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Medien: Gruner + Jahr bleibt auf Wachstumskurs

Der Hamburger Verlag Gruner + Jahr hat ein besonders erfolgreiches Jahr hinter sich und sieht weiteres Wachstumspotenzial. Für einen Gewinnschub in der Bilanz sorgten das Druckunternehmen Prinovis und die Motor Presse Stuttgart.

Hamburg - Europas größter Zeitschriftenverlag Gruner + Jahr hat mit seinen 300 Magazinen wie "Stern", "Geo" und "Brigitte" das beste Jahr seit dem Internetboom 2000 verzeichnet. 2006 stiegen die Erlöse um 9,1 Prozent auf 2,86 Milliarden Euro, teilte der zum Bertelsmann-Konzern gehörende Verlag mit. Den kräftigen Schub brachten die 2005 gekaufte Motor Presse Stuttgart und das Tiefdruckunternehmen Prinovis, die beide erstmals voll in die Bilanz einflossen.

Das operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte mit einem Plus von 10,6 Prozent auf rund 277 Millionen Euro noch stärker zu. 2007 sei eine sprunghafte Weiterentwicklung nicht zu erwarten, sagte Vorstandschef Bernd Kundrun. Große Zukäufe wie in den Vorjahren sind zunächst nicht geplant, stattdessen will G+J in den nächsten beiden Jahren seine Marken zu multimedialen Angeboten ausbauen.

Anzeigengeschäft bleibt wechselhaft

Zu den Perspektiven auf dem deutschen Markt äußerte sich Kundrun verhalten. "Wir befinden uns in unverändert schwierigen Märkten." Die Auflagen stünden weiter unter Druck. Das Anzeigengeschäft sei zu Jahresbeginn schwer gestartet und bleibe wechselhaft. 2006 habe der Verlag seine Marktführung im Anzeigengeschäft ausgebaut und den Abstand zu Wettbewerbern erheblich vergrößert. "Das ist kein Kopf-an-Kopf-Rennen mehr", sagte Kundrun.

Das organische Wachstum lag 2006 bei lediglich 0,5 Prozent, was Finanzchef Achim Twardy als "erfreulich" angesichts der schwierigen Märkte nannte. "Wir werden wieder kämpfen, auch im Stammgeschäft zu wachsen", sagte Kundrun. Gewinnbringer waren laut G+J das Magazin "Stern", die Motor Presse ("Auto Motor Sport") und die österreichische Verlagsgruppe News. Zahlen werden traditionell nicht genannt.

Aktiv in 24 Ländern

2006 brachte G+J insgesamt elf neue Titel auf den Markt und setzte seine Expansion in Zukunftsmärkte fort. In China stieg der Verlag mit seinem neuen Partner Ray Li zum zweitgrößten Magazinverlag auf. G+J investierte zudem in Südosteuropa und in Mexiko, so dass das Unternehmen mittlerweile in 24 Ländern aktiv ist. Das Auslandsgeschäft trägt zu den Gesamterlösen mehr als die Hälfte bei.

Für das 2005 eingeführte Gesellschaftsmagazin "Park Avenue" sieht Vorstandsmitglied Bernd Buchholz weiterhin eine Perspektive, "auch wenn es noch nicht da steht, wo wir es haben wollen." Er strebt eine verkaufte Gesamtauflage von mehr als 100.000 Exemplaren an, 2006 seien es im Jahresschnitt rund 90.000 gewesen.

Multimedia entscheidet über künftige Werbegelder

Den Anschluss an die multimedialen Welten nicht zu verlieren, bezeichnete Vorstandschef Kundrun als "die Herausforderung der Zeit". Im Internet gebe es immer mehr Angebote, denen es gelänge - mit Rezeptbörsen oder Beratungsangeboten - die Nutzer an sich zu binden. "Das ist ein Angriff auf die Relevanz unserer Marken", sagte Kundrun. Dennoch zeigte er sich überzeugt, dass "ein Journalismus, der sich klug mit den Interessen der Leser vernetzt, seinen Markt finden wird." Außerdem werde über den besten multimedialen Kontakt zur Zielgruppe über die künftige Verteilung von Werbegeldern entschieden. Bis sich die Multimedia-Investitionen auszahlen, werden nach Einschätzung von Kundrun drei bis vier Jahre vergehen. 2007 will G+J bis zu 60 Millionen Euro verlegerisch investieren, ein Großteil davon in Multimedia. Der Umsatzanteil dieses Geschäftsfeldes wurde auf rund 5 Prozent beziffert.

Durch Sondereffekte aus Zu- und Verkäufen (2005) blieb 2006 unterm Strich ein Überschuss von 130 (2005: 272) Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeiter stieg auf 14.529 (13 887). (tso/dpa)

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