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Wirtschaft: Nie hat Google die Börse so enttäuscht

US-Internetfirma verdoppelt fast den Gewinn, die Aktie stürzt ab. In Deutschland wächst die Konkurrenz

Berlin - Zum ersten Mal hat der US-Börsenliebling Google die Gewinnerwartungen der Börsianer enttäuscht. Der weltgrößte Betreiber von Internetsuchmaschinen meldete für das Schlussquartal 2005 einen Gewinn von 372,2 Millionen Dollar (305 Millionen Euro) und einen Umsatz von 1,9 Milliarden Dollar. Damit hat das Unternehmen den Gewinn um 82 Prozent und den Umsatz im Vergleich zum Vorjahresquartal um 86 Prozent gesteigert – doch die Analysten hatten mehr erwartet. Google sieht drei große Trends in der Branche: „Die lokale Suche, mobile Services und die Personalisierung von Angeboten, das sind die großen Themen in diesem Jahr“, sagte der Sprecher von Google-Deutschland. Realistisch sei, dass die lokale Suche bereits im ersten Quartal auch in Deutschland ans Netz geht. Bei dem Thema stehen auch die Wettbewerber Web.de und eine Tochter der Deutschen Telekom am Start.

Nach der Veröffentlichung der Zahlen am späten Dienstagabend stürzte die Google-Aktie im nachbörslichen Handel in New York massiv ab und verlor zeitweise fast 17 Prozent. Später erholte sich das Papier mit einem Kurs von 379 Dollar auf ein Minus von zwölf Prozent im Vergleich zum Schlusskurs vom Dienstag. Google-Aktien kosteten damit insgesamt 112 Milliarden Dollar und hatten 16 Milliarden Dollar an Wert verloren. Zum Vergleich: Dieser Wertverlust entsprach dem Gesamtwert der Ford-Aktien. Zum Börsengang im August 2004 hatte eine Google-Aktie 85 Dollar gekostet und war bis zum 11. Januar auf die Rekordhöhe von 475,11 Dollar gestiegen.

Google-Chef Eric Schmidt zeigte sich über das Quartalsergebnis erfreut. Google macht fast seine gesamten Umsätze mit Onlineanzeigen. Ein höherer Steuersatz, gestiegene Kosten und auch eine 90-Millionen-Dollar-Spende schmälerten aber den Gewinn. Richard Holway vom Marktforscher Ovum hält die Börsenreaktion dennoch für überzogen. Da Google keine Prognosen gebe, erstellten die Analysten ihre eigenen. Jetzt seien sie enttäuscht, dass ihre Voraussagen falsch gewesen seien. Ein Problem sei jedoch, dass die brillanten Wachstumsraten von Google sich wegen der Sonderfaktoren tatsächlich leicht abgeschwächt haben.

Mit neuen Angeboten versucht Google das Wachstumstempo aufrechtzuerhalten. Ein neuer Dienst ist „Google local“, der in USA und Großbritannien bereits online ist: Hier findet man Informationen über Restaurants, Firmen oder Unterhaltungsangebote in der unmittelbaren Umgebung. Ein Viertel der Suchabfragen sei heute schon mit lokalem Hintergrund. „Tendenz steigend“, sagt der Google-Sprecher. Google local arbeitet mit den Daten aus dem Branchenverzeichnis und verknüpft sie mit Informationen aus anderen Quellen, so dass der Nutzer etwa bei der Suche nach einem Restaurant vor Ort neben dem Stadtplan auch einen Blick in die Speisekarte werfen und Kritiken lesen kann. In den USA arbeitet Google mit den „Yellow Pages“ zusammen. Die Herausgeber der Gelben Seiten in Deutschland, die Telekom-Tochter DeTeMedien will über ihre Tochter t-info unter der Adresse „suchen.de“ ein eigenes neues lokales Suchangebot starten. Auch Web.de hat ebenfalls zur Computermesse Cebit im März den Start einer lokalen Suche angekündigt. Die Anbieter gehen davon aus, dass für Werbekunden – vor allem auch für mittelständische Kunden – solche ortsnahen Werbemöglichkeiten sehr attraktiv sind. mit dpa

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