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Wirtschaft: Nach der Liberalisierung starker Verfall der Margen - Nun äußern sich die Analysten zuversichtlicher

Die Folgen der Liberalisierung des Energiemarktes in Europa haben die deutschen Stromkonzerne im vergangenen Jahr bitter zu spüren bekommen. Schnell und deutlich gingen die Preise und Margen zurück, was auch die Aktienkurse teilweise um mehr als 50 Prozent nach unten drückte.

Die Folgen der Liberalisierung des Energiemarktes in Europa haben die deutschen Stromkonzerne im vergangenen Jahr bitter zu spüren bekommen. Schnell und deutlich gingen die Preise und Margen zurück, was auch die Aktienkurse teilweise um mehr als 50 Prozent nach unten drückte. Die ehemals monopolverwöhnten Stromerzeuger müssen nun ihre Leitungen für den Strom unliebsamen Konkurrenten öffnen, die mit Billigangeboten die Kunden abwerben können. Dafür erhalten sie nur eine Durchleitungsgebühr. Zudem stagniert der Stromabsatz, und die Energieanbieter kämpfen mit Überkapazitäten. Aber auch die Debatte um den Atomausstieg und die Einführung der Ökosteuer trugen nicht gerade dazu bei, die Stimmung zu heben. Dennoch sollte das Schlimmste bald hinter den deutschen Versorgern liegen. Viele Branchenanalysten erwarten, dass die Talsohle des Preisverfalls in diesem Jahr durchschritten wird, und die Ergebnisse bereits im Jahr 2001 deutlich besser werden.

Für Hartmut Moers von der Bank Julius Bär sind die Versorger-Titel wieder kaufenswert. "Die Branche hat erheblichen Nachholbedarf, da die Werte in den vergangenen Monaten ungerechterweise stark gelitten haben", meint er. Auch seien die Papiere mit ihrem hohen Substanzwert günstig bewertet. Gerlinde Gollasch glaubt ebenso, dass sich die Stimmung für die Versorger gebessert habe. Die Bankgesellschaft Berlin stuft die Branche von zuvor "unterdurchschnittlich" auf "neutral" ein. Klaus Repkes von der WestLB Panmure ist von den europäischen Versorgern hingegen nicht überzeugt. Sein Rating lautet "Untergewichten".

Auch die Powerline-Technologie - Telefonieren und Internet-Surfen über Stromleitungen - hilft nicht weiter. "Das Thema Powerline wird regelmäßig zur Cebit hoch gekocht", meint Gerlinde Gollasch. Die Aktien hätten übertrieben reagiert. Denn es werde noch eine Weile dauern, bis letzte technische und regulatorische Hürden genommen sind. Zudem sei noch offen, was Powerline den Verbraucher kosten wird, wendet Matthias Heck von Sal. Oppenheim ein.

Wegen der günstigen Bewertung steht RWE bei vielen Analysten auf der Kaufliste. Positiv beurteilen die Analysten die Übernahme von VEW. Trotz seiner Ertragsprobleme werde der Essener Konzern mit Hilfe seiner Finanzkraft international expandieren, glaubt Klaus Repkes. Für die RWE-Aktie erwartet er eine überdurchschnittliche Entwicklung. Dagegen fehlt Karin Brinkmann von der HypoVereinsbank die Phantasie in dem Titel - sie stuft die RWE-Aktie mit einem "Underperform" (schlechter als der Markt) ein. Das Rating für die Aktien von Veba und Viag lautet bei der Bankgesellschaft "outperform". Die Fusion zwischen den beiden Energieanbietern sei bereits weit fortgeschritten, sagt Gerlinde Gollasch. Auch setzten die Fusionspartner die europäische Multi-Utility-Strategie (Rundum-Versogung) konsequenter um als der Konkurrent RWE. Klaus Repkes rät hingegen, die Aktien zu "halten", da die Atomausstiegsdebatte sie belaste.

Die Bewag-Aktie ist für den Analysten von Sal. Oppenheim ein "Akkumulieren". Der Berliner Energieversorger sei nicht von der Diskussion um den Atomausstieg betroffen, sagt Matthias Heck. Bewag erzeuge Strom über Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen (KWK), was die Bundesregierung zukünftig fördern will. Ein weiteres Plus sieht er in dem Joint Venture "Best Energy" mit Mobilcom, über das zukünftig Strom vermarktet werden soll. Das Telekomunternehmen bringe die Vertriebserfahrung mit, Bewag steuere die Energie und das technische Know-how dazu. Repkes hält hingegen die Aktie für gut bewertet und stuft sie daher mit "halten" ein. Auch weist er auf die wirtschaftlichen Probleme Berlins hin.

Im Mittelpunkt der französischen Versorger steht Vivendi. In der Aktie stecke viel Phantasie, meint Stefan Gaede von der Hamburgischen Landesbank. Vivendi steige aus der Stromversorgung im Ausland aus und verkaufe seinen Bau- und Immobilienbereich. Phantasie komme hinsichtlich der eventuellen ausländischen Zukäufe im Wasserbereich auf. Zudem habe das Unternehmen einen Fuß in der Telekommunikation und Medien. Interessant sei vor allem der Versuch, Medien ("Content") mit Telekom zu verknüpfen, betont Brinkmann. Die Analystin stuft die Aktie mit "outperform" ein.

Michaela Nehren-Essing

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