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Wirtschaft: Miele kommt ins Schleudern

Hausgerätehersteller leidet unter dem Preisverfall

Düsseldorf Die „Geiz-ist-geil“- Mentalität der Verbraucher zeigt beim Premiumanbieter Miele Wirkung. Für die Monate Oktober, November und Dezember hat der Hersteller von teuren Hausgeräten aus Gütersloh für jeweils eine Woche Kurzarbeit angemeldet. Dies betrifft rund 1500 der knapp 5000 Beschäftigten, die im Stammwerk Waschmaschinen und Trockner herstellen.

Es ist nicht die erste Meldung über Kurzarbeit bei dem Unternehmen, das mit rund 15000 Beschäftigten 2,2 Milliarden Euro umsetzt. Seit vergangenem Oktober hat Miele bereits zwei Mal kurzarbeiten lassen. Hier zeigen sich die Probleme der Branche besonders deutlich. Die Haushalte sind mit Waschmaschinen und Kühlschränken bestens ausgestattet. 2003 hat die Branche im deutschen Markt Hausgeräte im Wert von 10,3 Milliarden Euro abgesetzt, zwei Prozent weniger als im Vorjahr. Für das Jahr 2004 erwartet der Branchenverband ZVEI bestenfalls ein Wachstum von einem Prozent.

Härter als der gesättigte Markt trifft die Hersteller aber der Preisverfall. Joachim Dünkelmann, Stellvertretender Geschäftsführer beim Bundesverband Technik des Einzelhandels, schätzt, dass große Elektro-Hausgeräte pro Jahr um fünf bis zehn Prozent billiger werden. „Die Discounter haben die Hausgeräte entdeckt und bewerben sie intensiv“, sagt Dünkelmann. Das verstärkt den Preisdruck besonders bei freistehenden Waschmaschinen, jener Sparte, bei der Miele in Deutschland Marktführer ist. Neuerdings bieten einige Märkte bereits Waschmaschinen für 180 Euro an. Diese Geräte stammen überwiegend von asiatischen Anbietern. Miele hat bisher versucht, sein Premiumimage zu wahren und die Preise hoch gehalten. Doch 2003 hat das Unternehmen im Inland ein Umsatzminus von 10,9 Prozent verbucht. Dabei leidet Miele unter der allgemeinen Krise der Hausgeräte-Industrie weniger als die Konkurrenz.

Zwar nennt das schweigsame Imperium der Familien Miele und Zinkann traditionell keine Ertragszahlen, doch Branchenkenner vermuten, dass bisher bei Miele nicht nur die Preise hoch lagen, sondern auch die Renditen. So sind die rund 15000 Beschäftigten bisher weitgehend von harten Sparprogrammen verschont worden. Doch jetzt bestehe ein Überhang von 120 Stellen, bestätigt der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates Peter Krüger: „Darüber wird verhandelt.“ Auch der Grundsatz, bisher fast komplett in der Nähe des Stammsitzes Gütersloh zu fertigen, gilt nicht mehr uneingeschränkt. Seit Januar produziert Miele in einem neuen Werk in Tschechien mit 100 Personen.gil/HB

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