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Wirtschaft: Mehrarbeit: Nicht praxisgerecht (Kommentar)

Alle Jahre wieder, wenn die nachrichtenarme Zeit anbricht, taucht die Meldung von den Überstunden auf, samt gewerkschaftsgerechter Interpretation. Sie klingt einleuchtend, zumal es immer mehr Überstunden werden.

Alle Jahre wieder, wenn die nachrichtenarme Zeit anbricht, taucht die Meldung von den Überstunden auf, samt gewerkschaftsgerechter Interpretation. Sie klingt einleuchtend, zumal es immer mehr Überstunden werden. Die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit prognostiziert pro Arbeitnehmer 63,2 bezahlte Überstunden in diesem Jahr - 3,4 mehr als im vergangenen. Warum, fragen die Gewerkschaften, schaffen die Unternehmen da nicht neue Jobs? Statistisch mag die Rechnung aufgehen: x Überstunden = y neue Arbeitsplätze. Die Praxis ist anders. Erstens fallen die Überstunden weder stets am gleichen Ort, noch mit mathematischer Regelmäßigkeit an. Zweitens lassen sich bei Existenzgründern, etwa in der Kommunikationsbranche, die tariflichen Arbeitsabläufe nicht so schön festlegen wie in deutschen Amtsstuben. Um die Flexibilität zu sichern, muss es Überstunden geben. Eine Milchmädchenrechnung ist es aber auch, drittens, den Zuwachs an Überstunden direkt in potenziellen neuen Jobs auszudrücken. Mehr gearbeitet wird, weil die Konjunktur spürbar anzieht und sich die Auftragsbücher wieder füllen. Selbstverständlich versuchen die Betriebe zunächst, diesen Zuwachs mit Überstunden aufzufangen - schon um abzuwarten, ob es sich nur um eine kurzfristige Steigerung handelt oder um eine dauerhafte. Hält der Aufschwung an, stoßen sie bald an ihre Personalgrenzen. Dann wird das Wachstum an Überstunden auch zu neuen Arbeitsplätzen führen. Früher nicht. Entlassen darf man in Deutschland nämlich nicht so schnell wie einstellen.

ca

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