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Mein ERSTES Geld (304): „Muggen“ für den Käfer

Ich bin in Bonn aufgewachsen und fing als Schüler an zu „muggen“. So nannte man es damals, wenn man Musik machte und dafür Geld bekam.

Ich bin in Bonn aufgewachsen und fing als Schüler an zu „muggen“. So nannte man es damals, wenn man Musik machte und dafür Geld bekam. Diese Form des Geldverdienens hatte den großen Vorteil, dass sie mir auch noch Spaß machte. Am meisten über Musik habe ich eigentlich durchs Muggen gelernt: Routine, Vom-Blatt-Spielen, neue Stücke und die unterschiedlichsten Ensembles. Nach meinem Abitur bekam ich dann sogar die Gelegenheit, in professionellen Orchestern zu muggen. Das Geld habe ich vor allem für den Unterhalt meines alten, klapprigen VW-Käfers, Baujahr 1960, ausgegeben. Ich bin mit ihm viele tausend Kilometer gefahren. Irgendwie schaukelte sich das gegenseitig immer mehr hoch: Ich muggte, um Geld zu verdienen, um mehr muggen zu können. Das war für das Studium nicht immer hilfreich. Ich musste mich also entscheiden: Entweder sattle ich ganz um auf Musik, oder ich mache mit meinem Studium ernst. Aber dann kam es aus anderen Gründen ganz anders. Ich brach 1977 alles ab und trat in das Noviziat des Jesuitenordens ein. Seitdem verdiene ich überhaupt kein Geld mehr, weil alles Geld, das ich verdiene, in die Gemeinschaftskasse des Ordens geht.

Aufgezeichnet von Kevin P. Hoffmann

Pater Mertes, 59, war bis 2011 Rektor des Jesuitengymnasiums Canisius-Kolleg Berlin und leitet heute das Internat St. Blasien im Schwarzwald. Mertes trug maßgeblich zur Aufdeckung des Missbrauchsskandals bei.

Klaus Mertes Jesuit[Buchautor], Schuldirektor[Buchautor]

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