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Wirtschaft: Microsoft geht gegen Kartellklage vor

SEATTLE (zep).Microsoft hat die Monopolklage von 20 amerikanischen Bundesstaaten am Dienstag als "vollkommen aus der Luft gegriffen" bezeichnet und mit einer Gegenklage beantwortet.

SEATTLE (zep).Microsoft hat die Monopolklage von 20 amerikanischen Bundesstaaten am Dienstag als "vollkommen aus der Luft gegriffen" bezeichnet und mit einer Gegenklage beantwortet.Die weltgrößte Softwareschmiede beruft sich dabei auf das Copyright, das ihr das Recht gebe, eigene Computer-Programme unverändert zu verkaufen.Die Bundesstaaten hätten das Recht von Microsoft auf geistiges Eigentum verletzt.Seinen Ärger über das Verfahren unterstreicht Microsoft auch mit der Forderung, Kosten für Anwälte und Mehrarbeit im Unternehmen ersetzt zu bekommen.

Die Justizminister der 20 Staaten hatten sich im Mai mit einer eigenen Klage dem Verfahren der amerikanischen Bundesregierung angeschlossen.Der Firma von Bill Gates wird vorgeworfen, ihr Monopol bei Betriebssystemen für Personalcomputer auf illegale Weise zu nutzen, um den Konkurrenten Netscape aus dem Rennen zu schlagen und die Vorherrschaft bei der Zugangs-Software für das Internet zu erreichen.

Die Bundesstaaten fordern auf der Grundlage ihrer jeweiligen Gesetze, daß Windows und der Browser Internet Explorer entkoppelt werden und Computerhersteller die Programme für ihre Kunden verändern dürfen.Damit, so Microsoft jetzt in seiner Gegenklage, werde das durch ein Bundesgesetz geschützte Recht am geistigen Eigentum verletzt.

In der ebenfalls am Dienstag veröffentlichten ersten offiziellen Stellungnahme zum anstehenden Gerichtsverfahren überraschte Microsoft mit der Feststellung, die Entscheidung, einen Internet-Browser in Windows zu integrieren, sei schon 1993 gefallen.Zu dieser Zeit gab es noch keine Standard-Software zum Online-Surfen im Internet.Netscape, die Firma, die mit dem Navigator den ersten populären Browser programmierte, war noch nicht einmal gegründet.Außerdem hat Microsoft erst 1995 die Bedeutung des Internets erkannt und sich die technischen Grundlagen für den späteren Internet Explorer von der Software-Firma Spyglass gekauft.Doch nun will die Gates-Firma vor Gericht beweisen, daß sie schon Jahre vor den ersten Versuchen mit einem Browser ein entsprechendes Programm in Windows 95 einbauen wollte.

Microsoft weist in seiner Stellungnahme auch alle anderen Vorwürfe zurück.Die eigene Geschäftspraxis sei "vollkommen legal und gut für die Verbraucher".Insbesondere bestreitet die Firma, man habe Netscape während zweier Treffen im Juni 1995 zu Marktabsprachen überreden wollen.Die Anwälte der Firma beschreiben die gegenseitigen Besuche als Besprechungen, "um nach Wegen zu suchen, wie beide Unternehmen bei der Verbesserung ihrer Produkte zusammenarbeiten könnten".

Ein Anwalt des amerikanischen Justizministeriums bestätigte unterdessen, daß man Bill Gates als Zeugen schon vor der Gerichtsverhandlung, die am 8.September beginnt, vernehmen wolle.Der Microsoft-Chef soll dabei mit einem Videorekorder aufgenommen werden.Ein Firmensprecher sagte, eine entsprechende Anfrage sei bislang noch nicht eingegangen.

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