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Wirtschaft: Noch kein Aufschwung am Arbeitsmarkt

4,547 Millionen Menschen im März ohne Job / Experten sehen kaum Chancen für spürbare Erholung in diesem Jahr

Berlin/Frankfurt (Main) (brö/ro). Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist im März nur wenig zurückgegangen. 4,547 Millionen Menschen suchten im vergangenen Monat eine Arbeit, das waren nur 93600 weniger als im Februar, wie die Bundesagentur für Arbeit am Dienstag in Nürnberg mitteilte. Ohne eine Änderung der Statistik zum Jahresanfang wäre dies die höchste MärzArbeitslosigkeit seit der Wiedervereinigung gewesen. Bereinigt um Saisoneinflüsse stieg die Arbeitslosigkeit sogar um 44000 auf 4,344 Millionen an – das war die dritte Zunahme in Folge.

Als Grund für die Verschlechterung nannte die BA die schwache Konjunktur. „Derzeit wirkt sich die aktuelle wirtschaftliche Situation wieder deutlicher aus“, sagte BA-Chef Frank-Jürgen Weise. Auch mit der Politik des so genannten Förderns und Forderns von Arbeitslosen lasse sich die Konjunkturschwäche nicht kompensieren. Unter Fördern und Fordern versteht man die intensivere Betreuung von Arbeitslosen, die aber auch einen verstärkten Druck bedeutet. Wer Jobs ausschlägt oder sich weigert, an Trainingsmaßnahmen teilzunehmen, wird demnach aus der Arbeitslosen-Statistik gestrichen. Dies hatte bis Ende 2003 zu einem Rückgang der saisonbereinigten Arbeitslosigkeit geführt.

Dabei werden seit Januar Arbeitslose, die an Trainingsmaßnahmen teilnehmen, nicht mehr in der Nürnberger Statistik berücksichtigt. Ohne diese Änderung hätte die Statistik rund 4,635 Millionen Arbeitslose ausgewiesen, knapp 30000 mehr als im vorigen März und rund 12000 mehr als beim bisherigen März-Höchstwert 1998.

Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) äußerte sich enttäuscht über die Zahlen. „Wir brauchen dringend mehr Wachstum und vor allem höhere Investitionen“, sagte er. Die Regierung habe dafür die Weichen gestellt. Alles andere führe zu Verunsicherung und lähme die Konjunktur. Dagegen warf die Opposition der Regierung Versagen vor. Rot-Grün stehe „mit beiden Füßen“ auf der Wachstumsbremse, kritisierte CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer. Wer über Ausbildungsplatzabgabe und Steuererhöhungen rede, brauche sich über die Arbeitsmarkt-Lage nicht zu wundern.

Nach Ansicht von Volkswirten ist kurzfristig keine deutliche Erholung am Arbeitsmarkt zu erwarten. Wolfgang Franz, Mitglied des Wirtschafts-Sachverständigenrats, rechnet erst Ende 2004 mit einem Stellenzuwachs. Seine Skepsis begründet er mit höheren Risiken für die Konjunkturentwicklung.

50000 Jobs bei Banken in Gefahr

In der Informationstechnikbranche könnten derweil in den kommenden Jahren noch mehr Stellen gestrichen werden. 50000 Jobs seien bis 2008 in Gefahr und könnten nach Asien und Osteuropa verlegt werden, ergab eine Studie von Volkswirten der Deutschen Bank, die gestern in Frankfurt (Main) vorgestellt wurde. Das wären 3,5 Prozent aller derzeit 1,4 Millionen Stellen in diesem Bereich. Schuld sei der Kostendruck. Betroffen würden davon vor allem die Banken. Anders als die Auto- oder die Elektronikindustrie, wo die Konzerne nur noch 25 Prozent selbst fertigten, liege die Fertigungstiefe bei den Banken noch immer bei 80 Prozent.

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