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Mittelstand: Keine Spur von Kreditklemme

Bei deutschen Banken stehen noch Milliarden an Kreditmitteln für mittelständische Unternehmen bereit. Bei Automobilzulieferern sehe man derzeit aber genauer hin.

Frankfurt am Main - Der deutsche Mittelstand steckt noch nicht in einer Kreditklemme. „Davon kann keine Rede sein, ich bin nicht bereit dieses Dauergerede zu akzeptieren“, sagte Klaus-Peter Müller, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Banken, am Montag in Frankfurt. Auch die Deutsche Bank bestreitet eine Kreditverknappung. „Wir haben noch elf Milliarden Euro an Kreditmitteln für den Mittelstand zur Verfügung. Sie können jederzeit in Anspruch genommen werden“, sagte Jürgen Fitschen, im Vorstand der größten deutschen Bank für das Mittelstandsgeschäft verantwortlich. Fitschen und Müller räumten aber ein, dass man sich mit einzelnen Unternehmen intensiver befasse als in der Vergangenheit, etwa mit Automobilzulieferern. „Angesichts der Produktionsumstände bei den Autoherstellern ist nur legitim, dass man mehr nachfragt“, sagte Fitschen.

Allein im dritten Quartal hat sich die Kreditvergabe der Großbanken der jüngsten Statistik der Bundesbank zufolge um fast 14 Prozent auf 300 Milliarden Euro ausgeweitet. Sparkassen und Landesbanken haben um knapp sieben Prozent auf 439 Milliarden Euro zugelegt, der Genossenschaftssektor um gut sieben Prozent auf 143 Milliarden Euro. Dies spricht nach Ansicht von Müller eine klare Sprache. Nach Angaben von Fitschen hat sich aber bei der Deutschen Bank das Kreditwachstum für den Mittelstand in den letzten Monaten deutlich verlangsamt, für das letzte Quartal erwartet er nur noch eine leichte Zunahme der Nachfrage. In den letzten zwölf Monaten sei das Kreditvolumen bei den rund 930 000 mittelständischen Kunden der Deutschen Bank um elf Prozent auf 40 Milliarden Euro gestiegen, im letzten Halbjahr belief sich das Wachstum aber nur noch auf knapp sieben Prozent.

Nach den Worten von Fitschen ist dafür aber nicht eine restriktivere Kreditvergabe der Bank, sondern die Zurückhaltung der Unternehmen verantwortlich. Angesichts des schwierigen Umfeldes würden Lagerbestände abgebaut und Investitionen überdacht, was eine schwächere Kreditnachfrage nach sich ziehe. Allerdings ist der Mittelstand deutlich besser als vor der letzten Krise auf eine Verschlechterung der Situation vorbereitet. Drei Viertel der Firmen hätten eine mindestens ausreichende Eigenkapitalbasis.

Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann hält unterdessen für sein Institut wieder Gewinne auf dem Rekordniveau des Jahres 2007 für möglich. „Einige Neupositionierungen und Anpassungen werden notwendig sein, doch wir haben das Potenzial, langfristig die Rekordergebnisse des Jahres 2007 wieder zu erreichen und auch zu übertreffen“, schrieb Ackermann Ende vergangener Woche in einem Brief an die Mitarbeiter der Bank, dessen Inhalt am Montag bekannt wurde. Im vergangenen Jahr hatte die Bank trotz erster Auswirkungen der Krise an den internationalen Finanzmärkten 6,5 Milliarden Euro Gewinn erzielt. ro/dpa

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