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MAN-Chef Georg Pachta-Reyhofen will den Konzern sauber machen. Foto: dpa

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Nach Skandal: Korruptionsbeauftragte räumt bei MAN auf

MAN arbeitet mit Hochdruck an einem sauberen Neustart. Künftig sollen Compliance Officer das Geschäftsverhalten von Mitarbeitern überwachen. Für den traditionell dezentral ausgerichteten Konzern ist das eine Revolution.

Bis Ende des Jahres will der neu eingesetzte Chief Compliance Officer, Olaf Schneider, ein einheitliches System in sämtlichen Teilkonzernen etabliert haben. „Ich brauche Transparenz, Durchgriff und ein eigenes Reporting“, sagte Schneider im Gespräch mit dem „Handelsblatt“. Der 39-jährige Jurist ist mit bislang beispiellosen Kompetenzen ausgestattet, um innerhalb des Konzerns die Einhaltung sauberer Geschäftspraktiken durchsetzen.

Der neue MAN-Vorstand unter Georg Pachta-Reyhofen hat Schneiders Pläne abgesegnet. Künftig sollen Compliance Officer das Geschäftsverhalten von Mitarbeitern überwachen und direkt an Schneider berichten. Für den traditionell dezentral ausgerichteten Konzern ist das eine Revolution. Im Aufbau ist zudem ein so- genanntes „Whistle-Blower-System“, mit dem Mitarbeiter im Internet Verfehlungen von Kollegen oder Vorgesetzten anonym melden können. „Jedes gute Compliance-System sollte die Möglichkeit geben, Hinweise auf Missstände zu liefern“, verteidigt Schneider das Vorhaben.

MAN reagiert mit seiner Strategie auf den Schmiergeldskandal, der das Unternehmen im vergangenen Jahr bis ins Mark getroffen hat. Im Lkw- und Busgeschäft als auch in der Turbosparte schoben MAN-Mitarbeiter jahrelang das Geschäft mit illegalen Provisionen an. Der Sumpf kam MAN teuer zu stehen. Der im Dezember 2009 mit der Staatsanwaltschaft München erzielte Vergleich kostet das Unternehmen einschließlich Steuernachzahlungen und Anwaltskosten mindestens 220 Millionen Euro. Der frühere Konzernchef Hakan Samuelsson und ein halbes Dutzend weiterer Topmanager verloren im Zuge der Affäre ihre Posten. Die Hauptversammlung am kommenden Donnerstag will die Ex-Vorstände nicht entlasten. Und noch immer ist der Konzern in den Schlagzeilen. Vergangene Woche durchsuchten wegen des Verdachts auf Schmiergeldzahlungen Ermittler die Zentrale der ehemaligen Konzerntochter Ferrostaal. MAN hält noch dreißig Prozent an dem Essener Anlagenbauer und Handelshaus.

„Was bei MAN offenkundig wurde, ist in Wahrheit ein Industrieproblem“, sagt Schneider, der in deutschen Unternnehmen Nachholbedarf in der Korruptionsbekämpfung sieht. Schneider hat sein Handwerk bei General Electric gelernt, wo er bis 2009 unter Vertrag stand. Der amerikanische Konzern gilt als Vorreiter für einheitliche und klare Compliance- Richtlinien. Das sehen auch andere so: Siemens, ebenfalls Brennpunkt eines Schmiergeldskandals, holte sich mit Peter Solmssen auch einen Korruptionsexperten von General Electric.

Zurzeit führt die Compliance-Abteilung bei MAN eine Risikoanalyse durch, die Schwachstellen in Einkauf und Vertrieb aufdecken soll. Ein spezielles Augenmerk liegt auf öffentlichen Ausschreibungen, besonders im Ausland. Eine Kultur der Angst will der Rheinländer nicht erzeugen. „Ich bin kein Geschäftsverhinderer“, sagt Schneider. So werden MAN- Mitarbeiter auch künftig Geschäftspartner einladen oder Geschenke annehmen, stellt er klar. Genehmigungen seien erst ab einer bestimmten Summe erforderlich. Zudem entwickelt MAN Fragebögen im Internet, mit deren Hilfe Mitarbeiter auch die Rechtmäßigkeit und Plausibilität von Beraterverträgen prüfen sollen. In Zweifelsfällen können sich die Mitarbeiter seit Februar an das sogenannte Help-Desk wenden. „Das funktioniert gut, wir haben jeden Tag gut 30 Anrufe“, sagt Schneider. (HB)

Markus Fasse

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