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Wirtschaft: Nach Gen-Ankündigung sind BB Biotech, Evotec, Cybio und Rhein Biotech die größten Verlierer

Der steile Höhenflug der Wachstumstitel am Neuen Markt ist am Mittwoch abrupt zu Ende gegangen. Das umfassende Kursbarometer Nemax rutschte am Mittag um rund sechs Prozent auf 7595 Punkten ab.

Der steile Höhenflug der Wachstumstitel am Neuen Markt ist am Mittwoch abrupt zu Ende gegangen. Das umfassende Kursbarometer Nemax rutschte am Mittag um rund sechs Prozent auf 7595 Punkten ab. Der Index Nemax-50, in dem die führenden Titel zusammengefasst sind, brach bis zum frühen Nachmittag um 507,76 Punkte und notierte bei 8486,87 Zählern. Zwischenzeitlich war der Index sogar bis auf 8338,52 Punkte abgesackt. Top-Verlierer des Tages waren die Biotech-Werte: Die seit Jahresbeginn als Anlegerlieblinge gehandelten Aktien von BB Biotech, Evotec, Cybio und Rhein Biotech gehörten mit zweistelligen Kursabschlägen zu den größten Verlieren: BB Biotech verlor 16,50 auf 103,50 Euro - ein Minus von 13,75 Prozent gegenüber dem Vortag. Qiagen rutschte um 26,60 Punkte auf 181,00 Euro ab (-12,81 Prozent).

Der Absturz des Neuen Marktes folgte nach Händlereinschätzung dem Trend aus den USA: Am Dienstag hatte die US-Technologiebörse Nasdaq mit einem Minus von 4,09 Prozent auf 4706,63 Zähler den zweigrößten Einbruch ihrer Geschichte erlebt. Auch hier musste die Biotech-Branche die größten Einbrüche verkraften: Der Biotech-Branchen-Index sackte überproportional um mehr als 12,5 Prozent ab. Händler berichteten, dass dennoch weiterhin Kauforders vorhanden seien: "Viele sehen die Kurse als Einstiegssignal."

Die Schuld am Absturz des Nasdaq geben Händler US-Präsident Bill Clinton und dem britischen Premierminister Toni Blair. Die beiden Staatsoberhäupter hatten sich gegenseitig versprochen, dass Informationen, die aus der Entschlüsselung der menschlichen Gene gewonnen werden, ausgetauscht und kostenlos Wissenschaftlern aus aller Welt zur Verfügung gestellt werden müssten. Die Ankündigung hatte unter Anlegern offensichtlich die Befürchtung ausgelöst, dass das Know-How der Firmen zum Allgemeingut werden könnte.

Dabei ist die Ankündigung von Clinton und Blair nicht wirklich neu. Über die Freigabe der unverarbeiteten Sequenzierungsdaten für menschliche Gene wird schon seit langem nachgedacht. Angesichts des Wettbewerbs zwischen der mit öffentlichen Geldern finanzierten Entschlüsselung des menschlichen Genoms im Human Genome Project und der Privatwirtschaft wollen die britische und die amerikanische Regierung verhindern, dass die Gene des Menschen von Firmen patentiert und damit der Öffentlichkeit vorenthalten werden sollen.

Besonders hart wurde das US-Biotech-Unternehmen Celera Genomics von der Ankündigung getroffen. Das Unternehmen verlor am Mittwoch um 40 auf 149 US-Dollar. Celera ist weltweit eine der größten DNA-Datenfabriken und hat mittels eines parallelen Datenverarbeitungs- und Entschlüsselungsverfahrens das öffentlich finanzierte Human Genome Project bereits überflügelt. Der Versuch einer Kooperation zwischen beiden im Wettlauf um die Entschlüsselung menschlicher Gene ist gerade gescheitert. Grund dafür waren gegensätzliche Auffassungen hinsichtlich der kommerziellen Nutzung der Forschungsergebnisse. Während Celera die exklusiven Rechte an der Gen-Datei bis zum Jahr 2005 fordert, will das Human Genome Project die entschlüsselten Gene bereits nach sechs bis zwölf Monaten der Öffentlichkeit zugänglich machen. In so einer kurzen Zeit glaubt Celera aber nicht, seine Forschungskosten wieder einspielen zu können.

Die Entschlüsselung des menschlichen Erbgutes gilt als eine der bedeutendsten wissenschaftlichen Herausforderungen der Zeit. Mit einer vollständigen Landkarte menschlicher Gene können Targets, also Ansatzpunkte für neue Medikamente identifiziert und gezielt behandelt werden.

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