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Wald ist nicht gleich Wald. Anleger müssen zwischen Nutz- und Edelhölzern unterscheiden, die entweder beim Bau verwendet werden oder einfach nur selten sind. Foto: dpa

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Wirtschaft: Nachwachsende Rendite

Wald, Wiesen und Ackerland: Wie man sein Geld in der Natur vermehrt

„Kaufe Farmland – es ist das einzige Produkt, das nicht mehr hergestellt werden kann.“ Diese Empfehlung gab 1934 Henry Ford, der Gründer des gleichnamigen Automobilherstellers. Und er sollte Recht behalten. Heute, mehr als 70 Jahre später, ist Ackerboden ein knappes Gut. Die Weltbevölkerung steigt kontinuierlich, jüngst wurde die Marke von sieben Milliarden Erdbürgern geknackt. Die Märkte wachsen rasant, der Rohstoffhunger ist groß. Im Jahr 2050 werden pro Person 700 Quadratmeter Ackerfläche weniger zur Verfügung stehen als noch 2010 – wenn die Weltbevölkerung wie erwartet um 50 Prozent steigen wird.

Wer Geld hat, investiert also in Ackerboden, er gilt als gute Anlage. Microsoft- Gründer Bill Gates oder der US-Investor George Soros tun dies bereits, und auch der amerikanische Pensionsfonds Calpers, weltweit einer der größten Anleger, investiert in großem Stil.

„Boden ist endlich“, sagt Forstingenieur Andreas Eßer. „Und er wird immer zur Rohstoffversorgung gebraucht werden.“ Eßer arbeitet bei Greif und Meyer, Makler für land- und forstwirtschaftliche Immobilien, der seit 15 Jahren Äcker, Wiesen und Wälder verkauft. Seit der Finanzkrise gebe es mehr Anleger, die fachfremd seien, sagt Eßer. „Über den Daumen gepeilt haben wir 20 Prozent mehr Kunden als noch vor ein paar Jahren.“ Ackerboden werde als Alternative zu Gold wahrgenommen, biete aber Vorteile, meint Markus Oberg von der Vermögensberatung Eck und Oberg. „Durch die Pacht bringt diese Anlage laufende Erträge.“

DIREKT KAUFEN ODER FONDS

Doch wie wird man Landbesitzer? Möchte man Land erwerben, wendet man sich an einen Makler wie beispielsweise Greif und Meyer. „Die meisten denken, sie müssten sich jetzt selbst einen Traktor kaufen“, sagt Eßer. Einem Besitzer von Ackerflächen ist es jedoch selbst überlassen, wie viel Zeit und Kraft er in seine Investition steckt. „Jeder muss nur so viel Input geben, wie er möchte.“ Die meisten schließen nach dem Kauf einen Pachtvertrag mit einem Landwirt ab.

Ähnlich wie beim Wein, dessen Qualität anhand von Punkten bewertet wird, werden auch Punkte für die Bodenkonsistenz vergeben. Sie geben unter anderem die Bodenart wieder, etwa Lehm- oder Sandanteile. Höchstpunktzahl ist 100. „Der Boden in Brandenburg ist im Zweifelsfall nur 20 bis 30 Bodenpunkte wert“, sagt Holger Meyer, Geschäftsführer von Greif und Meyer. „Das bringt einen geringen Ertrag und damit wenig Pacht.“ Toplagen in Deutschland seien etwa die Kölner Bucht oder die Region um München.

Vorsichtig sollte man beim Kauf von Ackerflächen im Ausland sein, warnt Markus Oberg. In Russland gibt es beispielsweise günstig Land zu kaufen, jedoch kann es dort Schwierigkeiten mit dem Rechtssystem geben. Oberg rät daher, in Deutschland zu kaufen. „Für ein Investment sollte man mindestens fünf Hektar erwerben“, sagt Holger Meyer. Die Rendite bei der Verpachtung ist relativ gering, sie liegt zwischen 0,5 und drei Prozent. „Dafür bekommt man sie immer, egal, wie die konjunkturelle Situation ist.“

Wer kein Direktinvestment will, kann Fonds kaufen. Hier mahnt Oberg zur Vorsicht. Denn Fonds, bei denen das Wort „Agriculture“ vorkomme, beinhalteten meist nur Aktien von Unternehmen, die mit landwirtschaftlichen Gütern handeln, etwa K & S. Bei offenen Fonds beteiligt man sich an Aktiengesellschaften, das heißt, man ist abhängig von den Börsen – kann die Aktien dafür jederzeit abstoßen. Anders bei geschlossenen Fonds: Hier ist man meist zehn bis 20 Jahre lang gebunden und geht eine unternehmerische Beteiligung ein. Eine Investition in Zertifikate ist ebenfalls möglich.

WALD STATT ACKERLAND

Als Alternative zum Ackerboden bietet sich Wald als Anlageobjekt an. Pro Tag schrumpft die Waldfläche um bis zu 20 000 Hektar, das entspricht fast 20 000 Fußballfeldern. Die Nachfrage nach Holz steigt indes stetig. „Langfristig werden daher auch die Waldwerte steigen“, meint Forstingenieur Andreas Eßer. Großinvestoren wie etwa die Stiftung der Harvard- Universität haben dies erkannt, sie ist der zweitgrößte Waldbesitzer Neuseelands.

Die Kapitalrendite von Wald liegt bei ein bis drei Prozent. „Im Vergleich zu Finanzanlagen ist das ein Witz“, sagt Eßer. „Dafür ist die Rendite aber sicher.“ Denn gut zwei Drittel des Ertrages ergeben sich aus dem biologischen Wachstum des Baumes, rund ein Viertel ist auf den Holzpreis zurückzuführen. „Selbst wenn der Holzpreis fällt, erzielt man langfristig eine gute Rendite“, sagt Vermögensberater Oberg. Doch Wald ist nicht gleich Wald.

Unterscheiden muss man zwischen Nutz- und Edelholz. Fichte, ein Nutzholz, ist besonders als Bauholz geeignet. „Wird viel gebaut, steigt der Preis“, sagt Oberg. Kommt eine Baukrise, sinkt der Wert dieses Holzes rapide. Edelholz dagegen ist ein knappes Gut, stabil und sicher in der Anlage. Anbieter von Waldfonds bieten bis zu zwölf Prozent Rendite. Das Problem: Diese Hölzer wachsen in Ländern, deren Rechtssysteme oft unsicher sind. Ein Baum braucht Jahrzehnte, um zu wachsen – auch die Rechtssicherheit muss so lange gewährt sein, sonst droht womöglich die Enteignung. „In Teakholzplantagen in Costa Rica würde ich nicht investieren“, meint Oberg. Möchte man das trotzdem tun, sollte man auf die Zertifizierung „Forest Stewardship Council“ (FSC) achten. Sie bescheinigt eine umweltfreundliche, sozialverträgliche und ökonomisch nachhaltige Forstwirtschaft.

Eine Alternative ist Rubinienholz, das einzige europäische Hart- und Edelholz. Es wächst etwa in Bulgarien, dort sind entsprechende Wälder auch noch zu haben. Rubinienholz ist sehr leicht und extrem stabil. Die Klettergerüste auf Kinderspielplätzen sind daraus gefertigt, ebenso wie die Kuppel des Hamburger Michels.

Investiert man in Wald, rät Eßer zu einer „gewissen Mindestgröße“, damit eine langfristige Rendite möglich ist. Denn eine Durchforstung findet nur alle paar Jahre statt. „Fünf Hektar aufwärts sollten es schon sein.“ Die Investition birgt auch Risiken: Sturmschaden, Waldbrand oder Schädlingsbefall können die Rendite zunichte machen. Als 2007 der Orkan „Kyrill“ über Europa fegte, kam viel Holz auf den Markt – die Preise sanken.

Ein eigener Wald sei nur etwas für sehr wohlhabende Investoren, sagt Vermögensberater Markus Oberg. Weniger betuchte Anleger könnten jedoch in Waldfonds investieren. Oberg rät, rund fünf bis zehn Prozent des Vermögens anzulegen.

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