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Wirtschaft: Neuer Opel ohne Dach

Das Cabrio wird in Polen vom Band laufen

Rüsselsheim - Ein Cabrio ist ein Auto, bei dem man das feste Dach abschneidet und ein Stoffverdeck oder Klappdach draufsetzt. So war es in der Vergangenheit auch bei Opel. Doch das neue Cabrio, das Anfang 2013 startet, soll eigenständig und elegant sein, verspricht Chefdesigner Mark Adams. „Es ist ein Auto, das als Cabrio entworfen wird, es sieht ganz anders aus als der Astra“, schwärmte er vor Journalisten in Rüsselsheim. Produziert wird es in Gliwice in Polen.

Nun ist ein Cabrio eigentlich ein Auto, das niemand wirklich braucht – und das zeigt, welchen Weg Opel zu beschreiten versucht. Zwar werden auch künftig Alltagsautos den größten Anteil haben, aber Emotionen sollen eine stärkere Rolle spielen. Das gilt für den neuen Zafira, der noch in diesem Jahr startet, wie für den Kleinwagen mit dem Arbeitstitel Junior, der wie das Cabrio 2013 auf den Markt kommt. Opel-Chef Nick Reilly sieht ihn als ein Fahrzeug für Menschen, die aus Vernunftgründen kleinere Autos fahren, aber nicht auf alles verzichten wollen. „Es ist ein kleines Auto, aber man kann zum Beispiel den iPod anschließen und total vernetzt sein. Junior ist ein mieser Name, so werden wir es nicht nennen.“

Kleine Autos sind die Zukunft, weil der Ölpreis dauerhaft steigt, glaubt Reilly. Die aktuelle Lage in Nahost spiele bei den Zukunftsszenarien keine große Rolle. „Wenn es eine große Explosion im Nahen Osten gibt, wird uns das wehtun, aber es wird sich nur kurzfristig auswirken“, sagt er. „So oder so planen wir mit einem höheren Ölpreis.“ Denn es sei der langfristige Trend, der die Nachfrage nach kleinen Autos antreiben werde.

Designer Adams, der schon seit gut acht Jahren bei Opel ist, sieht das Unternehmen nach Überwindung der Beinah- Pleite derzeit in einer besonders dynamischen Phase. „Das Schwierigste ist, den Felsen ins Rollen zu bringen. Wenn er erst mal rollt, wird es einfach. Schwung lässt sich durch nichts ersetzen.“ Und offenbar stellen sich erste wirtschaftliche Erfolge ein. „Jeden Monat heben wir die Prognose ein bisschen an. Das Vertrauen der Verbraucher kommt zurück“, sagt Reilly. Ohne die Kosten des Stellenabbaus werde Opel in diesem Jahr in die Gewinnzone zurückkehren. Die Zahlen für 2010 sind allerdings noch nicht so rosig: Der US-Mutterkonzern General Motors schrieb zwar mit 4,7 Milliarden Dollar den ersten Gewinn seit 2004, aber das Europageschäft, das vor allem aus Opel besteht, schlug mit einem Minus von 1,8 Milliarden Euro zu Buche.

Der Hoffnungsträger namens Ampera, der noch in diesem Jahr auf den Markt kommt, wird daran vorerst nichts ändern: Mit dem elektrisch angetriebenen Mittelklasseauto, das für längere Strecken auch einen kleinen Benzinmotor an Bord hat, werde Opel frühestens in drei, vier Jahren Geld verdienen, schätzt Reilly. In 2012, dem ersten vollen Verkaufsjahr, werde der Absatz bei 6000 bis 10 000 Stück liegen. Aber obwohl vor allem Firmen- und Behördenflotten anvisiert werden, haben auch 3000 Privatkunden bereits eine Bestellung in Aussicht gestellt – und 800 haben sogar schon angezahlt, obwohl es das Auto noch gar nicht gibt.Moritz Döbler

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