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Neue Wege. Studium oder Ausbildung – nach der Schule stellen sich viele die Frage, wie es weitergeht. Bestenfalls weiß man das allerdings schon vor der letzten Prüfung. Foto: dpa

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NOTFALLPLAN: Last-Minute-Tipps für 2013 Abi – und jetzt?

Abiturienten haben viele Optionen und vor allem die Wahl. Vor dem Abschluss ist Eigeninitiative gefragt.

Für den Jahrgang 2013 fallen Orientierung und fristgerechte Bewerbung zeitlich teilweise schon zusammen. Trotzdem: Ruhe bewahren, konzentrieren, anfangen.

Über www.abi.de findet man Berufsinfos und Kompetenztests. Jede Schule kennt einen Berufsberater der Agentur für Arbeit, der kostenlos berät. Die IHK kann beim Kontakt mit Unternehmen weiterhelfen. Auf Karriere-Messen stellen sich Anbieter direkt vor. Viele Coaches arbeiten speziell mit Schülern.

Für Ausbildung oder Duales Studium bald Bewerbung losschicken. Für Unentschlossene gibt es nächsten Herbst die Last-minute-Börse der IHK mit Restplätzen. Für ein Studium bei der Zentralen Studienberatung Anforderungen und Fristen für das Fach abklären. Mit einem Praktikum im Sommer die Berufswahl absichern. Durch Schnuppertage andere Optionen ausschließen.kal

Mehr dazu im Experteninterview auf Seite K2

„Es ist die erste eigene Entscheidung im Leben“, sagt Rosegret Nave-Samanns, Coach für Berufsorientierung. Bei der Frage, wie es nach dem Abitur weitergeht, sollten Jugendliche deshalb selbst am Steuer sitzen und nicht nur auf Fragen von Lehrern und Verwandten reagieren. Empfohlen wird anderthalb Jahre vor dem Abi anzufangen. So bleibt genügend Zeit, um Fristen einzuhalten und Sprachtests zu machen. „Medizin in Berlin“ ist ein Wunsch, den Berufsberater oft hören. Eine Medizinstudentin kann aber behandelnde Ärztin, Forscherin oder Fachjournalistin werden. Was will ich und welcher Weg führt dorthin? Dabei heißt es fachlich und örtlich flexibel zu bleiben. Aus „Medizin in Berlin“ kann so Medizin in Magdeburg, Medizintechnik, eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger oder ein Freiwilliges Soziales Jahr beim Roten Kreuz werden. Oder eine Kombination.

„Gute Experten“ aus dem Umfeld über ihren Arbeitsalltag zu befragen, ist ein Tipp von Denis Buss, Leiter der Studien- und Berufsberatung der Einstieg GmbH. Eltern können als Coach unterstützten, sollten aber nicht zu viel abnehmen. Mit Freunden kann man eigene Stärken sammeln und dazu passende Berufe suchen. „Berufsorientierung kann auch Spaß machen“, sagt Buss. „Mehrgleisig zu fahren“ empfiehlt Petra Kuberg von der Agentur für Arbeit Berlin-Süd. Besser auch Plan B festzurren, meint sie, und wenn Plan A klappt, rechtzeitig absagen, damit andere den Platz bekommen.

DAS STUDIUM

Wer sich für eine überschaubare Zahl an Studienfächern interessiert, erkundigt sich bei der Studienberatung der jeweiligen Hochschule nach konkreten Details. Fachhochschulen verlangen teilweise Praktika. Für Betriebswirtschaftslehre ist Mathe wichtig. Um im Herbst ein Fach zu beginnen, für das ein bestimmter Notenschnitt (Numerus Clausus) vorausgesetzt wird, ist für Abiturienten frisch von der Schule der 15. Juli Stichtag. Wer zwischen Schule und Uni etwas anderes gemacht hat, bewirbt sich bis zum 31. Mai. Fächer ohne Zulassungsbeschränkung sind bis zum 15. September belegbar. Die Bewerbungsverfahren können variieren, insbesondere an Kunsthochschulen. Für Unis im Ausland sind außerdem Sprachnachweise nötig.

DIE AUSBILDUNG

Besonders Gymnasiasten übersehen häufig die Option, direkt in einem Unternehmen einen Beruf zu erlernen. Die Laufzeit von rund drei Jahren lässt sich dabei manchmal auf zwei Jahre verkürzen. Eine Ausbildung kann auch praktisch auf ein Studium vorbereiten, besonders bei technischen Fächern. Das Duale Studium kombiniert Berufsausbildung mit Hochschulstudium. Die Bewerbung geht wie bei der Ausbildung direkt an das Unternehmen, am Besten ein Jahr im Voraus. Am Zeugnis sind für Unternehmer besonders die unentschuldigten Fehlzeiten wichtig, sagt Gerd Woweries von der Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK). Noten verlieren für Unternehmen demnach an Bedeutung. Die IHK bietet einen Kompetenzcheck für Schüler an. Das Zertifikat, in dem eigene Stärken aufgeführt werden, kann man einer Bewerbung beilegen. Schulpraktika vor dem Abi kann man schon als Teil der ernsthaften Suche nach einem Beruf nützen. Ein Praktikum in den Sommerferien kann helfen, eine Wahl zu bekräftigen. Bei Schnuppertagen lässt sich herausfinden, ob das Arbeitsumfeld etwa in einem Labor liegt.

ZWISCHENLÖSUNGEN

Wichtig ist eine sichere Entscheidung, sagen die Berufsberater. Ein späterer Studienabbruch falle schwer, auch wenn er richtig sei. Wer noch nicht so weit sei oder nach dem Abistress eine Pause brauche, solle sich lieber bewusst sagen, „das ist mein Jahr“ und etwas für Persönlichkeit und Reife tun. Im Idealfall lassen sich dabei vorhandene Berufsideen bestärken oder ausschließen, das sei aber kein Muss. Gerade mit der verkürzten Schulzeit, sagt Petra Kuberg, sei es gut begründbar, sich ein Jahr zu nehmen, um etwas auszuprobieren.

FREIWILLIGENDIENST

Beim Bundesfreiwilligendienst kann jeder, der die Pflichtschulzeit erfüllt hat, Organisationen bei ihrer Arbeit für Umwelt, Soziales, Kultur, Gesundheit, Sport und andere Bereiche ein Jahr lang unterstützen. Man braucht keine Vorkenntnisse. Interessenten sprechen direkt die jeweilige Organisation an. In beliebten Regionen wie Berlin ist eine Bewerbung ein halbes Jahr vorher ratsam. Wer in ländlichen Regionen sucht, findet auch kurzfristig etwas. Auch beim Freiwilligen Sozialen Jahr und Freiwilligen Ökologischen Jahr geht der Weg direkt über die jeweilige Organisation. Wer mit einem Freiwilligendienst oder zum Arbeiten ins Ausland will, muss mindestens 18 Jahre alt sein.

INS AUSLAND

Mit dem Programm „weltwärts“ gehen Menschen bis 28 Jahre nach Lateinamerika, Afrika oder Asien und unterstützen Entwicklungsprojekte. Sprachkenntnisse, Interesse an Kulturen und Lebensverhältnissen im Land sind Pflicht. Es lohnt sich, sich ein Jahr im Voraus zu orientieren und Ehemalige nach ihren Erfahrungen zu fragen. Auch wer als Au-pair Kinder betreuen will, kann zuhause zur Probe schon Babysitten. Schüler sollten bei der Wahl reflektieren, wie reif sie sich schon fühlen, damit der Aufenthalt positiv verläuft.

Wichtig ist auch während der Auszeit die Berufsorientierung im Auge zu behalten, warnen Berufsberater. Immer wieder informieren, ausprobieren, reflektieren. Dann steht am Ende der Reise nicht die Frage „Und nun?“

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