zum Hauptinhalt

Wirtschaft: Nur Kriegseuphorie treibt die Kurse an den Börsen Experten warnen: Optimismus ist nicht von Wirtschaftsdaten gedeckt

New York / Frankfurt (Main) (pf/scc/HB). Nach dem ersten Kriegswochenende setzen die Anleger auf ein rasches Ende des Konflikts.

New York / Frankfurt (Main) (pf/scc/HB). Nach dem ersten Kriegswochenende setzen die Anleger auf ein rasches Ende des Konflikts. Der wichtigste Index in den USA, der Dow Jones, verzeichnete den größten Anstieg innerhalb einer Woche seit 1982. Er konnte in den vergangenen fünf Handelstagen um 8,4 Prozent 8522 Punkte zulegen. Der Deutsche Aktienindex Dax präsentierte sich noch stärker. Er stieg innerhalb der vergangenen Woche um rund 13 Prozent auf 2715 Zähler. Die DZ Bank zum Beispiel geht nun davon aus, dass es in den kommenden Tagen je nach Nachrichtenlage aus dem Irak zu starken Kursschwankungen kommen könnte. Sollten sich die Kriegshandlungen länger hinziehen als erwartet, oder sollte es zu Terroranschlägen kommen, „wäre die Kurserholung schnell passé“. Falls sich die Aussichten auf ein schnelles Kriegsende jedoch bestätigten, könnte dies den Aktienmärkten weiteren Auftrieb geben, schätzen die DZVolkswirte.

Viele Experten ziehen Parallelen mit früheren Kriegen. In den ersten drei Tagen nach dem irakischen Überfall auf Kuwait im August 1990 fiel zum Beispiel der Dow Jones um mehr als sechs Prozent und bis zu 19 Prozent im Oktober. Nach Beginn des Gegenangriffs der von den USA geführten Koalition am 17. Januar 1991 schoss der Index um 4,6 Prozent in die Höhe und am Tage der Feuereinstellung am 3. März war er wieder auf dem Stand vor der Invasion angelangt.

Aber diesen Vergleich lässt der Volkswirt Henry Kaufman von der Firma Henry Kaufman & Co. nicht gelten. „Wir haben es hier mit einer Erleichterungsrallye zut tun, nichts anderes“, sagte er. Richard Berner, Chefökonom für die US-Konjunktur beim Investmenthaus Morgan Stanley, sieht es so: „Die Kriegserwartung schafft Unsicherheit und der Kriegsbeginn reduziert die Unsicherheit“. Und der US-Aktienstratege Richard Bernstein von Merrill Lynch & Co. sagte, die Anleger ignorierten schlicht die wirtschaftlichen Grunddaten, die sich mit der steigenden Arbeitslosenquote und Hinweisen auf eine Abschwächung in der verarbeitenden Industrie verschlechtert hätten. „Die Leute springen in den Markt ohne Rücksicht auf Fundamentaldaten, weil sie Angst haben, den Zug zu verpassen.“

Abseits der Irak-Frage könnte in Deutschland am Mittwoch die Veröffentlichung des Ifo-Geschäftsklima-Index für Bewegung an den Finanzmärkten sorgen. Die Analysten der Deka-Bank erwarten einen geringfügigen Anstieg des Indikators. Bei den Unternehmen richtet sich die Aufmerksamkeit vor allem auf die Münchener Rück, die am Donnerstag Zahlen vorlegen wird. Auch die Bilanzpressekonferenz der Hypovereinsbank (HVB), ebenfalls am Donnerstag, wird mit Spannung erwartet, weil die Bank nach Meinung von Analysten eventuell Schritte zur Stärkung der Kapitaldecke ankündigen wird. Zudem müssen sich Anleger an die Neuordnung der Indizes der Deutschen Börse gewöhnen, die diesen Montag in Kraft tritt.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false