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Wirtschaft: Nortel: Die Aktie des kanadischen Telekommunikationsausrüsters ist kometenhaft gestiegen

Der Vorstandsvorsitzende John Roth des kanadischen Telekommunikationsausrüsters Nortel Networks Corp. wirkt als Person eher unscheinbar.

Der Vorstandsvorsitzende John Roth des kanadischen Telekommunikationsausrüsters Nortel Networks Corp. wirkt als Person eher unscheinbar. Doch der Sammler schneller Autos bringt es auf einer lokalen Rennstrecke in der Nähe des Firmensitzes in Brampton im Bundesstaat Ontario schon mal auf 260 Stundenkilometer.

Tempo, so scheint es, ist eine der größten Stärken von Roth, auch im Geschäftlichen. Seit der Nortel-Konzern vor zwei Jahren aus einer Fusion des eher hausbackenen kanadischen Zulieferers für Telefongesellschaften Northern Telecom Ltd. mit dem kalifornischen Internetausrüster Bay Networks entstand, hat die Aktie des Konzerns einen kometenhaften Aufstieg erlebt. Sie steht heute bei fast allen großen Investmenthäusern an der Spitze ihrer Kauflisten. Nortel Networks ist es nämlich gelungen, die Verlässlichkeit herkömmlicher analoger Kommunikations-Netze mit der Effizienz digitaler Datentransportnetze zu kombinieren. Solcherlei Verbundsysteme gelten als die Netze der Zukunft. Sie geben traditionellen Firmen die Gelegenheit, am E-Commerce und der Effizienz der Internetökonomie teilzuhaben, ohne dass sie sich umgehend von ihren herkömmlichen Kabelnetzen trennen müssen.

Bei seinen Anfängen vor knapp zwei Jahren hatten Analysten dem Konzern kaum eine Chance gegeben. Damals wirkte der Entschluss Roths, das von Schwächen geplagte Unternehmen Bay Networks zu kaufen bei der Analystengemeinde so, als wolle hier der Blinde dem Lahmen helfen. Inzwischen erscheint der Schritt als genial. Bay Networks verfügte über neueste Internet-Technologiestandards und brachte die etwas behäbige Northern Telecom gehörig in Schwung. Raffinierte Bonusprogramme sorgen für hohe Mitarbeitermotivation, und man sagt, in dem heute 77 000 Beschäftigte zählenden Konzern gibt es Zeichen von Unternehmergeist wie in einem Jungunternehmen. Während das Management vorsichtig für das laufende Jahr ein Umsatzwachstum von 25 bis 30 Prozent ankündigt, rechnen Analysten eher mit 35 Prozent. Zu den für dieses Jahr erwarteten Erlösen in Höhe von 28,5 Milliarden Dollar dürfte der Glasfaserbereich allein elf Milliarden Dollar beisteuern, glaubt Wertpapieranalyst Alex Henderson von der Investmentbank Salomon Smith Barney. Das Umsatzwachstum in diesem Segment wird von 20 Prozent im vergangenen Jahr auf 40 Prozent bis Ende dieses Jahres und 50 Prozent im kommenden Jahr steigen, schätzt er. "Im Glasfaserbereich ist Nortel der Konkurrenz um zwölf Monate voraus", glaubt auch Wertpapieranalyst Tim Luke von der Investmentbank Lehman Brothers. Er beurteilt Nortel als einen der am besten positionierten globalen Wettbewerber der Branche.

Risiken sehen Experten allenfalls für den Fall, dass die Glasfaserbranche insgesamt schwächer wächst oder dass die Kunden von Nortel unter Preisdruck geraten. Außerdem könnten mögliche Versorgungsengpässe das Geschäft verderben. Als Kursziel nennt Merrill Lynch, ebenso wie Salomon Smith Barney, 100 Dollar, Lehman Brothers hat es bei 85 Dollar angesetzt.

hus

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