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Wirtschaft: Lufthansa verkauft Buchungssystem Amadeus

Spanische Anteilseigner bieten rund 100 Millionen Euro / Expansion ins Ausland geplant

Bad Homburg (hz/ebe/HB). Die Deutsche Lufthansa will ihre Mehrheit dem Buchungssystem Start Amadeus an die spanische ITFirma Amadeus Global Travel Distribution verkaufen. Nach Handelsblatt-Informationen sind entsprechende Verhandlungen mit dem bisherigen Minderheitsgesellschafter des Bad Homburger Unternehmens weit fortgeschritten. Demnach hat der Aufsichtsrat des Luftfahrtkonzerns einem Verkauf bereits zugestimmt. Ein Votum des Kontrollgremiums der Spanier steht hingegen noch aus.

Dem Vernehmen nach soll die komplette Übernahme der Start Amadeus GmbH auf der Tagesordnung der nächsten Aufsichtsratsitzung der Spanier Anfang Dezember stehen. Das Unternehmen ist in Deutschland der führende Betreiber von elektronischen Buchungssystemen, über die weltweit Reservierungen von Flügen, Zügen oder Hotels abgewickelt werden. Experten gehen davon, dass Lufthansa durch den Verkauf ein Betrag in Höhe von rund 100 Millionen Euro erlösen kann.

Der deutsche Luftfahrtkonzern kann damit im laufenden Geschäftsjahr voraussichtlich insgesamt Buchgewinne von über 600 Millionen Euro erzielen. Finanzchef Karl-Ludwig Kley verbuchte dieses Jahr bereits den Verkauf der 25-prozentigen Beteiligung am Expressdienstleister DHL für rund 400 Millionen Euro, die zweite Tranche aus dem Verkauf des Bodenabfertigers Globe Ground von 75 Millionen Euro sowie die Zahlung staatlicher Kompensationen für die Terrorfolgen nach dem 11. September in Höhe von 43 Millionen Euro. Für Lufthansa-Chef Jürgen Weber scheint damit sichergestellt, dass er das Unternehmen nächstes Jahr mit einer glänzenden Bilanz an seinen Nachfolger Wolfgang Mayrhuber übergeben kann.

Lufthansa will bei Vorlage der Neun-Monatszahlen am nächsten Mittwoch Stellung zu Start Amadeus nehmen. Bis dahin hüllen sich die beteiligten Unternehmen zu den Verkaufsplänen in Schweigen. In Unternehmenskreisen hieß es, man sei zuversichtlich, dass die Verkaufsverhandlungen noch 2002 zu einem Abschluss führen könnten. Der Geschäftsführer von Start Amadeus, Raoul Hille, übergibt das Unternehmen besenrein: In einem stagnierenden Markt kam es 2001 aus den roten Zahlen. Nach einem Verlust von 7,8 Millionen Euro im Jahr 2000 verdiente das Unternehmen im vergangenen Geschäftsjahr vor Steuern 5,4 Millionen Euro. Auch 2002 will Hille trotz Branchenkrise wieder schwarze Zahlen präsentieren.

Bisher hält Lufthansa an Start Amadeus noch rund 66 Prozent. Die übrigen Anteile sind seit 1999 bereits im Besitz der Spanier. Beide Seiten kennen sich gut: An dem Unternehmen mit Sitz in Madrid hält neben den Fluggesellschaften Iberia und Air France auch Lufthansa eine Kapitalbeteiligung von rund 18 Prozent.

Experten halten die Entflechtung dieses Beteiligungsgestrüpps für sinnvoll: Mit den Spaniern bekommt Start Amadeus einen starken Mehrheitseigner für die geplante Expansion ins Ausland. Beide Firmen gründeten bereits ein Gemeinschaftsunternehmen, um künftig global Dienstleistungen für die Tourismusbranche anzubieten. In Deutschland hat Start Amadeus seine Möglichkeiten ausgereizt: Der Marktanteil in Reisebüros soll bei mehr als 80 Prozent liegen, der Auslandsumsatz hingegen ist noch gering.

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