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Ein Kredit aus dem Internet verspricht oft günstigere Konditionen als am Bankschalter.

© dpa

Mangelhafte Infos: EU warnt vor Krediten aus dem Netz

Viele Dienstleister, die über das Internet Geld verleihen, informieren ihre Kunden nur unzureichend. In Deutschland ist der Anteil besonders hoch.

Brüssel - Auf die Angaben, die Banken oder andere Finanzdienstleister im Internet zu Krediten oder Kreditkarten machen, können sich die Verbraucher nicht verlassen. Das ist das Ergebnis einer europaweiten Überprüfung von mehr als 500 Verbraucherkreditseiten im Netz, von der der zuständige EU-Kommissar John Dalli am gestrigen Dienstag in Brüssel berichtet hat. Demnach wurden in 70 Prozent aller Fälle die gesetzlichen Vorgaben nicht eingehalten. Diese Kredite kämen die Kunden „teurer zu stehen als ursprünglich erwartet“, sagte Dalli.

Diese Kreditanbieter werden deswegen nun von den nationalen Aufsichtsbehörden kontaktiert und um Klarstellung beziehungsweise Korrektur ihres Internetauftritts gebeten. Kommen sie dem nicht nach, können die Aufseher rechtliche Schritte einleiten. Bis dahin abgeschlossene Verträge bleiben aber natürlich rechtswirksam, solange der Kunde nicht selbst vor Gericht zieht und Recht bekommt.

Die EU-Richtlinie zu Verbraucherkrediten soll gewährleisten, dass die potenziellen Kunden auf der Grundlage einheitlicher Informationsvorschriften die entsprechenden Angebote miteinander vergleichen können. Geregelt sind darin zudem wichtige Bereiche wie die Werbung, der Widerruf oder die Berechnung des effektiven Jahreszinses. Die europäischen Prüfer mussten nun jedoch feststellen, dass die neuen Anforderungen kaum eingehalten werden. So fehlten in fast jeder zweiten Werbung (46 Prozent) eine oder mehrere verpflichtende Angaben. Dies betraf der EU-Kommission zufolge häufig den effektiven Jahreszins oder Angaben über die Kreditlaufzeit. Im eigentlichen Kreditangebot fehlten auf immerhin 43 Prozent der Internetseiten wichtige Informationen. So bliebe zum Beispiel oft unklar, ob ein Zinssatz über die Laufzeit festgelegt oder variabel ist.

In Deutschland ist der Anteil von „Internetseiten mit Unregelmäßigkeiten“ mit 77 Prozent besonders hoch. Von 26 untersuchten Websites erfüllten 20 nicht die gesetzlich gestellten Anforderungen. EU-Kommissar Dalli wollte hieraus jedoch keine Schlüsse ziehen, da die Untersuchungsmethode zwar überall gleich gewesen sei, der Auswahlmodus für die zu untersuchenden Seiten aber den Behörden des Mitgliedsland überlassen gewesen sei. Man könne daher nicht von einer „repräsentativen Studie“ reden, räumte Dalli ein, doch sei jeder entdeckte Gesetzesverstoß ein Erfolg.

Die EU setzt trotzt dieses wenig motivierenden Befundes weiter auf das Netz, um neues Wachstum zu erzeugen. So will die Brüsseler Kommission am heutigen Mittwoch einen Aktionsplan vorstellen, mit dem der Anteil der Internetwirtschaft bis zum Jahr 2015 verdoppelt werden soll. Verdoppelt werden soll im Zuge dessen auch das Volumen des Internethandels selbst. Um diese Ziele zu erreichen will die EU-Kommission einzelne Gesetzespakete vorlegen, damit Verbraucher auf online angebotene Produkte in der gesamten Europäischen Union zugreifen können und diese auch geliefert bekommen. Bisher heißt es noch sehr häufig: „Dieses Produkt ist in ihrem Land nicht verfügbar.“ Christopher Ziedler

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