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Nach Arcandor-Insolvenz: Unruhe in Berliner Callcenter

Auch ein Berliner Quelle-Callcenter hat Insolvenz angemeldet. Viele der Mitarbeiter sind apathisch - auch, weil sie in der mies bezahlten Arbeit keinen Sinn sehen.

Berlin - Immer mehr Beschäftigte geraten in den Strudel der Arcandor-Insolvenz – auch in Berlin. Knapp 1100 Mitarbeiter des Quelle Callcenters in der Köpenicker Straße bangen um ihre Zukunft. Wie an den Standorten in Magdeburg und Cottbus musste auch die Berliner Gesellschaft inzwischen die Insolvenz beantragen, rund eine Woche nach dem Mutterkonzern. „Über kurz oder lang war das klar“, sagte Jürgen Stahl von Verdi. „Die Callcenter sind nicht selbstständig, sondern abhängige Dienstleister des Gesamtkonzerns.“ Auf die tägliche Arbeit scheint sich die Insolvenz nicht auszuwirken. „Die Geschäfte laufen normal weiter“, versicherte der Geschäftsführer der Callcenter, Christian Holtmann, am Donnerstag. Er sieht in der Insolvenzanmeldung lediglich „einen normalen formalen Akt“.

Nicht so die Mitarbeiter. Der Standortleiter hatte zuletzt versucht, ihnen Mut zu machen, dass in der Insolvenz auch eine Chance liegt. Doch daran glauben sie offenbar nicht. Die Belegschaft reagiert „auf eine seltsame apathische Art“, sagte einer der Mitarbeiter dem Tagesspiegel. Das liege vielleicht auch daran, „dass eine Arbeit, von der ein Mensch nicht leben kann, keinen Sinn macht“. Viele Kollegen im Callcenter, darunter auch Festangestellte, verdienten weniger als 900 Euro netto und seien daher darauf angewiesen, dass die Bundesagentur für Arbeit ihren Lohn aufstockt, berichtete der Mitarbeiter. Wie viele genau davon betroffen sind, sei unklar. In den kommenden drei Monaten bezahlt die Arbeitsagentur nun den gesamten mageren Lohn.

Quelle hat Ende 2006 zahlreiche Callcenter an mehreren Standorten geschlossen, um die Filialen in Berlin, Magdeburg und Cottbus zu eröffnen – mit deutlich schlechteren Konditionen für die Mitarbeiter. Dabei kam Verdi zufolge ein Großteil der neuen Beschäftigten über die Bundesagentur für Arbeit. So konnte Quelle Subventionen über sogenannte Bildungsgutscheine beziehen. dcl/vis

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