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Neues Betriebssystem: Microsoft ändert seine Strategie radikal

Der Software-Riese Microsoft öffnet sich mehr für das Internet. Mit dem neuen Betriebssystem "Windows Azur" steigt der Konzern ins wachsende Geschäft mit externen Rechenzentren und Software via Web ein. Er reagiert damit auf Konkurrenz von Google oder Amazon.

Der weltgrößte Softwarekonzern Microsoft setzt in einem Strategieschwenk deutlich stärker als bisher aufs Internet. Über eine neue Variante seines Windows-Betriebssystems mit dem Namen "Windows Azure" steigt der Konzern ins wachsende Geschäft mit externen Rechenzentren und Software via Web ein. Unternehmen sollen so massiv Kosten sparen und flexibler werden. "Das ist ein Wendepunkt für Microsoft", kündigte Software-Chefarchitekt Ray Ozzie am Montag in Los Angeles an. Der Konzern will im Zuge der Offensive auch eine Reihe neuer Datenzentren in den USA und Europa bauen oder erweitern.

Weit mehr als Schreibtisch-PCs und firmeneigene Rechenzentren steht laut Experten künftig das Internet als gigantischer Datenspeicher im Zentrum der IT-Entwicklung. Fachleute sprechen wegen der Zusammenballung unzähliger Rechner im Web von einer "Wolke" aus Computern ("Cloud Computing"), auf die jeder von überall zugreifen kann.

Microsoft reagiert mit dem massiven Einstieg ins "Cloud Computing" auch auf die Bedrohung seiner Geschäftsfelder durch Wettbewerber wie Google, Amazon, SAP, IBM und Salesforce.com. Sie bieten bereits Software via Internet an oder lassen Unternehmen ihre riesige Datenzentren online nutzen.

Angst vor kostenlosen Konkurrenzangeboten

Kunden von Microsoft dringen seit langem auf mehr Öffnung hin zum Web. Dem Softwareriesen drohen dabei große Gefahren: Der US- Konzern muss seine nach wie vor wichtigsten Ertragsbringer, die Programme Windows und Office vor zum Teil sogar kostenlosen Konkurrenzangeboten via Internet schützen.

Das neue Betriebssystem soll ausschließlich in den Datenzentren von Microsoft laufen. Es sei die Basis für den Wandel von reiner Software hin zu Software plus Service via Internet, sagte Ozzie bei einer Microsoft-Entwicklerkonferenz. Microsoft stehe bei den Umwälzungen erst am Anfang, betonte er zum Startschuss. Zu den Preisen äußerte sich Microsoft zunächst nicht.

Microsoft will künftig etwa alle seine Unternehmens-Software den Kunden alternativ auch als Online-Service anbieten. Der Konzern öffnet sich zudem mehr als bisher für Drittanbieter, die Anwendungen im Zusammenhang mit Windows-Programmen schreiben und entwickeln wollen.

Ständig zunehmendes Wachstumstempo

Der Marktforscher IDC erwartet bis 2012 mindestens eine Verdreifachung der IT-Ausgaben für "Cloud Computing" auf 42 Milliarden Dollar. Das Wachstumstempo werde ständig zunehmen. Bei Microsofts Entwicklerkonferenz PDC (Professional Developers Conference) informieren sich rund 6500 Programmierer und Kunden noch bis Donnerstag über die neuesten Entwicklungen des US-Konzerns. Ray Ozzie hatte im Sommer als oberster Software-Architekt eine der wesentlichen Rollen von Mitgründer Bill Gates übernommen, der sich damals aus dem Tagesgeschäft zurückzog. (ut/dpa)

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