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Wirtschaft: Mobilcom von Milliardenschulden entlastet

Der Weg für die Sanierung ist endgültig frei : France Télécom übernimmt 7,5 Milliarden Euro

Berlin (fo). Der von Insolvenz bedrohte Mobilfunkanbieter Mobilcom kann saniert werden. Großaktionär France Télécom hat am Freitag die Milliardenschulden des Büdelsdorfer Unternehmens übernommen. Rund 3000 Vollzeitarbeitsplätze sind damit vorerst gerettet. Thorsten Grenz, Vorstandsvorsitzender der Mobilcom AG. will jetzt „wieder mit ganzer Kraft an der Sanierung des Kerngeschäfts und der Sicherung unserer Arbeitsplätze arbeiten.“ Das UMTSGeschäft, Auslöser des finanziellen Desasters, wird erst einmal stillgelegt. Die Verhandlungen mit den Franzosen hatte der ehemalige Thyssen-Chef Dieter Vogel geführt.

France Télécom wird für sieben Milliarden Euro Schulden aufkommen und darüber hinaus noch einmal 580 Millionen Euro zum Einfrieren der UMTS-Aktivitäten bereitstellen. Eine erste Zahlung von 14,5 Millionen Euro soll gleich nach Vertragsabschluss fließen, weitere Auszahlungen erfolgten nach Bedarf, hieß es am Freitag.

Die Aktie reagierte mit einem deutlichen Kursaufschlag. Seit dem Tief im September hat sich der Wert des Papiers verdreifacht und auf rund 6,60 Euro erholt.Voraussetzung für die Einigung mit dem französischen Großaktionär war, dass Firmengründer Gerhard Schmid sein Aktienpaket einem Treuhänder übergibt. Nach wochenlangen Verhandlungen konnten sich Schmid und das Wirtschaftsministerium erst vor einer Woche auf den früheren RTL-Chef und heutigen Medienberater des Landes Nordrhein-Westfalen Helmut Thoma verständigen. An diesem Problem wäre die Rettung von Mobilcom fast gescheitert.

France Télécom übernimmt jetzt 4,8 Milliarden Euro Bankverbindlichkeiten aus der Finanzierung der UMTS-Lizenz sowie 1,2 Milliarden Euro Lieferantenkredite von Nokia und Ericsson, sowie eine Milliarde Euro Euro Gesellschafterdarlehen. Der Gesamtbetrag wird Mobilcom erlassen. Den Banken sowie Nokia und Ericsson werden im Tausch France-Télécom-Wandelschuldverschreibungen angeboten.

Im Gegenzug zur Schuldenübernahme bekommt France Télécom 90 Prozent der Erlöse aus möglichen Verkäufen von Vermögensgegenständen des UMTS-Bereichs. Mobilcom verzichtet auf alle Ansprüche aus dem Kooperationsvertrag mit France Télécom, der die Finanzierung des Aufbaus eines UMTS-Netzes zu Lasten von France Télécom regelt. Großaktionär Gerhard Schmid habe diesem Vertragsschluss zugestimmt und ebenfalls auf Ansprüche aus dem Kooperationsvertrag gegenüber France Télécom verzichtet, berichtete Mobilcom am Freitag. Der gesamte Vertrag steht unter dem Vorbehalt der Zustimmung der Hauptversammlungen der beiden Unternehmen, die voraussichtlich im Januar 2003 stattfinden werden und des Abschlusses einer endgültigen Vereinbarung zwischen France Télécom sowie den UMTS-Banken und den Netzwerklieferanten. Mobilcom hat mit einem Bankenkonsortium, bestehend aus der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) als Konsortialführer sowie Deutsche Bank, Dresdner Bank und Landesbank Schleswig-Holstein einen Kreditvertrag über 112 Millionen Euro unterzeichnet. Einschließlich des Überbrückungsdarlehen von 50 Millionen Euro stehen Mobilcom damit 162 Millionen Euro zur Sanierung des Kerngeschäfts Mobilfunkservice und Festnetz/Internet zur Verfügung.

Mobilcom hatte vor zwei Jahren mit Hilfe von France Télécom für 8,4 Milliarden Euro eine von sechs deutschen UMTS-Lizenzen erworben, sich dann aber mit Unternehmensgründer Gerhard Schmid über das Tempo beim Aufbau der neuen Mobilfunktechnik überworfen. Seit dem Rückzug der Franzosen im September stand Mobilcom am Rande der Insolvenz. Kurz vor der Wahl war mit Hilfe der Bundesregierung ein millionenschweres Rettungspaket geschnürt worden.

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