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Wirtschaft: Neuer Telefongigant in den USA

AT&T bietet 65 Milliarden Dollar für Bell South / Monopol befürchtet

New York - Der amerikanische Telekomgigant AT&T will die drittgrößte US-Telefongesellschaft Bell South Corporation für rund 65 Milliarden Dollar (54 Milliarden Euro) kaufen. Die Übernahme könne bereits an diesem Montag angekündigt werden, berichteten die „New York Times“ und das „Wall Street Journal“ am Sonntag. Die Firmen nahmen keine Stellung.

AT&T würde mit einer Übernahme von Bell South der mit Abstand größte US-Telekommunikationskonzern mit einem Umsatz von rund 125 Milliarden Dollar, 70 Millionen Telefon- und fast zehn Millionen Breitbandkunden. Bei der Kaufsumme wäre Bell South mindestens 36 Dollar je Aktie wert, was ein Aufgeld von mindestens 15 Prozent gegenüber dem Kurs vom Freitag von 31,46 Dollar bedeuten würde.

Das Einzugsgebiet des neuen Telefonriesen würde von Kalifornien bis Florida reichen. AT&T und Bell South kontrollieren bereits gemeinsam die größte amerikanische Mobilfunkfirma Cingular Wireless mit 54,1 Millionen Kunden sowie das lukrative Online-Gelbe-Seiten-Geschäft Yellowpages.com. AT&T würde durch den Bell-South-Kauf den Hauptkonkurrenten Verizon mit einem Umsatz von 75 Milliarden Dollar weit überflügeln. Eine Übernahme von Bell South durch AT&T müsste von den Aufsichtsbehörden genehmigt werden und könnte etwa ein Jahr dauern. Telekommunikationsfachleute erwarten keine allzu großen Schwierigkeiten, da sich die Einzugsgebiete kaum überschneiden.

Der Zusammenschluss der beiden noch verbliebenen „Bell“- Gesellschaften wäre „ein riesiger Schritt“ bei der Wiederherstellung des Monopols, das in der US- Telefonbranche vor der Zerschlagung der alten AT&T im Jahr 1984 existierte, erklärte die „New York Times“. Die ursprüngliche AT&T, die auch als „Ma Bell“ (Mutter Bell) bekannt war, hatte jahrzehntelang ein amerikanisches Telefonmonopol gehabt.

Die frühere Telekom-Gesellschaft SBC Communications hatte erst im November 2005 die alte AT&T für 16 Milliarden Dollar übernommen und deren weitaus bekannteren Firmennamen angenommen. Das Unternehmen wird von dem langjährigen SBC-Chef Edward E. Whitacre Jr. geführt, der den Konzern durch Serienkäufe kleiner und großer Konkurrenten neben Verizon zum US-Branchenführer in der Telekommunikationsbranche gemacht hatte. Für Whiteacre, der sich dem Ruhestand nähert, wäre der Bell-South-Kauf ein krönender Abschluss seiner Erfolgskarriere. AT&T war in der jüngsten Ausgabe des Magazins „Fortune“ zum „am meisten bewunderten“ Telekom-Konzern deklariert worden.

Verizon hatte seinerseits nach langer Übernahmeschlacht mit Qwest Communications kürzlich den Telekom-Konzern MCI übernommen. Die Übernahme von Bell South könnte nach Darstellung der „New York Times“ Druck auf Verizon ausüben, Qwest zu kaufen. Dies wäre die letzte der noch verfügbaren großen Bell-Gesellschaften. Wegen des Siegeszugs des Mobilfunks und des Internets mit Online-Telefonverkehr befindet sich das traditionelle Festnetzgeschäft der Telefongesellschaften seit Jahren auf dem Rückzug. pf/dpa

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