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Wirtschaft: Nicht alle Fußballclubs wollen aufs Parkett

Wenn der DFB-Bundestag im Oktober die rechtliche Grundlage für die Umwandlung des in der Rechtsform des eingetragenen Vereins geführten Bundesliga-Clubs in Kapitalgesellschaften schafft, werden die meisten Clubs die mögliche Ausgliederung der Fußballprofi-Abteilung in die Form einer Kapitalgesellschaft direkt vollziehen.Im Gegensatz zu Großbritannien ist die Börse für die meisten Bundesliga-Clubs derzeit offensichtlich jedoch nicht das Maß aller Dinge.

Wenn der DFB-Bundestag im Oktober die rechtliche Grundlage für die Umwandlung des in der Rechtsform des eingetragenen Vereins geführten Bundesliga-Clubs in Kapitalgesellschaften schafft, werden die meisten Clubs die mögliche Ausgliederung der Fußballprofi-Abteilung in die Form einer Kapitalgesellschaft direkt vollziehen.

Im Gegensatz zu Großbritannien ist die Börse für die meisten Bundesliga-Clubs derzeit offensichtlich jedoch nicht das Maß aller Dinge.Lediglich Bayern München, Borussia Dortmund und möglicherweise Werder Bremen planen den zweiten Schritt an die Börse bereits für die nahe Zukunft.Dies nicht zuletzt deshalb, weil sich die Erkenntnis durchgesetzt hat, daß nur wenige Clubs den Anforderungen der Börse genügen.Darüber hinaus bestehen in den Vereinsführungen differenzierte Ansichten über Sinn und Notwendigkeit eines "Going Public".Dabei machen gerade die Meinungen der zur "Hautevolée" des deutschen Fußballs zählenden Clubs - nämlich der Meister 1.FC Kaiserslautern und der Vizemeister FC Bayern München - die unterschiedlichen Auffassungen deutlich.

Der FC Bayern München hat als aussichtsreichster Börsenkandidat unter den deutschen Clubs die Weichen bereits gestellt.Mit einem Umsatz von rund 165 Mill.DM und einer Umsatzrendite von rund 15 Prozent dürfte sich im Rahmen eines "Going Public" durchaus ein stattliches Emissionsvolumen generieren lassen.Für die Zukunft der "FC Bayern AG" ist von besonderer Bedeutung, daß es den Verantwortlichen in München stets zu gelingen scheint, neue "Profit-Center" zu erschließen und vorhandene weiter auszubauen.Auf diese Weise wäre die besonders für institutionelle Investoren so wichtige "Aktien-Story", die eine Ertragsphantasie wecken soll, gegeben.

Der jüngste Coup des Managements ist dabei die Professionalisierung des Unternehmensbereichs "Event Marketing"."Mittelfristig ist im Bereich Event-Marketing ein Umsatzvolumen ähnlich des klassischen Merchandising zu erreichen", so Andreas Jung, Leiter des Unternehmensbereichs "Sponsoring und Event-Marketing".Durch Ereignisse während der Bundesliga- oder Europacup-Spiele sollen Sponsoren-Beziehungen ausgebaut und eine Art "Erlebniswelt" für den Zuschauer geschaffen werden.Der FC Bayern profitiert dabei doppelt: Zum einen lassen sich die Sponsoren diese "Events" mit dem Zugpferd FC Bayern einiges kosten, zum anderen wird auch der länger im Stadion verweilende Fan ein Vielfaches mehr konsumieren."Wir müssen stets neue Quellen erschließen, um wirtschaftlich und somit auch sportlich international konkurrenzfähig zu sein", so Jung.

Anders gestalten sich die Planungen rund um den Betzenberg in Kaiserslautern."Der Aufbau eines eigenständigen Geschäftsbereichs Event-Marketing nach dem Vorbild der Bayern ist in Kaiserslautern nicht zuletzt aufgrund des Standort-Nachteils unseres Stadions mit dessen Anliegerproblem nicht möglich", so Axel Ulmer, Vizepräsident des 1.FC Kaiserslautern.In der Pfalz wird die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft, oder gar den darauf folgenden Börsengang kategorisch abgelehnt."Denkbar ist dagegen eine Genossenschafts-Gründung", so Rechtsanwalt Ulmer.Diese Volkstümlichkeit zeigt sich bereits im Bereich des klassischen Merchandising.Während der FC Bayern das Fanartikel-Geschäft von der 100prozentigen Tochter Sport Werbe GmbH führen läßt, wickelt der 1.FC Kaiserslautern Lagerhaltung und Distribution seiner Fanartikel über die Behinderten Lebenshilfe Bad Dürkheim ab.Ulmer, der auch in der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz aktiv ist, sieht zu viele Probleme bei einem Börsengang.Er verweist dabei auf den möglichen Abstieg eines Clubs aus der Bundesliga, auf die unsichere Kalkulation künftiger Spieler-Gehälter sowie auf die negativen Auswirkungen möglicher Querverbindungen."Die von Karl-Heinz Rummenigge favorisierte Vereinsbeteiligung von 50 Prozent plus eine Aktie ist aufgrund der möglichen Blockierung satzungsändernder Beschlüsse, die eben eine 75-Prozent-Mehrheit erfordern, sehr gefährlich", so Ulmer.UDO RETTBERG / STE

FAN KEITEL (HB)

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