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Lebensgeschichten. Der eigenen Neugier zu folgen und authentisch zu sein, rät eine der 3000 Berufstätigen auf dem Internetportal Watchaodo.

© /Watchado

Berufsorientierung: Mein Job ist...

Es gibt unzählbar viele Möglichkeiten, beruflich Fuß zu fassen. Wie das Internet und Apps dabei helfen.

Was macht ein Notfallsanitäter? Wie funktioniert Networking? Worauf achtet eine Personalerin beim Vorstellungsgespräch? Schüler kennen die Arbeitswelt oft nur aus eigenen kurzen Ausflügen, den Erzählung ihrer Eltern und Bekannten und aus Filmen. Doch das reicht kaum, um herauszufinden, was alles möglich ist – und welcher Weg beruflich der richtige ist.

Auch wenn der Klassenausflug zum Berufsinformationszentrum (Biz) der Arbeitsagentur heute noch an den meisten Schulen obligatorisch ist, haben digitale Medien, Internetseiten, Online-Tests und Apps, stark an Bedeutung gewonnen. Laut einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach informieren sich 63 Prozent der befragten Schüler im Internet über mögliche Berufe und Studiengänge. Allerdings findet dort nur ein Drittel von ihnen hilfreiche Informationen. Ein Widerspruch?

„Noch nie konnte man sich über die Berufswelt so umfassend informieren wie heute. Es gibt keine Ausrede mehr. Man kann nicht mehr behaupten ’Hätte ich damals gewusst, dass man auch ... werden kann'“, sagt Bewerbungsberater Gerhard Winkler aus Neuenhagen bei Berlin. „Doch die Risiken des Internets liegen auf der Hand: Man begnügt sich mit der erstbesten Information, weil man nicht die Geduld oder mentale Ausstattung hat, um sich durch die Mengen an Informationen zu arbeiten.“

Internetportale zeigen Videos

Die Agentur für Arbeit hat für Jugendliche die Seite Planet-beruf.de ins Netz gestellt, auf der man sich über Berufe und Bewerbungsverfahren informieren kann. Die Seite eignet sich für einen Einstieg in das Thema, findet Winkler.

Nina-Sybil Klüppel findet die Berufsprofile im „Berufenet“ der Arbeitsagentur hilfreich (Berufenet.arbeitsagentur.de). Sie leitet die drei Berliner Lernläden, die im Auftrag des Senates für Arbeit kostenfrei und individuell über Bildungsangebote informieren (www.lnbb.de/lernlaeden).

Auf der Berufenet-Seite kann man einen bestimmten Beruf in das Suchfeld eingeben und erhält Informationen über die alltäglichen Tätigkeiten, die Ausbildung, Studiengänge, die in den Beruf führen, Voraussetzungen für den Job, Gehalt und Möglichkeiten, sich in dem Bereich weiterzuqualifizieren. Wer Informationen zu Ausbildungsberufen sucht, dem rät Klüppel auch die Seiten der Industrie- und Handelskammer (Ihk-berlin.de/aus_und_weiterbildung) oder der Handwerkskammer (Hwk-berlin.de/ausbildung/) zu besuchen.

„Im Gegensatz zu gedruckten Publikationen haben die Online-Angebote den Vorteil, dass sie interaktiv sind, Texte durch Filme oder Tests ergänzt werden und man sich gezielter informieren kann. Das kommt Jugendlichen entgegen“, sagt Klüppel. Apps fürs Handy, wie sie die Agentur für Arbeit etwa zur Vorbereitung auf Bewerbungsgespräche anbietet, spielen ihrer Erfahrung nach dagegen noch kaum eine Rolle.

Persönlichkeitstests zeigen, wohin es gehen kann

Viele Informationen auf den Berufsorientierungsportalen für Jugendliche sind sehr auf das Thema „Ausbildung“ bezogen, kritisiert Klüppel. Dabei fehle oft die Verknüpfung zu den danach ausgeübten Tätigkeiten. „Außerdem werden dort Fragen wie ‚Wie will ich später leben?', ‚Wie viel Geld möchte ich verdienen?' oder ‚Wie wichtig ist es mir, Zeit für Freunde oder meine Familie zu haben?' kaum behandelt.“ Es sei wichtig, so etwas in persönlichen Gesprächen zu klären, sagt sie. Hier setzen die Lernläden an. „Wir treten mit den Jugendlichen in den Austausch über ihre Interessen und beruflichen Ideen. Dabei vertiefen wir ihre Themen und unterstützen bei der Planung konkreter Schritte“, sagt sie.

Wer vorbereitend auf eine persönliche Beratung einen Eignungstest im Internet machen möchte, dem rät sie als Orientierungshilfe zum kostenfreien Perspektiventest der Allianzversicherung (https://kundenservice.allianz.de/res/perspektiven-tests) oder dem Kurztest auf Whatchado (Whatchado.com/de/matching). Das „Matching“ auf Watchado funktioniert ähnlich wie bei einer Partnerbörse: Nach der Auswertung von 14 Fragen bekommt der Nutzer Menschen mit einer ähnlichen Lebenseinstellung präsentiert. In rund sechsminütigen Videos erzählen sie von ihrem Werdegang, ihrer Arbeit und davon, was sie ihrem 14-jährigen Ich raten würden. Das Portal aus Wien versteht sich als Handbuch der Lebensgeschichten. Und tatsächlich wirken die Aussagen der mehr als 3000 Menschen aller Hierarchiestufen – vom Azubi bis zum Bundespräsidenten – ausgesprochen authentisch. Wer mehr von seinen Berufsidolen erfahren will, kann sie in so genannten Hangouts, also Videochats, befragen.

„Bei der Orientierung spielen Vorbilder aus Familie, Bekanntenkreis und Fernsehen weiter eine große Rolle. Sie bieten einfach mehr Identifikation als ‚theoretische' Beschreibungen aus dem Netz“, sagt Petra Ruthven-Murray von der privaten Kreuzberger Agentur für Studienberatung Plan Z. Deshalb rät sie Eltern, viel über ihren Beruf zu sprechen, über die Freuden als auch über die Frustrationen, die er mit sich bringt.

Je nach Typ werde die Vielzahl an beruflichen Möglichkeiten entweder als spannende Herausforderung oder als lähmend empfunden. „Eine Entscheidungsgrundlage zu schaffen ist anstrengend, zeitaufwändig und erschwert die Wahl zusätzlich, weil sich aus neuen Informationen natürlich auch neue Möglichkeiten ergeben können“, sagt sie. Empfehlenswert findet sie neben dem Berufenet der Arbeitsagentur die Seiten Studienwahl.tv/ und Hochschulkompass.de.

Wenn Kinder einen eigenen Berufswunsch äußern, sollten Eltern nicht werten oder ihn mit Sätzen abtun wie „Das kannst du nicht“ oder „Wie willst du davon denn mal deine Familie ernähren?“ Stattdessen rät ihnen Ruthven-Murray zu hinterfragen: Was steckt hinter diesem Wunsch? Auf dieser Grundlage können neue Ideen entstehen, die mit ein paar Klicks im Netz gleich einmal dem Realitätstest unterzogen werden können. „Wer ein spannendes Studienfach für sich entdeckt hat, sollte das Fach als Stichwort ruhig mal in die gängigen Jobsuchmaschinen eintragen. So lässt sich prima abgleichen, ob es berufliche Perspektiven gibt, die einen ansprechen“, empfiehlt die Expertin.

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