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Zwist an der Spitze. Seit 2009 gilt das Verhältnis zwischen Josef Ackermann (rechts) und Aufsichtsratschef Clemens Börsig als zerrüttet.

© dpa

Nachfolge von Ackermann: Kampf um Nachfolge bei Deutscher Bank entscheidet sich

Für die Finanzwelt ist es eine der brisantesten Fragen des Jahres: Wer wird der nächste Chef der Deutschen Bank? In dieser Woche könnte die Entscheidung fallen.

Bevor die Bank am Dienstag ihren Zwischenbericht zum zweiten Quartal vorlegt, tagt der Aufsichtsrat. „Wenn es am Dienstag keine Einigung gibt, wäre das schon ein Armutszeugnis“, sagte eine Person, die mit den Gesprächen über die Ackermann-Nachfolge vertraut ist. Der Streit um die wichtigste Personalie an der Spitze von Deutschlands größter Bank ist geprägt durch den Kampf zweier Giganten: Vorstandschef Josef Ackermann, 63, und Aufsichtsratschef Clemens Börsig, 62.

Das erste Mal öffentlich aneinandergeraten waren die beiden im Jahr 2009. Eigentlich hatte Ackermann seinen Posten schon 2010 räumen wollen. Doch Börsig konnte keinen Nachfolger für den Schweizer finden und schlug kurzerhand sich selbst vor. Das passte weder dem Amtsinhaber noch dem Aufsichtsrat. Am Ende blieb Ackermann Chef. Das Verhältnis zwischen ihm und Börsig gilt seitdem als zerrüttet.

Das machte auch die erneute Suche nach einem Nachfolger schwer. Offiziell ist der Aufsichtsrat dafür zuständig, Ackermann hat aber immer kräftig mitgemischt. Seinen Wunschkandidaten Axel Weber, den Ex-Präsidenten der Deutschen Bundesbank, lehnte Börsig ab. Jetzt geht Weber zur UBS. Von Ackermanns Vorstandskollegen kommt anscheinend keiner so richtig infrage. Die wahrscheinlichste Lösung ist darum eine Doppelspitze.

Er wird nach einer Lösung gesucht, bei der alle ihr Gesicht wahren können

Der natürliche Nachfolger wäre Anshu Jain, der Chef des Investmentbankings. Sein Bereich ist für den Großteil des Gewinns der Deutschen Bank verantwortlich. Der smarte Inder, der bei seinen Leuten in London und bei den Investoren einen exzellenten Ruf genießt, hat aber nie in Deutschland gelebt, er ist hier kaum vernetzt. An Jains Seite wünschen sich einige in der Bank deshalb Jürgen Fitschen, den Deutschlandchef. Er kennt die Besonderheiten der deutschen Politik und die besondere Rolle des Instituts in der Öffentlichkeit. Aber er ist schon 62, also eher eine Übergangslösung.

Wenn die Deutsche Bank am Dienstag ihre Zahlen vorlegt, wird der Erfolg des Investmentbankings abzulesen sein. Experten erwarten vor Steuern knapp zwei Milliarden Euro Gewinn. Im Halbjahr wären es dann fünf Milliarden Euro, womit Ackermann seinem Ziel nah wäre, 2011 einen Rekordgewinn von zehn Milliarden zu präsentieren. „Das will er noch schaffen – vorher übergibt er den Staffelstab nicht an Jain und Co“, sagt ein Insider.

Weil Ackermann es verstanden hat, beides miteinander zu verbinden, das Investmentbanking und das klassische Privatkundengeschäft, wünscht sich vor allem die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat, dass der Schweizer dem Konzern erhalten bleibt, als Chef des Kontrollgremiums. Gegen einen nahtlosen Wechsel des Vorstandschefs sprechen aber nicht nur die Regeln der guten Unternehmensführung (siehe Kasten), sondern auch der alte Streit mit Clemens Börsig. Der müsste seinen Posten dann schließlich räumen. Wie auch immer der Kampf ausgeht, es wird wohl die letzte Runde zwischen den beiden gewesen sein.

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