die Gehaltsstruktur bei Flugbegleiterinnen und beim Personal an den Check-In-Schaltern aus. Eine Flugbegleiterin im sechsten Berufsjahr etwa kommt auf ein Jahresgehalt von rund 63 500 Mark, eine erfahrene Fachkraft bei der Passagierabfertigung am Schalter auf rund 64 600 Mark. Zu diesen Jahresgehältern gesellt sich für 2000 eine Gewinnbeteiligung von 1100 Mark und von zehn Prozent eines Monatsgehaltes. Dies ist Bestandteil des vor wenigen Wochen ausgehandelten Tarifvertrags, der bei einer Laufzeit von einem Jahr eine Erhöhung der Gehälter von 3,5 Prozent vorsieht. Innerhalb der Lufthansa sind die Spannen also beträchtlich. Noch größer sind sie im Vergleich zur Bahn. Ein ICE-Lokführer etwa, der immerhin auch Verantwortung für bis zu 400 Fahrgäste trägt, kommt auf ein Jahresgehalt zwischen 60 000 und 74 000 Mark, wenn er im Westen angestellt ist. In Ostdeutschland sind es zwischen 51 000 und 67 000 Mark. Ein Schlosser, der sich um den technischen Zustand der ICEs kümmert, kommt auf maximal 45 000 Mark im Jahr, ist er höher qualifiziert sind auch bis 65 000 Mark drin. Zugbegleiter oder Kundenbetreuer der Bahn am Schalter können im Jahr in der Spitze bis zu 45 000 Mark verdienen. Ein Zugchef im ICE erreicht maximal rund 57 000 Mark.

Den Piloten mögen solche Zahlenspiele zwar nicht schmecken. Sie sind wegen der zugegebenermaßen sehr teuren Pilotenausbildung und der hohen Verantwortung der Flugzeugführer auch nur bedingt statthaft. Und dass sich die Piloten natürlich mit ihren Kollegen bei anderen Airlines vergleichen ist auch verständlich. Dass sich ein erfahrender ICE-Lokführer aber mit etwa einem Viertel des Gehaltes eines erfahrenen Jumbo-Kapitäns zufrieden geben muss, wird manch einen stutzig machen. Und wenig erfreut sind auch die übrigen Lufthansa-Angestellten. Deswegen gestalten sich die Verhandlungen über einen neuen Struktur-Tarifvertrag bei Lufthansa auch so zäh. Wenn schon nicht ein solcher Zuschlag wie bei den Piloten drin ist, möchten die anderen Lufthanseaten natürlich mindestens eine Gehaltsstufe höher rutschen. Besser noch zwei.

ro, mo

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