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Wirtschaft: Münchener Rück verdient besser

Nach einem schwarzen Jahr will der Konzern mit höheren Preisen aus der Krise kommen

München (cbu/HB). Der größte Rückversicherer der Welt, die Münchener Rück, hat im vergangenen Jahr die Ertragskraft seines wichtigsten Geschäftsfelds, der SchadenUnfall-Rückversicherung, stark verbessert. Deshalb gab das Unternehmen am Donnerstag in München optimistische Prognosen für das Geschäftsjahr 2004 ab. Die Beitragseinnnahmen seien höher als die Summe von Schäden und Kosten, erklärte Vorstandsmitglied Stefan Heyd. Im laufenden Jahr solle dieses Verhältnis weiter verbessert werden, erklärte er. Die Börse nahm das mit Wohlwollen zur Kenntnis: In Frankfurt (Main) gewann die Aktie der Münchener Rück 0,53 Prozent auf 94,90 Euro.

Eine Rückversicherung deckt die Schäden von Erstversicherern ab, etwa der Allianz. Die jüngste Erneuerungsrunde der Rückversicherungsverträge sei erfolgreich verlaufen, sagte Finanzvorstand Jörg Schneider. Der Konzern orientiere sich nun „konsequent“ an Profitabilität und nicht mehr auf Volumenwachstum. Traditionell verhandeln die Rückversicherer zum Jahresbeginn einen Großteil ihrer Verträge mit den Erstversicherern neu. Im Schaden- und Unfall-Rückversicherungsgeschäft seien die Preise nun um durchschnittlich fünf Prozent angehoben worden, teilte der zuständige Vorstand Heyd mit: „Diese Erneuerung ist sehr erfolgreich verlaufen.“

Rund 60 Prozent des gesamten Geschäftes sei neu verhandelt worden. Etwa ein Fünftel wurde nicht verlängert, da die verhandelten Risiken zu hoch seien oder die Preise zu schlecht. Alleine mit dem britischen Versicherer Royal Sun Alliance wurde das Geschäft um 600 Millionen Euro zurückgefahren. Anfang der Woche hatte bereits die Swiss Re, hinter den Münchenern die Nummer zwei der Branche, von Preiserhöhungen von vier Prozent berichtet. Hannover Re erreichte ein Plus von drei Prozent. Wie die Konkurrenz erwartet auch die Münchener Rück noch weiteren Spielraum für Preiserhöhungen. Bereits in den vergangenen drei Jahren konnten die Rückversicherer deutliche Tariferhöhungen durchsetzen.

Erster Verlust seit fast 100 Jahren

Noch wichtiger sei, dass sich auch die anderen Vertragskonditionen für die Münchener Rück verbessert hätten, sagte Heyd. Die Risikostruktur des Bestandes habe sich nun deutlich verbessert. Die Schaden-Kosten-Quote, ein wichtiger Indikator für die Profitabilität, werde 2004 bei 97 Prozent liegen. Der Umsatz werde nur leicht zurückgehen, da auch neues Geschäft in die Bücher genommen wurde. Rückversicherungen im Bereich Schaden und Unfall erwirtschafteten im vergangenen Jahr etwa drei Viertel des gesamten Gewinns des Münchener-Rück-Konzerns.

Die Aktie der Münchener Rück hatten die Analysten von Merrill Lynch schon am Vortag auf „Verkaufen“ zurückgestuft. Die Zahlen zur Erneuerungsrunde seien „glanzlos“, schrieben die Experten. Zudem seien keine positiven Nachrichten in absehbarer Zeit zu erwarten. Deutsche Bank und JP Morgan hatten die Titel zuvor aber empfohlen. Nach Angaben von Händlern kauften gestern insbesondere institutionelle Anleger die Aktie.

Für 2003 erwartet die Münchener Rück dennoch den ersten Verlust seit knapp einhundert Jahren. Finanzvorstand Schneider bekräftigte diese Prognose. Am 17. März sollen die vorläufigen Zahlen für 2003 kommen. Tendenziell wirke die Umstellung positiv auf die Gewinnrechnung, sagte Schneider, ohne Details zu nennen. Der Finanzchef bekräftigte erneut, dass der Versicherer seine Beteiligung an der Hypo-Vereinsbank von gut 25 Prozent eher ab- als aufbauen wolle. Die HVB lotet derzeit die Möglichkeit einer Kapitalerhöhung aus. Ob die Münchener Rück daran teilnehmen werde, sei nicht entschieden.

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