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Wirtschaft: Manfred Krug hilft der Telekom diesmal wenig

BERLIN .Den Aktionären der Deutschen Telekom geht es ans Portemonnaie.

BERLIN .Den Aktionären der Deutschen Telekom geht es ans Portemonnaie.Nachdem die Deutsche Bank vor ein paar Wochen Millionen neue Aktien unter das Anlegervolk gebracht hat, zieht nun der magentafarbene Telefon-Riese nach - und zwar richtig.Rund 21 Mrd.DM will Telekom-Chef Ron Sommer durch den Verkauf von 274 Mill.Aktien in die Unternehmenskasse bringen.Da er sich dabei nicht allein auf die deutschen Anleger verlassen will, werden die Papiere zudem in der gesamten Euro-Zone plaziert.Angesichts des enormen Finanzvolumens ein kluges Konzept.

Klug ist sicherlich auch, daß die Marketingstrategen der Telekom auf Bewährtes setzen und das einmal entfachte Aktienfieber weiter schüren.Deshalb muß auch wieder Manfred Krug ran, der diesmal mit Unterstützung seines Tatort-Assistenten Charles Brauer in TV-Spots die Werbetrommel rührt.Für den Anleger bleibt allerdings die Frage offen, ob er eher mit dem Berufsoptimisten Krug oder dem kritischen Brauer sympathisieren soll.

Für Krug spricht: Wer dem Mann und seinen Sprüchen vor zweieinhalb Jahren geglaubt hat, konnte ordentlich Geld machen.Auf Basis des Emissionskurses hat sich der Wert der Telekom-Aktien weit mehr als verdoppelt und den Deutschen Aktienindes (Dax) locker abgehängt.Noch besser fällt der Jahresvergleich aus: Während der Dax seit Mai 1998 mehr oder weniger auf der Stelle tritt, gewannen die Anteilsscheine der Telekom fast 60 Prozent.Außerdem kommen Erstzeichner in diesem Jahr noch einmal in den Genuß von Treueaktien.

Dieser zusätzliche Anreiz macht auch die neuen Aktien interessant.Wer vom 7.bis zum 15.Juni ordert und seine Papiere mindestens zwölf bis 15 Monate hält, bekommt für je zehn Aktien ebenfalls eine Treueaktie.Für Privatanleger sicherlich kein Hinderungsgrund, denn angesichts der verlängerten Spekulationsfrist von einem Jahr bietet sich diese Haltedauer schon aus steuerlichen Gründen an.Zusätzlich können Privatanleger und Altaktionäre wie schon beim Börsengang auf einen Preisnachlaß hoffen, der wahrscheinlich zwischen einem und 1,50 Euro liegen wird.

Treueaktien und Rabatt zusammen bilden zumindest ein ordentliches Polster, wenn die Telekom-Papiere an der Börse den Rückwärtsgang einlegen.Was kann Brauer da noch punkten? Ganz klar: mit den unsicheren Zukunftsperspektiven.Bekanntermaßen zählen an der Börse vergangene Erfolge nichts.Investoren schauen voraus.Was ihnen Telekom-Chef Ron Sommer als Vision präsentiert, ist durchaus schlüssig und erscheint betriebswirtschaftlich sinnvoll.Sommer will vorne mitmischen im weltweiten Wettbewerb.Nach seinem Willen wird die Telekom zu einem pan-europäischen Konzern ausgebaut, der zumindest auf dem alten Kontinent den großen US-amerikanischen Konkurrenten Paroli bieten kann.Doch es hapert bei der Umsetzung: Die Verbindung mit der France Telecom ist wegen der Verärgerung der Franzosen schon weitgehend abgebrochen, und die Ehe mit der Telecom Italia ist noch weit davon entfernt, unter Dach und Fach zu sein.Hinter den Kulissen wird noch heftig um die Verteilung von Posten und Einfluß in dem neuen Konzern gerungen.

Die Gefahr dabei ist, daß die Telekom-Aktionäre um des lieben Friedens willen am Ende einen zu hohen Preis bezahlen.Platzt die Fusion, ist das sicherlich kein Beinbruch.An weiteren Fusions-Kandidaten mangelt es schließlich nicht.Schon jetzt werden am Markt die Namen Cable & Wireless, Sprint oder One-2-One gehandelt.Aber darauf hat auch schon der eine oder andere Konkurrent einen begehrlichen Blick geworfen - Microsoft zum Beispiel, die bereits bei AT & T einen Fuß in der Tür haben, oder Mannesmann.

Bislang hält das Führungspersonal der Telekom die Karten verdeckt - wohl nicht zuletzt, um sich nicht die eigene Position zu verderben.Aber mauern lieben Börsianer und Analysten nun mal gar nicht.Sie wollen wissen, wofür sie ihr Geld hergeben.Schließlich wollen sie ihre Renditechancen ausloten.Hält die Informationsblockade an, könnte die reibungslose Plazierung der neuen Aktien zum Problem werden.

Bleibt als unbekannter und letztlich regulierender Faktor der Preis.Die Preisspanne soll nach den Plänen der Telekom am 28.Mai bekanntgegeben werden.Glaubt man den Äußerungen von Finanzchef Joachim Kröske, dann wird sie "marktnah" sein.Eine solche Angabe ist relativ.Telekom-Aktien gehörten in den vergangenen Tagen nicht gerade zu Gewinnern an der Börse.Gut möglich, daß weitere Verkäufe den Kurs auf ein Niveau drücken, mit dem alle leben können.Für Belebung könnte die Nachricht sorgen, daß Software-Riese Microsoft Teile des TV-Kabelnetzes erwirbt.

PETER HEIN

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