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Machtkampf: Porsche kommt VW entgegen

Porsches Finanzchef Holger Härter plant ein neues Führungsmodell für den Gesamtkonzern. Trotz eines Machtkampfes mit VW-Aufsichtsrat Ferdinand Piëch, denkt Porsche-Chef Wendelin Wiedeking nicht an Rücktritt und gibt sich siegessicher.

VW-Großaktionär Porsche plant nach der Übernahme des Wolfsburger Autobauers rasch ein neues Führungsmodell für den Gesamtkonzern. "Ich arbeite derzeit mit meinem Finanzkollegen bei VW an einem gemeinsamen Papier zum künftigen Führungsmodell, das wir mit den Vorständen von VW und Porsche diskutieren werden", sagte Porsche-Finanzchef Holger Härter dem "Handelsblatt". "Ich bin davon überzeugt, dass wir eine einvernehmliche Lösung finden werden, wie wir die beiden Unternehmen künftig führen werden. Dieses Modell werden wir voraussichtlich noch dieses Jahr verabschieden."

Erstmals signalisierte der Stuttgarter Sportwagenhersteller auch seine Bereitschaft, das VW-Management in den Vorstand der Porsche SE mit einzubeziehen. "Ich gehe davon aus, dass langfristig auch Vertreter von Volkswagen in den Vorstand der Porsche SE einrücken werden", sagte der Porsche-Finanzchef. Bislang sind nur Porsche-Chef Wendelin Wiedeking sowie Härter selbst im Vorstand der Porsche SE, unter deren Dach die Beteiligung an VW sowie die Porsche AG firmieren. Mit dem neuen Führungsmodell kommen die Stuttgarter auch einer Forderung von VW-Chef Martin Winterkorn nach, der zuletzt Klarheit in dieser Frage angemahnt hatte.

Porsche will seinen Anteil auf mehr als 50 Prozent erhöhen

Der Sportwagenbauer hatte jüngst bereits seine VW-Beteiligung auf gut 35 Prozent erhöht und brachte den Wolfsburger Konzern damit faktisch unter seine Kontrolle. Seither ist VW eine Tochterfirma der Porsche-Holding, unter deren Dach das Fahrzeuggeschäft von Porsche wie auch die Beteiligung an VW geführt werden. Die Stuttgarter haben bereits ein großes Wirtschaftsprüferteam nach Wolfsburg entsandt, um eine Übernahmebilanz zu erstellen.

Porsche will seinen VW-Anteil im November auf mehr als 50 Prozent erhöhen. Die Übernahme durch Porsche wird in Wolfsburg indes misstrauisch beäugt. Zudem liegen Management und Betriebsrat von Porsche seit Monaten mit dem VW- Betriebsrat im Streit um die Machtverteilung in der Porsche-Holding. VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh verlangt mehr Einfluss für die rund 30-mal größere Belegschaft von Volkswagen.

Porsche-Chef Wiedeking zeigt sich siegessicher

Härter verknüpfte angesichts der jüngsten Attacken auf Wiedeking sein Schicksal demonstrativ mit dem des Porsche- Chefs. "Uns gibt es nur im Doppelpack", sagte Härter. Der Finanzchef trat damit Gerüchten entgegen, Wiedeking könnte entmachtet und der neue Konzern von einer neuen Doppelspitze aus Härter und VW-Chef Winterkorn geführt werden.

Wiedeking selbst zeigte sich in einem Interview siegessicher. "Ich werde meinen Vertrag erfüllen. Bis 2012 bleibe ich der Firma erhalten. Da machen Sie sich mal keine Sorgen", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Indirekt bestätigte er einen Machtkampf mit VW-Aufsichtsrat und Porsche-Miteigentümer Ferdinand Piëch. "Das kann nur innerhalb der Familie geklärt werden", antwortete Wiedeking auf die Frage, ob der bei Porsche dominierende Porsche-Piëch-Familienclan entscheiden werde, wer von den beiden am Ende die Oberhand behalte. Er fürchte nicht, von Piëch gestürzt zu werden, sagte Wiedeking. "Wie soll das gehen?" Er habe einen Vertrag mit dem Aufsichtsrat von Porsche. "Und dieser Aufsichtsrat hat alle Etappen der VW-Beteiligung abgesegnet, die wir ordnungsgemäß und im Sinne der Aktionäre und des Aufsichtsrates abarbeiten."

Finanzchef Härter wollte sich zum offenen Konflikt zwischen Piëch sowie der Porsche-Familie nicht näher äußern. Porsche wisse, dass man als künftiger Mehrheitsaktionär im VW-Aufsichtsrat einen Konsens der Kapitalseite herstellen müsse, damit es künftig einheitliche Abstimmungsergebnisse gebe, sagte Härter lediglich. Piëch hatte jüngst die Porsche- Familie erzürnt, als er im Kontrollgremium gegen die Stimmen der Stuttgarter einen Antrag der Arbeitnehmerseite passieren ließ. HB/dpa

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