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Wirtschaft: Notenbank: EZB verzichtet auf Leitzinssenkung

Entgegen vielfacher Spekulationen hat die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag die Leitzinsen nicht gesenkt. Die Währungshüter bekräftigen aber, sie stünden weiter bereit, das Bankensystem mit zusätzlicher Liquidität zu unterstützen.

Entgegen vielfacher Spekulationen hat die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag die Leitzinsen nicht gesenkt. Die Währungshüter bekräftigen aber, sie stünden weiter bereit, das Bankensystem mit zusätzlicher Liquidität zu unterstützen. Wie am Vortag stellte die EZB den Geschäftsbanken auch am Donnerstag durch einen so genannten Schnelltender Mittel zur Verfügung. Weil zur Zeit viele Aktienanlagen aufgelöst und auf Girokonten transferiert werden, hat sich der Liquiditätsbedarf der Banken erhöht.

Zum Thema Online Spezial: Terror gegen Amerika Fotostrecke I: Der Anschlag auf das WTC und das Pentagon Fotostrecke II: Reaktionen auf die Attentate Fotostrecke III: Rettungsarbeiten in New York Chronologie: Die Anschlagserie gegen die USA Reaktionen: Weltweites Entsetzen Osama bin Laden: Amerikas Staatsfeind Nummer 1 gilt als der Hauptverdächtige Der EZB-Rat brachte seine "tiefe Trauer über die beispiellosen und tragischen terroristischen Vorfälle" in den USA zum Ausdruck. Dadurch werde aber die fundamentale Stärke und Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft nicht beeinträchtigt. Die Zentralbank werde die Lage an den Märkten weiter beobachten und wenn nötig handeln. Der entscheidende Leitzins im Europäischen Währungsraum bleibt damit unverändert bei 4,25 Prozent.

Im Vorfeld der Ratssitzung vom Donnerstag hatten Marktbeobachter auf Grund der zunehmenden Verunsicherung in Folge der Terroranschläge in den USA eine Zinssenkung nicht ganz ausgeschlossen. Dabei beunruhigt die Marktteilnehmer die relative Abhängigkeit der hiesigen Exportwirtschaft vom US-Markt. Für Deutschland sind die USA mit einem Anteil von 10,6 Prozent zweitwichtigster Handelspartner hinter Frankreich mit 11,4 Prozent. Der Bundesverband deutscher Banken (BdB) bemühte sich am Donnerstag um Beschwichtigung: Zwar hätten die Anschläge die Unsicherheiten für die weltwirtschaftliche Entwicklung erhöht, doch sehe man derzeit keine Anzeichen für eine Krise an den Rohölmärkten und daraus folgend eine globale Rezession.

EZB-Präsident Wim Duisenberg war den Spekulationen über Zinssenkungen bereits am Mittwoch entschieden entgegengetreten. Der Euro reagierte auf die Entscheidung der EZB am Donnerstag kaum und notierte weiter bei Kursen um 0,9060 Dollar. Keine Rolle bei der Entscheidung spielten offenbar auch die neuesten Daten von Eurostat, dem Statistischen Amt der Europäischen Gemeinschaft. Denn die Verschlechterung der Wachstumszahlen im zweiten Quartal war nach Bekanntgabe der ersten Daten für Italien, Deutschland, Frankreich und die Niederlande erwartet worden. Das Wachstum im Euro-Raum kam im zweiten Quartal nun fast zum Stillstand. Gegenüber dem ersten Quartal stieg Bruttoinlandsprodukt (BIP) im Euro-Raum und in der EU im zweiten Quartal nur noch um 0,1 Prozent. Im ersten Quartal war es noch ein Plus von jeweils 0,5 Prozent, teilte Eurostat am Donnerstag mit. Im Jahresvergleich stieg das BIP von April bis Juni im Euroraum und der EU um jeweils 1,7 Prozent. Im Vorquartal waren es im Jahresvergleich noch 2,4 Prozent. Gestützt wurde die Konjunktur den Angaben zufolge vor allem immer noch vom privaten Konsum, der aber an Schwung verlor. Die Investitionen schwächten sich deutlich ab. Auch die Exportwirtschaft bekam die Konjunkturabkühlung zu spüren.

Der Leiter der Abteilung Internationale Konjunktur bei der Deutschen Bank, Stefan Schneider, erklärte, die EZB sei angesichts der temporären Verunsicherung an den Märkten ohnehin machtlos. "Eine Leitzinssenkung um 50 Basispunkte kann den Konsumenten auch keine zusätzliche Sicherheit geben", sagte Schneider. Was in ihrer Macht stehe, habe die EZB allerdings getan. Auf die kurzfristigen Finanzengpässe in Folge höherer Liquiditätsnachfrage hatte die Notenbank mit zwei Mengentendern (Vgl. Lexikon) am Mittwoch und Donnerstag reagiert. In beiden Fällen wurden den Märkten zu einem Festzins von 4,25 Prozent zusätzliche Mittel angeboten und somit dem Druck auf höhere Zinsen entgegengewirkt. Auch die US-Notenbank und die Bank of Japan hatten die Banken am Mittwoch mit zusätzlichen Finanzspritzen versorgt.

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