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Wirtschaft: Migration gefordert: Krankenkassen machen sich für Zuwanderung stark

Die privaten Krankenkassen haben eine intensivere, staatlich gelenkte Zuwanderung in Deutschland gefordert. Angesichts der zu erwartenden Überalterung der deutschen Bevölkerung sei eine "handverlesene Migration" unerlässlich, sagte Christoph Uleer, Direktor des Verbandes der Privaten Krankenversicherung, am Mittwoch in Berlin.

Die privaten Krankenkassen haben eine intensivere, staatlich gelenkte Zuwanderung in Deutschland gefordert. Angesichts der zu erwartenden Überalterung der deutschen Bevölkerung sei eine "handverlesene Migration" unerlässlich, sagte Christoph Uleer, Direktor des Verbandes der Privaten Krankenversicherung, am Mittwoch in Berlin. Zudem müsse die neue Gesundheitsministerin, Ulla Schmidt (SPD), über eine Stärkung der privaten Krankenkassen gegenüber den gesetzlichen Versicherern nachdenken.

Um die Situation zu verdeutlichen, legte der Verband ein Gutachten des Kölner Wirtschaftsforschers Bernd Hof vor. Darin warnt der Wissenschaftler vor der niedrigen Geburtenrate und dem mit moderner Medizin einhergehenden Überalterungsprozess der Bevölkerung. "In 30 Jahren wird jeder dritte Deutsche älter als 60 Jahre sein", erläuterte Hof. Das Arbeitskräfteangebot in Deutschland werde bis 2050 um 20 Millionen Menschen zurückgehen. Folge seien nicht nur eine starke Belastung der Versicherungssysteme für die Altersversorgung, sondern auch Finanzierungslücken bei den Krankenversicherungen.

Hof verband seine Ergebnisse mit konkreten Forderungen. Um die Beiträge stabil zu halten, müssten Frauen stärker ins Berufsleben integriert werden, etwa durch ein besseres Angebot von Ganztagsschulen und Kindergärten. Allerdings würden solche Maßnahmen nur 3,6 Millionen Arbeitskräfte in den kommenden 50 Jahren bringen. Deshalb sei eine zusätzliche Zuwanderung wichtig. "Wir brauchen ein klares Bekenntnis zum Neubürger und nicht zum Gastarbeiter", forderte Hof. Durch einen kontinuierlichen Zuzug könnten die Versicherungssysteme im Jahr 2050 auf bis zu 10 Millionen zusätzliche Beitragszahler hoffen. Allerdings wäre dafür eine Netto-Zuwanderung von 150 000 Personen pro Jahr bis 2010, danach von 200 000 bis 2020 und schließlich von 300 000 Personen bis 2050 nötig.

Doch auch auf der Kostenseite stehen dem Gesundheitssystem neue Risiken bevor. Die Ausgaben für die Gesundheit Älterer seien überproportional gewachsen, sagte Hof. Das gelte vor allem für den stationären Bereich, also die Behandlungen im Krankenhaus. Auch aus diesem Grund malte Hof ein düsteres Szenario von der Zukunft der Krankenkassen. Demnach würden die Beiträge zur Krankenversicherung auf 26,1 Prozent steigen, mit einer jährlichen Nettozuwanderung von 150 000 bis 300 000 Personen immerhin noch auf 20,9 Prozent.

Zur Problemlösung regen die privaten Kassen eine Umstrukturierung an. "Besserverdienende sollten sich privat versichern", sagte Uleer, "das würde auch die gesetzlichen Kassen entlasten." In Holland habe dieses Modell bereits Erfolg.

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