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Wirtschaft: Neuer Markt: Der Ruf der Konsortialbank entscheidet über den Erfolg eines Börsenneulings

Dass hohes Ansehen so gut wie bares Geld ist, war schon immer bekannt. Jetzt kommt auch der wissenschaftliche Nachweis.

Dass hohes Ansehen so gut wie bares Geld ist, war schon immer bekannt. Jetzt kommt auch der wissenschaftliche Nachweis. Eine Studie der beiden Kapitalmarktexperten Dirk Schiereck von der Privatuniversität Witten-Herdecke und Christof Wagner von der Uni Mannheim zum Neuen Markt ergab: Je namhafter der Konsortialführer ist, desto besser entwickeln sich die Kurse von Börsenneulingen nach dem ersten Handelstag.

Das gilt zumindest der Tendenz nach für die 141 Börsengänge aus dem Jahr 1999 am Neuen Markt. Die Ergebnisse der beiden Wissenschaftler lassen sich in der Praxisanwenden: "Wer bei einer Neuer-Markt-Emission keine Aktien zugeteilt bekommen hat, sollte nur dann nachträglich einsteigen, wenn das Unternehmen einen angesehenen Konsortialführer hat", empfiehlt Schiereck.

Bleibt noch die Frage: Woran lässt sich die Reputation einer Emissionsbank messen? Schiereck und Wagner haben verschiedene Definitionsmöglichkeiten untersucht - vom durchschnittlichen Emissionsvolumen über die Größe der jeweiligen Banken bis hin zur Anzahl der begleiteten Emissionen. "Einige Banken zählten in fast allen Fällen zur Spitzengruppe", sagt Schiereck. So hätten die Deutsche Bank und die beiden US-Investmenthäuser Morgan Stanley Dean Witter und Goldman Sachs nach den meisten Messkriterien eine hohe Reputation. Dagegen landeten die Dresdner Bank und die Commerzbank nicht durchgängig vorne.

Ein signifikanter Zusammenhang bestand bei den untersuchten Emissionen auch zwischen der durchschnittlichen Größe und der Kursentwicklung nach dem ersten Handelstag. Je schwergewichtiger der Börsenkandidat, desto besser die Performance. Und weil in der Regel große Emissionen von namhaften Banken begleitet werden, äußert sich den Wissenschaftlern zufolge darin deren Reputation. Eine ähnlich starke Verbindung scheint auch zwischen der Kursentwicklung und der Größe der Konsortialführer zu bestehen. Auch hier gilt "Big is beautiful": Die größeren Institute führen im Schnitt die erfolgreicheren Firmen aufs Börsenparkett. Dafür gibt es eine plausible Begründung: Möglicherweise wählen die großen Banken ihre Emissionskandidaten sorgfältiger aus als die kleinen Konkurrenten.

Ausgerechnet beim gängigsten Maß, der Anzahl der Emissionen, existiert allerdings kein eindeutiger Zusammenhang mit der Performance: So schneiden die 19 Börseneinführungen der DG Bank als Spitzenreiter im Jahr 1999 unterdurchschnittlich ab. Dagegen entwickelten sich die 18 Emissionen der zweitplatzierten Deutschen Bank im Schnitt besser als die Gesamtheit der 99er Neuer-Markt-Debütanten.

Aus mehreren Gründen geben die Ergebnisse allerdings keinen Anlass, künftig blind bei Emissionen namhafter Institute zuzugreifen. So ist bei der Interpretation zu beachten, dass Zeichnungsgewinne am ersten Handelstag nicht berücksichtigt wurden. Als Maßstab diente die Kursentwicklung danach. Die Studie spiegelt daher nicht den Erfolg eines durchschnittlichen Emissionsteilnehmers wider, sondern sie passt eher auf Anleger, die erst nach dem Börsendebüt eingestiegen sind.

Außerdem stellen die beobachteten Zusammenhänge nur Trends dar, keine verlässlichen Regeln. Das zeigt das Beispiel Fortunecity.com. Trotz des Konsortialführers Deutsche Bank notiert die Aktie des Internet-Entertainers mehr als 90 Prozent unter dem Ausgabekurs. Hinzu kommt, dass die Kursentwicklung der meisten Neuemissionen hinter dem Gesamtmarkt zurückbleibt. Der Frankfurter Bankenprofessor Mark Wahrenburg wertet die Studie als Hinweis darauf, dass die Reputation der Konsortialbanken bei Börsengängen eine wichtige Rolle spielt. "Bislang ist aber unklar, ob sich die Ergebnisse auf andere Zeitabschnitte und Märkte übertragen lassen", sagt Wahrenburg.

tmo

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