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Wirtschaft: Neuer Tarifvertrag für 130 000 Chrysler-Mitarbeiter

US-Autogewerkschaft UAW verhandelt noch mit General Motors und Ford/Hohe Gesundheitskosten belasten die Autobauer

Detr oit/Berlin (Tsp). Die USAutomobilarbeiter-Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) hat sich mit der Chrysler Group, der US-Sparte von Daimler-Chrysler auf eine vorläufige Tarifvereinbarung verständigt. Die Verhandlungen mit den beiden anderen großen Autobauern in den USA, General Motors (GM) und Ford sowie den Autozulieferern Delphi und Visteon wurden nach Auskunft der Gewerkschaft am Montag – entgegen den Erwartungen – noch nicht abgeschlossen. Die Verhandlungen hierzu würden fortgesetzt, teilte die UAW mit.

Details über den Abschluss mit Daimler-Chrysler wurden nicht bekannt. In der Stuttgarter Konzernzentrale hieß es auf Anfrage lediglich, die Tarifvereinbarung laufe über vier Jahre und betreffe 130000 Chrysler-Mitarbeiter sowie Pensionäre. Das Chrysler-Management wurde mit den Worten zitiert, Unternehmen und Gewerkschaft hätten eine „faire und verantwortliche“ Vereinbarung getroffen.

UAW-Chef Ron Gettelfinger sagte, Einzelheiten des Tarifabschlusses würden erst bekannt gegeben, wenn eine Urabstimmung darüber stattgefunden habe. Das Abkommen mit Chrysler solle auch die Grundlage bilden für die angestrebten Vereinbarungen mit Ford und General Motors. Daimler-Chrysler-Chef Jürgen Schrempp hatte in der vergangenen Wochen angekündigt, dass Chrysler die Sparmaßnahmen intensivieren werde, um die angepeilte „schwarze Null“ in diesem Jahr zu erreichen. Chrysler und die anderen US-Hersteller liefern sich seit zwei Jahren eine Rabattschlacht, die schwer auf die Gewinne drückt.

UAW-Chef Gettelfinger sagte zum Tarifabschluss, „Daimler-Chrysler hat sich als das Unternehmen herausgestellt, von dem wir glauben, wir könnten das beste Ergebnis für unsere aktiven und pensionierten Mitarbeiter erzielen“. Es lägen aber noch viele schwierige Einzelfragen auf dem Tisch. Bis zu einer Lösung würden die bisherigen Tarifeinigungen mit den beiden anderen großen Automobilherstellern auf einer provisorischen Basis weiter in Kraft bleiben, fügte er hinzu. Daimler-Chrysler hatte bei der Gewerkschaft um die Zustimmung zum Verkauf von Fertigungsstätten für Auto-Teile sowie weitere Maßnahmen mit dem Ziel einer Produktivitätssteigerung geworben.

In Industriekreisen hieß es, größtes Hindernis auf dem Weg zu einer Tarifeinigung mit den anderen beiden Herstellern sei die Forderung von GM gewesen, die Selbstbeteiligung von Gewerkschaftsmitgliedern an verschreibungspflichtigen Medikamenten auf mehr als das Doppelte zu erhöhen. GM hatte wiederholt erklärt, dass wachsende Kosten für die Gesundheitsversorgung seine Gewinne belasteten. Der weltgrößte Autohersteller hatte im vergangenen Jahr rund 4,5 Milliarden Dollar für die Gesundheitsversorgung seiner Mitarbeiter ausgegeben.

Mehr Rentner als Arbeiter

Die UAW vertritt rund 302500 Arbeiter der drei großen Detroiter Autokonzerne und ihrer Zulieferer. In der Gewerkschaft sind zudem rund 475000 Rentner organisiert. Nicht nur die Gewerkschaft, auch die US-Autofirmen hatten Interesse an einem neuen Tarifabschluss signalisiert, um zusammen mit den Gewerkschaften angesichts des verstärkten Konkurrenzdrucks ausländischer Automobilhersteller ohne Gewerkschaftsvertretung ein Signal der neuen Kooperationsbereitschaft zu setzen. In den USA fiel der Marktanteil der „Big Three“ zuletzt auf ein historisches Tief von 57,9 Prozent.

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