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Seit Dienstag sind Internetseiten mit der neuen Adressendung .berlin öffentlich verfügbar. Die Einführung von Städtenamen als Adresszusatz ist Teil einer großen Reform der Navigationsverwaltung des Internets, die von der verantwortlichen International Corporation for Assigned Names and Numbers (Icann) 2011 nach langen Diskussionen beschlossen worden war. Sie macht den Weg frei für zahlreiche neue generische Top-Level-Domains (gTLD). Dabei sind als Adress-Endungen neben geografischen Bezeichnungen nun auch Begriffe wie .sexy oder .christmas möglich. Firmen konnten Lizenzen beantragen und dürfen die gTLD in diesen Monaten nach und nach vermarkten.

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Neue Top Level Domains: .berlin ist online

Ab sofort können Internetadressen mit der Endung .berlin registriert werden. Ein paar tausend sind schon weg. Dabei ist umstritten, ob und für wen die Endung .berlin überhaupt sinnvoll ist.

Um 11 Uhr am Dienstag ist es so weit: wohnheim.berlin ist die erste Internetadresse, die auf den Namen Berlin endet. Nach 20 Minuten sind es bereits mehr als 20 000 Domains – schwules.berlin gehört ebenso dazu wie startupjobs.berlin oder mueggelsee.berlin. Wer diese Adressen eingibt, landet allerdings oft noch im Nichts. Hier müssen die neuen Eigentümer die Seiten noch mit Inhalt füllen, so wie es zum Beispiel silicon.berlin oder bestatter-in.berlin bereits getan haben. .berlin ist die weltweit erste Stadt-Domain im Internet. Andere wie .hamburg oder .koeln werden noch im Laufe des Jahres folgen, ebenso .nrw, .bayern und .saarland. Zehn Jahre hat die DotBerlin GmbH & Co. KG auf den Moment der feierlichen Eröffnung im Säulensaal des Roten Rathauses hingearbeitet.

Senatssprecher Richard Meng lobte die Hartnäckigkeit der Initiatoren und gab zu, dass die Verwaltung zunächst nicht begeistert gewesen sei. Am Ende aber hatte sich das Land Berlin doch entschieden, die Bewerbung von DotBerlin zu unterstützen und auch dazu, die Sache in privatwirtschaftliche Hände zu geben und nicht selbst zu übernehmen. Meng nannte es sympathisch, sich in dieser Weise zu Berlin zu bekennen.

Tatsächlich ist es umstritten, ob und für wen die Endung .berlin sinnvoll ist. Endungen wie die neue .berlin oder die altbekannte Endung .de heißen Top Level Domains. Die Internetregierung Icann hat den Prozess der Erweiterung des Adressraumes vor rund zehn Jahren angestoßen. 1930 Anmeldungen für neue Top Level Domains habe es gegeben, sagte Icann-Vorstand Cherine Chalaby, der auch zur Feier ins Rote Rathaus kam. Schrittweise werden sie nun freigegeben.

Ziel ist mehr Wettbewerb

Das Ziel der Erweiterung sei es gewesen, für mehr Wettbewerb zu sorgen, den Kunden eine größere Auswahl zu geben und Möglichkeiten für Innovationen zu schaffen. Tatsächlich ist es so, dass viele begehrte und einprägsame Namen wie schmidt.de seit langem vergeben sind. Durch den erweiterten Adressraum gibt es wieder neue Möglichkeiten, sich zum Beispiel den Namen schmidt.berlin oder später schmidt.bayern zu sichern.

Ein langer Weg: Am Dienstag startete die Internetdomainendung .berlin mit einem Festakt im Roten Rathaus. Mit dabei DotBerlin Gründer und Geschäftsführer Dirk Krischenowski und Icann-Vorstand Cherine Culaby.

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DotBerlin hat vor allem den Wert des Namens .berlin für die Berliner Unternehmer erkannt. Zu den Gesellschaftern des Unternehmens gehören Berliner Hotels und Internetfirmen ebenso wie die Innung des Kraftfahrzeuggewerbes Berlin oder die Innung Sanitär, Heizung, Klempner, Klima. Auch wenn das Handwerk nicht als besonders flippig bekannt sei, so biete doch die Marke .berlin für die hiesigen Betriebe eine große Chance, sich zu vermarkten und übers Netz gefunden zu werden, sagte Jürgen Wittke, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer. „Der Lokus muss lokal repariert werden“, stellte Wittke klar. Doch es gibt auch Stimmen, die kritisieren, dass Verbraucher durch die neuen Endungen eher verwirrt würden. Und wer ausschließlich über Suchmaschinen sucht, dem ist die Top Level Domain ziemlich egal.

Die Top Level Domain wird weltweit allein von DotBerlin betrieben

In jedem Fall ist .berlin eine Möglichkeit für die Stadt, ihre Unternehmen und ihre Bewohner, noch mehr aus der Marke Berlin zu machen. Die Top Level Domain wird weltweit allein von DotBerlin betrieben. Dazu war ein langer Bewerbungsprozess bei der Icann nötig, denn es gibt auch andere Berlins auf der Welt, zum Beispiel in Schleswig-Holstein, Kolumbien, in Texas oder Vermont. DotBerlin hat einen über zehn Jahre laufenden Kooperationsvertrag mit der Icann. Das Land Berlin wiederum ist an den Erlösen von DotBerlin beteiligt. Grundsätzlich gilt: Mindestens einer der drei Kontakte, die bei der Registrierung einer .berlin-Domain anzugeben sind, muss seine Adresse in Berlin haben.

In einer ersten Phase konnten Rechteinhaber wie Pepsi, Daimler oder Saturn ihr Interesse an bestimmten Adressen anmelden. Berlin zum Beispiel hat sich Adressen wie polizei.berlin, kita.berlin oder rotes-rathaus.berlin gesichert, aber auch sex.berlin. Daneben gibt es ein 336-seitiges Dokument mit einer Liste von .berlin-Domains, die wegen Vorgaben der Icann nicht registrierbar sind. Alle anderen Adressen können seit Dienstag registriert werden. Dazu hat DotBerlin bereits 50 Registrare weltweit gewonnen, die die Wünsche der Kunden entgegennehmen. Vergeben werden sie nach dem Prinzip „wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Ein paar Zehntausend sind inzwischen vergeben. Übrigens gibt es mehr als 15 Millionen.de-Domains.

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