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Nach dem Stresstest: Zurück zur Tagesordnung

Die Ergebnisse des Stresstests lassen die Börse kalt. Banken und Regierung sind zufrieden.

Berlin - Eine kleine Aufwärtsbewegung am Morgen, dann war der StresstestEffekt an der Börse schon verpufft. Nach der Veröffentlichung des europaweiten Belastungstests für Banken am vergangenen Freitag beschäftigen sich die Händler am Montag bereits mit anderen Themen: In Deutschland beginnt die Berichtssaison, in den kommenden Tagen werden aktuelle Daten zur US-Konjunktur veröffentlicht.

Sieben Banken hatten den am Freitagabend nach Börsenschluss veröffentlichten Belastungstest nicht bestanden, darunter die Hypo Real Estate als einziges der 14 getesteten deutschen Institute. Dies war an den Märkten ebenso erwartet worden wie das Scheitern von fünf spanischen Sparkassen und der griechischen Atebank.

Die einen werteten die Börsenreaktion der Börse als Zeichen der Erleichterung. Andere halten die Aussagekraft des Stresstests ohnehin für gering. „Der Stresstest spielt für die Entwicklung des Dax letztlich eine eher untergeordnete Rolle“, sagte Marktexperte Heino Ruland von Ruland Research. Da der Markt inzwischen bereits gut nach oben gelaufen sei, herrsche nun eine gewisse Vorsicht unter den Investoren.

Abzulesen war dies auch an den Kursen der deutschen Bankaktien. Die am Freitag gefragte Aktie der Deutschen Bank litt anfangs unter Gewinnmitnahmen erholte sich aber wieder und lag am Abend leicht mit 0,1 Prozent im Plus. Für Verunsicherung sorgte der deutsche Marktführer, weil er sein Engagement in europäischen Staatsanleihen im Stresstest nicht offengelegt hatte. Ein Sprecher signalisierte, dass die Deutsche Bank dies bei den Quartalszahlen an diesem Dienstag nachholen werde. Bis Ende März war das Engagement des Geldhauses in Anleihen hoch verschuldeter Staaten am Rande Europas vernachlässigbar. Das Commerzbank-Papier, das am Freitag Verluste erlitten hatte, stieg um 2,7 Prozent. Für die Postbank ging es um 2,3 Prozent nach oben. Die Postbank, die den Stresstest eher knapp bestand, hatte ebenfalls keine Angaben zu ihrem Anleihebestand gemacht. Der Grund: die Daten seien veraltet.

Das Bundesfinanzministerium sprach von einem insgesamt sehr ermutigenden Signal, dass die Ziele der Tests angesichts der Marktreaktion offenkundig erreicht wurden. Mit der Testaktion hatten die Regierungen das Vertrauen in das europäische Finanzsystem stärken wollen. Positiv wurde der Stresstest naturgemäß in der Finanzbranche kommentiert. „Aus unserer Sicht war der Stresstest sehr hilfreich, denn er hat eine riesige Menge an neuen und einheitlichen Daten von den Banken geliefert“, betonte der bei Goldman Sachs für die europäische Konjunktur zuständige Analyst Erik F. Nielsen. Das Finanzsystem Europas stehe besser da als viele gedacht hätten. Der Test sollte trotz aller berechtigter Kritik helfen, die Schuldenlage Spaniens besser einzuschätzen, schrieb Morgan Stanley. „Der Stresstest war nach unserer Einschätzung scharf genug, um ernst genommen zu werden“, kommentierten die Experten von Credit Suisse. Die Transparenz, die nun geschaffen worden sei, sei beeindruckend. mot/AFP/rtr

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