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Wirtschaft: Medikamente sollen teurer werden

Für viele Arzneimittel werden die Zwangsrabatte gesenkt – Pharmaindustrie nutzt das für höhere Preise

Berlin – Medikamente deutscher Pharmahersteller werden im nächsten Jahr voraussichtlich teurer. „Es wird zum Jahresende oder zu Anfang 2005 nach einem mehr als zweijährigen Preisstopp moderate Preiserhöhungen bei den Arzneimitteln geben“, sagte der Vorsitzende des Bundesverbands der Pharmazeutischen Industrie (BPI), Bernd Wegener. Nach Ansicht des Verbandschefs werden die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung auch 2005 nicht deutlich sinken. Wegener warnte die Politik davor, den Arzneimittelherstellern weitere Sparbeiträge abzuverlangen.

Für kommenden Mittwoch hat Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) mit den Herstellern eine Pharma-Runde in ihrem Ministerium einberufen. 2005 ändern sich zum Teil die Instrumente, mit denen die Arzneiausgaben der Krankenkassen kontrolliert werden. Der Zwangsrabatt, den die Ministerin vorübergehend den Herstellern für zahlreiche Arzneien auferlegt hatte, wird abgesenkt und durch so genannte Festbeträge ersetzt. Ärzte und Krankenkassen legen gemeinsam in einem Ausschuss fest, welche Höchstpreise die Kassen ihren Versicherten für Medikamente erstatten, die eine vergleichbare Wirkung haben.

Experten fürchten jedoch, dass die zusätzlichen Einsparungen durch die Festbeträge nicht ausreichen, um die wegfallenden Zwangsrabatte auszugleichen. Rund eine Milliarde Euro sollten 2004 durch die Rabatte gespart werden, nach Schätzungen der Pharmaindustrie werden es sogar 1,7 Milliarden Euro sein. Die neuen Festbetragsgruppen sollen ebenfalls eine Milliarde Euro an zusätzlichen Einsparungen bringen. Kassenexperten bezweifeln jedoch, dass dieses Ziel erreicht wird.

Für die Krankenkassen würde das unter dem Strich höhere Arzneimittelausgaben bedeuten. BPI-Chef Wegener warnte davor, die Pharmaindustrie zum „Sündenbock“ für diese Entwicklung zu machen. Er beklagte, durch die Gesundheitsreform hätten die Unternehmen einen drastischen Umsatzrückgang zu verkraften. Bei den nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten sei die Zahl der verkauften Packungen um 57,5 Prozent zurückgegangen, der Umsatz um 46,5 Prozent. Seit der Gesundheitsreform erstatten die Kassen diese im Normalfall nicht mehr. Der CDU-Gesundheitsexperte Andreas Storm sagte dem Tagesspiegel, er erwarte von Gesundheitsministerin Ulla Schmidt, „dass sie alles dafür tut, dass es zu keiner Ausgabenexplosion bei den Medikamenten kommt“.

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