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Ohne Rückhalt. Franz Haniel, Sprecher der Aktionärsfamilie, brachte Vorstandschef Cordes (links) unter Druck. Foto: ddp

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Wirtschaft: Metro in der Schwebe

Anleger reagieren mit Verkäufen auf den Abgang von Vorstandschef Eckhard Cordes. Sein Nachfolger steht vor großen Aufgaben

Berlin - Die Hoffnung, dass beim Handelskonzern Metro Ruhe einkehrt, ist verflogen. Nach monatelangen Debatten um die Führung des Unternehmens sollte der Vertrag von Vorstandschef Eckhard Cordes eigentlich verlängert werden. Nun sorgte die Ankündigung, dass Cordes für die Zeit nach 2012 nicht mehr zur Verfügung steht, unter Anlegern für Verunsicherung. Die Aktie des weltweit viertgrößten Handelskonzerns brach am Montag im Dax zwischenzeitlich um fast sieben Prozent ein. „Jetzt, wo doch ein Führungswechsel ansteht, stellt sich die Frage, wie es mit dem Umbau des Konzerns und den Sparprogrammen weitergeht“, kommentierte Christoph Schlienkamp, Analyst beim Bankhaus Lampe.

In den vergangenen Monaten hatte es eine öffentliche Debatte um die Führung von Cordes gegeben. Großaktionär Haniel hatte den Konflikt angeheizt, aber zuletzt Cordes überraschend Unterstützung zugesichert. Anfang November sollte der Aufsichtsrat über die Verlängerung seines Vertrags entscheiden. Gerüchten zufolge zog sich Cordes nun zurück, weil er davon ausging, diese Abstimmung zu verlieren. Besonders unter den Arbeitnehmervertretern galt der Sanierer, der während seiner Amtszeit rund 19 000 Stellen strich, als umstritten.

Der Ex-Mercedes-Chef, der seit 2007 an der Spitze des Handelskonzerns stand, hatte große Pläne: Er verordnete der Metro ein Sparprogramm, das die Kosten um 1,5 Milliarden Euro senken sollte. Zudem wollte er die Warenhaustochter Kaufhof sowie die Supermarktkette Real verkaufen und den Elektronikhändler Media-Saturn an die Börse bringen. Die Metro-Gruppe, die weltweit 280 000 Mitarbeiter hat, davon 110 000 in Deutschland, sollte sich auf das Cash&Carry-Geschäft konzentrieren. Doch aus den Plänen wurde nichts. Für Kaufhof und Real fanden sich keine Käufer, der Börsengang scheiterte an den Minderheitsgesellschaftern. „Sicher war das Marktumfeld nach der Finanzkrise schwierig, doch die gescheiterte Verschlankung des Konzerns wird offenbar Cordes angelastet“, sagt Boris Planer, Analyst bei der Handelsberatung Planet Retail.

Zwar kann sich Cordes Bilanz sehen lassen – unter seiner Führung erwirtschaftete Metro 2010 mit 67 Milliarden Euro einen der höchsten Umsätze der Konzerngeschichte. Doch der Markt hatte auf mehr gehofft. In der Amtszeit des 60-Jährigen halbierte sich der Aktienkurs.

Nun kursieren etliche Namen von Managern, die die Nachfolge bei Metro antreten könnten. Medienberichten zufolge sind der Finanzvorstand des französischen Lebensmittelhändlers Carrefour, Pierre Bouchut, Metros Cash&Carry- Vorstand Joël Saveuse und Metros Finanzchef Olaf Koch im Rennen um den Posten.

Auf den Manager, der künftig an der Spitze von Metro stehen wird, kommt eine schwere Aufgabe zu. Denn das Cash&Carry-Geschäft, das mit mehr als 31 Milliarden Euro einer der größten Umsatzbringer des Konzerns ist, und die mit fast 21 Milliarden Euro Erlös ebenfalls starke Elektroniktochter Media-Saturn verlieren in Westeuropa an Boden. „Besonders in England, Frankreich und Deutschland hat die Krise die Gastronomie schwer getroffen und auch der Konsum leidet“, sagt Planer. In Schwellenländern wie China und Indien, die großes Potential versprechen, sind Media Markt und Saturn kaum vertreten. „Eine Expansion in diese Länder wäre eine Chance für den Konzern“, sagt Planer. Die Tochter hat aber auch eine schwierige Eigentümerstruktur. Cordes lag mit den Alteignern im Clinch um ihre Sperrminorität. Auch der späte Einstieg ins Online-Geschäft verärgerte die Aktionäre. „Bei den jetzigen Turbulenzen an den Finanzmärkten sehe ich weder einen schnellen Verkauf von Kaufhof und Real noch einen schnellen Börsengang von Media-Saturn“, sagt Planer. Metro belasten zudem Schulden in Höhe von 5,2 Milliarden Euro.

Aktionärsschützer und Händler forderten am Montag eine schnelle Klärung der Nachfolge. Denn Cordes könnte Aufsichtsratskreisen zufolge Metro bereits im Winter verlassen.

Jahel Mielke

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