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Wirtschaft: Metro überwacht seine Waren mit intelligenten Chips

Konzernchef Körber stellt in New York seinen Plan vor, die Lieferkette von Artikeln künftig per Funk zu überwachen

Düsseldorf/New York (cs/HB/wsj). Der Handelskonzern Metro AG will die eigene Warenversorgung mit Hilfe intelligenter Etiketten erheblich verbessern. Auf einem Kongress des amerikanischen Einzelhandelsverbands NRF wird Konzernchef HansJoachim Körber an diesem Montag in New York verkünden, dass Deutschlands größter Händler demnächst die gesamte Lieferkette vom Hersteller bis zu den einzelnen Märkten mit Hilfe von RFID-Chips überwachen wird.

Das Kürzel RFID steht für „Radio Frequenz Identification“ – eine Technologie, die per Funk eine berührungslose Übertragung von Produktinformationen ermöglicht. Herzstück ist der „Tag“, ein winziger Computerchip mit Antenne, der auf Transport- und Produktverpackungen angebracht wird. Auf ihm ist eine Nummer gespeichert, die Aufschluss über Mindesthaltbarkeitsdatum, Preis und Gewicht eines Artikels gibt.

Der Textilkonzern Benetton hatte bereits im vergangenen Frühjahr angekündigt, intelligente RFID-Etiketten in seine Hemden zu nähen, um die Versorgung mit Waren zu verbessern. Doch nach Protesten von Verbraucherschützern, die befürchteten, Benetton- Kunden könnte demnächst auf Schritt und Tritt elektronisch verfolgt werden, stellten die Italiener ihr Projekt wieder ein. In den USA warnen Aktivisten sogar davor, Verbraucher könnten mit den RFID-Chips per Satellit überwacht werden.

„Die vermeintlichen Gefahren für den Datenschutz werden in der Öffentlichkeit falsch dargestellt“, sagt dagegen Frank Horst vom Euro-Handelsinstitut in Köln. Aus den Etiketten lässt sich ein 30-stelliger Code auslesen, der erst in Verbindung mit der entsprechenden Firmen-Datenbank zu entziffern ist. Inhalt des Codes: Angaben über Mindesthaltbarkeit, Lieferanten oder die Farbe des Artikels. „Mit Daten über den Kunden werden die Chips auf keinen Fall beschrieben“, sagt Metro-Sprecherin Petra Rob.

Per Satellit oder Richtantenne lassen sie sich zudem nicht aufspüren. Nur Chips für Container sind mit eigenen Batterien ausgestattet, so dass sie ihre Informationen über eine größere Distanz (rund 100 Meter) senden können. Gewöhnliche RFID-Etiketten, mit denen einzelne Artikel künftig versehen werden sollen, geben ihre Daten erst ab, wenn sie von einer starken Antenne angefunkt werden. Die Lesedistanz ist dabei kaum größer als die eines heutigen Barcode-Lesers. „Die schaffen höchstens einen Meter“, sagt Horst.

Bei Metro werden ab November zunächst rund 100 Lieferanten ihre Paletten und Transportverpackungen für zehn deutsche Metro-Zentrallager und rund 250 inländische Märkte der Vertriebslinien Metro Cash & Carry, Real-SB-Warenhäuser, Extra Verbrauchermärkte und Galeria Kaufhof-Warenhäuser mit den RFID-Etiketten versehen.

Die intelligenten Etiketten testet Metro schon seit einigen Monaten in ihrem Rheinberger Extra-Verbrauchermarkt. Zudem beliefert Gerry Weber inzwischen den Kaufhof mit RFID-bestückter Bekleidungsware. Metro, die unter anderem durch SAP, Intel, IBM und Microsoft unterstützt wird, verspricht sich von der neuen Technik enorme Vorteile. Mit RFID kann die Ware künftig über die gesamte Prozesskette lokalisiert werden – von der Produktion bis ins Ladenregal. Das Bestellmanagement wird optimiert, Verluste werden verringert und Ausverkaufssituationen vermieden. Für den Kunden ergibt sich dadurch eine höhere Warenverfügbarkeit.

Metro testet den Einsatz der Etiketten sogar schon im Verkaufsraum. So liefert Gillette seine Rasierklingen samt Tag an den Rheinberger Extra-Markt, Procter & Gamble das Haarshampoo Pantene und Kraft den Streichkäse Philadelphia. Bis allerdings flächendeckend auch alle Einzelartikel ein RFID-Etikett erhalten, werden – vor allem aus Kostengründen – noch Jahre vergehen.

Dennoch sorgt Metro bereits vor, um der Furcht der Verbraucher vor einem unzureichenden Datenschutz zu begegnen. In New York wird der Konzern erstmals seinen „De-Activator“ vorstellen, der auf Wunsch des Kunden nach dem Bezahlvorgang die Daten von dem Chip löscht.

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