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Wirtschaft: NordLB bleibt auf Wertpapieren sitzen

Kreise: Lars Windhorst will Aktien nicht mehr

Düsseldorf/Berlin - Die Norddeutsche Landesbank (NordLB) ist bei drei deutschen Mittelständlern zum Großaktionär wider Willen geworden. Wie die Bank dem „Handelsblatt“ sagte, habe sie im Auftrag eines Kunden 13 Millionen Aktien im Wert von mehr als 100 Millionen Euro erworben. Nun aber wolle der Kunde nicht bezahlen. Aus börsenpflichtigen Mitteilungen der NordLB geht hervor, dass es sich um Anteile der Firmen Balda, Curanum und Euromicron handelt. Der für die Käufe verantwortliche Händler wurde laut NordLB wegen interner Regelverstöße und Kompetenzüberschreitungen inzwischen fristlos entlassen.

An dem Handyzulieferer Balda hält die NordLB nun 15,5 Prozent und ist damit aktuell der größte Einzelaktionär des Unternehmens. Für Balda bedeutet der unfreiwillige Großaktionär NordLB eine massive Belastung. Die Bank hält 8,4 Millionen Balda-Aktien, die sie am liebsten sofort abgeben würde. Der Kurs von Balda, der seit Jahresbeginn schon um 70 Prozent gefallen ist, brach am Mittwoch erneut um mehr als 20 Prozent auf unter 2,50 Euro ein. Händler sprachen von einem ungeheuren Verkaufsdruck bei Balda. Das Aktienpaket, für das die NordLB insgesamt rund 60 Millionen Euro bezahlt hat, ist nur noch 20 Millionen Euro wert.

Auch der Altersheimbetreiber Curanum und der Netzwerkanbieter Euromicron sind von den sonderbaren Käufen der NordLB betroffen. Curanum gehört der Bank nun zu 13,1 Prozent, an Euromicron hält sie 20,2 Prozent. Auch diese beiden Aktienpakete sind seit dem Kauf durch die NordLB im Wert stark gefallen, und auch sie wollte die NordLB an einen Kunden weiterreichen, der sie nun nicht haben will.

Nach Informationen aus Bankenkreisen handelt es sich bei dem Kunden um die Vatas Holding in Berlin, hinter der der südafrikanische Milliardär Robert Hershov steht. Der Geschäftsführer von Vatas ist Lars Windhorst – eine der schillerndsten Figuren in der deutschen Investmentszene. Der frühere Jungunternehmer Windhorst galt in den 90er Jahren als Wunderkind der deutschen Wirtschaft und reiste sogar in Delegationen mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl durch die Welt. Inzwischen hat Windhorst mehrere Privatinsolvenzen hinter sich. Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung, Betrug und Kursmanipulation.

Zum Fall NordLB wollte sich Windhorst am Mittwoch auf Anfrage nicht äußern. Fest steht, dass Vatas beziehungsweise deren Muttergesellschaft Sapinda bereits Aktienpakete an allen drei bei der NordLB fraglichen Beteiligungen hält. So besitzt Sapinda 8,4 Prozent an Balda, Vatas hat einen Anteil von 17,9 Prozent an Curanum und 11,3 Prozent an Euromicron gemeldet.iw/fmd(HB)

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